Anke Engelke geht als Karla Fazius durch ein Lager mit Särgen in der Netflix-Serie "Das letzte Wort"
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Überall nur Tod: Karla Fazius (Anke Engelke) nimmt den Konfrontationskurs nach dem Tod ihre Mannes.

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Serie "Das letzte Wort": Und plötzlich ist er tot

Was tun, wenn plötzlich ein geliebter Mensch stirbt? Dieser Frage geht die witzige und unheimlich lebensnahe neue, deutsche Comedy-Serie von Netflix nach. Mit einer großartigen Anke Engelke als Witwe auf Abwegen.

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Von wegen kitschige, deutsche Wohlfühlcomedy: "Das letzte Wort" erwischt das Publikum eiskalt, eben wie der plötzliche Tod eines geliebten Menschen. So ein Fall ist auch Stephan Fazius. Er ist 52 Jahre alt und sein halbes Leben lang mit Karla verheiratet. Gerade sind die letzten Gäste von der Silberhochzeits-Party verschwunden, da klappt er einfach auf dem Stuhl zusammen. Stephan ist tot.

Aber der Schock prallt von seiner Frau Karla erstmal ab. Zusammen mit ihrer erwachsenen Tochter, ihrem 15-jährigen Sohn und der lebensmüden Oma fängt sie an die Beerdigung zu planen. Und weil das Geld in der Haushaltskasse knapper ist als gedacht, setzt sie sich in den Kopf einfach selbst Trauerrednerin zu werden. Gesagt getan. Kaum ist der eigene Mann unter der Erde, versucht die impulsive Karla also anderen den Abschied zu erleichtern. Mit jeder ihrer unkonventionellen Beerdigungen und jeder Begegnung mit anderen Trauernden lernt sie auch etwas über sich, ihren eigenen Verlust und die Beziehung zu ihrem Mann. Denn obwohl sie dachte ihn nach all den Jahren in- und auswendig zu kennen: Stephan hat der Familie nicht immer die Wahrheit gesagt.

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Wo Karla Fazius als Trauerrednerin aufkreuzt, geht's rund.

Sein Geheimnis setzt bei Karla eine Gedankenspirale in Gang, aus der sie sich nicht mehr befreien kann. War Stephan nicht glücklich? Was bedeutet die gemeinsame Zeit, wenn der engste Vertraute Geheimnisse vor dir hatte, und vor allem: Warum hatte er überhaupt das Gefühl etwas verbergen zu müssen? Auch ihr Sohn ist durch den Wind. Er macht sich Vorwürfe über seine letzten Worte an seinen Vater und zieht sich von seinen Freund*innen zurück. Und die grantelnde Oma würde es ihrem Schwiegersohn am liebsten gleichtun und endlich für immer unter der Erde verschwinden.

"Das letzte Wort" ist voller echter, bewegender und trauriger Momente. Aber: Die Serie ist auch sehr, sehr witzig. Das liegt natürlich einerseits an Anke Engelkes unübertroffenem komödiantischen Timing. Aber auch an der Figurenkonstellation und deren unüberlegten Entscheidungen.

Abschiednehmen will gelernt sein

Neben Karlas Familie, die sich im Abschiednehmen üben muss, ist da auch noch die Familie Borowski, deren Bestattungsunternehmen mit jeder bezahlten Beerdigung den unvermeidlichen Bankrott ein bisschen weiter hinauszögert. Trotz lebenslanger Übung fällt es ausgerechnet dem Bestatter Andreas Borowski (Thorsten Merten) schwer sein Unternehmen loszulassen und es an die Konkurrenz zu verkaufen – und so vielleicht sein Lebenswerk und die Beziehung zu seiner tief unglücklichen Frau zu retten.

"Trauern" ist kein leichtverdauliches Thema und eines, über das viel zu selten gesprochen, geschweige denn gelacht wird. "Das letzte Wort" tut all das und zwar warmherzig und mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Die Serie ist toll geschrieben, die Dialoge sind natürlich, die Figuren lebensnah, die Komik nie übertrieben und manchmal richtig surreal.

Das macht "Das letzte Wort" zu einer der wirklich guten Netflix-Serien, die hoffentlich mit einer weiteren Staffel fortgeführt wird – auch wenn die Geschichte von Karla Fazius eigentlich nach diesen sechs Folgen auserzählt ist.

"Das letzte Wort" ist komplett bei Netflix abrufbar.

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