Luther-Denkmal vor dem Rathaus auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg (25.01.2017)
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Luther-Denkmal vor dem Rathaus auf dem Marktplatz der Lutherstadt Wittenberg (25.01.2017)

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Reformationstag: Protestanten erinnern an Thesenanschlag

Am 31. Oktober 1517 hatte der Augustinermönch Martin Luther in 95 Thesen die damalige Ablasspraxis der Kirche kritisiert. Daran erinnern Protestanten am heutigen Reformationstag - eine Mehrheit wünscht sich diesen sogar als bundesweiten Feiertag.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Für den Augustinermönch Martin Luther gleicht das, was die Kirche vor gut 500 Jahren in Sachen Sündenerlass praktizierte, einem Betrug: An einem Kreuzzug teilnehmen, nach Rom pilgern oder Geld zahlen, um sich so von Sünden freizukaufen - wahre Buße und Reue sei da nicht mehr möglich, so der Mann, den man heute quasi als Reformkatholiken bezeichnen könnte.

Und so veröffentlicht er am 31. Oktober 1517 insgesamt 95 Thesen gegen den Ablasshandel - und trifft damit den Nerv der Zeit. Sein Vorstoß schlägt hohe Wellen. Freunde übersetzen die Thesen vom Lateinischen ins Deutsche, dank Druck und Vervielfältigung kommt es zu einer raschen Verbreitung.

Bundesweit einmalig: Eigener Feiertag zum Reformationsjubiläum

An diesen "Thesenanschlag" und den Beginn der Reformation erinnern Protestanten jedes Jahr am 31. Oktober. Der Tag steht im Zeichen der Selbstbesinnung. In vielen evangelischen Kirchen finden an diesem Tag Gottesdienste statt - immer öfter auch mit ökumenischen Akzenten.

2017 - zum 500. Jahrestag des Ereignisses - war der Tag bundesweit einmalig ein Feiertag. Eine Mehrheit würde sich diesen einer repräsentativen Umfrage zufolge aber dauerhaft wünschen. Denn bislang ist der Reformationstag nur in neun Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag, nämlich in Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen.

Reformationstag contra Halloween?

Dass der evangelische Feiertag durch Halloween Konkurrenz bekommt, sieht der Vorsitzende der Vereinigung der Nachfahren des Reformators Martin Luther, Christian Priesmeier, aber entspannt, "Der Gewinner ist Halloween, das kann man sicher sagen. Und ich verstehe überhaupt nicht, warum das so schlimm sein soll", so der Vorsitzende der Lutheriden-Vereinigung, der rund 200 Luther-Nachfahren angehören, im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Er selbst habe vor einigen Jahren an einem 31. Oktober in den USA erst eine Luther-Statue eingeweiht, dann einen klassischen Gottesdienst in der lutherischen Gemeinde gefeiert und anschließend erlebt, wie die Familien nach dem Gottesdienst durch die Gegend gezogen seien und in den Vorgärten "Süßes oder Saures" gerufen hätten. Beides zu verbinden, fände er schön. "Dieses Entweder-oder ist etwas typisch Deutsches."

Dieser Artikel ist erstmals am 31.10.2022 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert

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