Die evangelischen Landeskirchen in Bayern und Sachsen wollen ihr geistliches Personal künftig gemeinsam ausbilden. Ab dem Jahr 2025 sollen Theologiestudierende nach dem ersten Examen und während der daran anschließenden zweijährigen Vikariatszeit gemeinsame Lehreinheiten im evangelischen Studienseminar für Pfarrausbildung in Nürnberg besuchen.
Bayerische Landeskirche braucht 26 Neupfarrer pro Jahr
Hintergrund sind unklare Trägerschaftsfragen rund um das Predigerseminar in Wittenberg, wo die Vikarinnen und Vikare der sächsischen Landeskirche bislang ausgebildet wurden. "Das hat uns nochmal den Anlass gegeben, zu schauen: Wo können wir unsere Vikarinnen und Vikare in guter Weise ausbilden lassen?", sagt Margit Klatte, in der sächsischen Landeskirche für die Weiterbildung des Pfarrpersonals zuständig, dem BR. "Bisher kaum eine Rolle" spielten dabei Finanzfragen.
Die sächsische Landeskirche brauche im Jahr zehn neue Pfarramtsanwärter, die bayerische Landeskirche kalkuliert mit 26. Da sei es "weder sinnvoll noch inhaltlich gut", diese alleine auszubilden, meint Klatte. Schließlich würden beide Landeskirchen von der Ausbildungskooperation profitieren - auch dadurch, dass sich die sächsische Landeskirche künftig auch mit einer Studienleiterstelle im Nürnberger Predigerseminar beteiligen will.
"Kirchliches Selbstbewusstsein nicht von Größe oder Geld abhängig"
Der bayerische Partner in spe, die Evangelische Landeskirche in Bayern (ELKB), verspricht sich von der Kooperation vor allem ein Gewinn für die Erfahrungen des Pfarrpersonals. Stefan Reimers, Personalleiter der ELKB, verweist auf Anfrage auf die unterschiedliche Situation in Ost und West: "Die bayerischen Protestanten bringen an vielen Stellen noch eine tiefe Verwurzelung in den regionalen Räumen mit, was in der sächsischen Landeskirche längst nicht mehr gegeben ist."
Das Szenario in Sachsen mag freilich auch der evangelischen Kirche ins Haus stehen. "Wir sind keine wachsende Kirche, das ist allen bewusst", so Reimers. "Wir müssen uns mit einer Gesellschaft auseinandersetzen, in der viele Menschen nicht mehr davon ausgehen, dass Kirche für sie eine wichtige Rolle spielt. Aber wir können zusammen mit der sächsischen Landeskirche ein Selbstbewusstsein entwickeln, das nicht von Größe oder Geld abhängt, sondern einfach davon, wie man gut mit Menschen in Kontakt kommen kann."
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