Am 27. Juni gestorben: Autor und Philosoph Peter Bieri
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Am 27. Juni gestorben: Autor und Philosoph Peter Bieri

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Philosoph und Bestseller-Autor Peter Bieri gestorben

Der renommierte Schweizer Philosoph und Autor Peter Bieri, bekannt für seine philosophischen Werke und Romane wie "Nachtzug nach Lissabon", ist tot. Laut Angaben seines Verlags starb er bereits am 27. Juni.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Schweizer Schriftsteller Peter Bieri, der unter seinem Alias Pascal Mercier bekannt wurde, ist tot. Wie der Hanser Verlag mitteilte, ist der Schweizer Philosoph und Autor bereits am 27. Juni mit 79 Jahren verstorben. Bieri war sowohl für seine philosophischen Schriften als auch für Romane bekannt, wie etwa "Nachtzug nach Lissabon" oder "Das Handwerk der Freiheit".

Gebürtiger Schweizer mit Stationen in Heidelberg und London

Bieri wurde am 23. Juni 1944 in Bern geboren. Nach der Matura studierte er Philosophie, Klassische Philologie, Indologie und Anglistik in London und Heidelberg, wo er auch promovierte. Forschungsaufenthalte führten ihn nach Berkeley und Harvard. Nach Stationen in Bielefeld und Marburg wurde er 1993 an die Freie Universität Berlin auf den Lehrstuhl von Ernst Tugendhat berufen, den er bis 2007 innehatte. Seine akademischen Arbeiten beschäftigen sich mit der Philosophie des Geistes, der Erkenntnis und der Sprache. "Das Wichtige ist, dass, wer philosophische Überlegungen hört oder liest, sie nicht einfach nur als abstrakte Überlegungen nur wahrnimmt, sondern er muss immer wissen, wovon da die Rede ist in seinem eigenen Erleben, sonst findet er die Überlegungen fade und sie treffen ihn nicht", sagte Bieri 2006 im Gespräch mit dem BR.

Leise Bestseller unter Pseudonym

Peter Bieri schrieb niemals fade, seine Überlegungen treffen den Leser, daraus erklärte sich auch sein enormer Erfolg. Der gebürtige Berner, der an der Freien Universität lehrte, dürfte der meistgelesene Philosoph im deutschsprachigen Raum sein. Was nicht nur damit zusammenhängt, dass sich etwa "Das Handwerk der Freiheit" über 40.000 Mal verkauft hat - für einen solchen Titel schon eine astronomisch hohe Zahl. Er schrieb auch zahlreiche leise Bestseller, einen nach dem anderen, immer unter dem Pseudonym Pascal Mercier.

Für den Roman "Perlmanns Schweigen" (1995) hatte er das Pseudonym erfunden, das er 1998 mit dem Erscheinen seines zweiten Romans "Der Klavierstimmer" lüftete. Die Romane sind thematisch eng mit der philosophischen Arbeit Peter Bieris verflochten. Entsprechend erschien "Das Handwerk der Freiheit" (2001), wieder unter dem Namen Peter Bieri.

Es folgte 2004 der Roman "Nachtzug nach Lissabon", mit dem Pascal Mercier, beziehungsweise Bieri, der Durchbruch zum internationalen Beststellerautor gelang. Das Buch wurde millionenfach verkauft, die Übersetzungsrechte in mehr als 40 Sprachen weltweit vergeben. Die Verfilmung unter der Regie von Bille August kam 2013 ins deutsche Kino.

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Philosoph und Bestseller-Autor Peter Bieri gestorben

Das Schreiben und Lesen ernst nehmen

"Wir verlieren einen großen Denker und Romancier. Peter Bieri hat in eigenem Namen und unter seinem nom de plume ein Leben lang gezeigt, wie sich Gedanken und Geschichten gegenseitig beflügeln: Der Philosoph hat vom Erzähler gelernt – und umgekehrt bringen seine Romane die großen Menschheitsfragen zum Leben. Seine Bücher bleiben. Wir sind ihm dankbar dafür", teilte sein Verleger Jo Lendle mit. "Peter Bieri nahm das Schreiben und das Lesen auf eine Art und Weise ernst, die manche Menschen verwunderte", schrieb Tobias Heyl, sein Lektor.

Angesprochen auf die Frage nach der Angst vorm Tod, die seinen Bestseller "Nachtzug nach Lissabon" durchzog, sagte Bieri 2006: "Ich denke, dass das Verhältnis, das wir zu unserer Lebenszeit haben, wenn es ein artikuliertes, waches Verhältnis ist, dann ist es geleitet von der Frage: Mache ich mit der Zeit, die mir zur Verfügung steht, wirklich das, was mir wichtig ist oder wird mir die Zeit gewissermaßen gestohlen, lasse ich sie mir stehlen? Und wenn das die Frage ist, dann fragt man: Was ist denn wichtig? Da kann die Antwort eigentlich nur sein: Dasjenige ist mir wichtig, das mir dazu verhilft, der zu werden, von dem ich mir wünsche, dass ich es werde."

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