Auch im evangelischen Dekanat Passau fehlen Geistliche.
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Auch im evangelischen Dekanat Passau fehlen Geistliche.

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Wenn Pfarrer fehlen: Auch die evangelische Kirche muss reagieren

Glaube spielt in Bayern eine große Rolle. Der Bedarf an kirchlicher Seelsorge ist noch immer groß, doch es fehlen Pfarrerinnen und Pfarrer - auch bei der evangelischen Kirche.

Der Passauer Dekan Jochen Wilde schaut in seinem Büro mit Sorge auf die Karte seines Einzugsgebiets. Von 32,5 Pfarrstellen in 16 evangelischen Kirchengemeinden sind neun Stellen unbesetzt. Im Rottal gibt es schon Gemeinden, die gar keinen geistlichen Beistand mehr haben. Und die Nachwuchssuche gestaltet sich schwierig. Die Zahl der Theologiestudierenden sinkt, wenn auch nicht mehr so drastisch wie vor zehn Jahren.

Plan für eine neue Stellenverteilung bis 2024

Umstrukturierung soll die Situation erleichtern - zumindest auf dem Papier. Bei der sogenannten Landesstellenplanung der evangelischen Landeskirche werden zehn Prozent aller Stellen in Bayern abgebaut, um auf den mangelnden Nachwuchs zu reagieren. Konkret heißt das für die Region Passau: zwei Stellen werden gestrichen. Das klingt nach einem kleinen Schritt, von dem Gemeindemitglieder aber nicht begeistert sind. Denn wenn beispielsweise für Gangkofen im Landkreis Rottal-Inn kein Pfarrer gefunden wird, muss die Gemeinde selbst dessen Aufgaben übernehmen. Für Gottesdienste oder die Jugendarbeit müssen sich die Gläubigen an eine andere Kirche wenden. Denn auch Pfarrer, die bisher als Springer aushelfen, wird es nicht mehr geben.

Mögliche Gründe für den Nachwuchsmangel

Warum es so schwer ist, Nachwuchs zu finden? Wilde sagt, dass nicht nur die Missbrauchsfälle dazu führen, dass sich immer mehr Menschen von der Kirche abwenden. Auch ein gewisser gesamtgesellschaftlicher Trend habe Anteil daran. Wilde glaubt, die Kirche habe sich zu wenig an den Menschen und an dem, was sie brauchen, orientiert. Außerdem wollen laut Wilde viele angehende Pfarrer nicht oder nicht sofort in den Gemeindedienst. Stattdessen gehen sie in Krankenhäuser, in die Pädagogik oder Öffentlichkeitsarbeit.

Der Altersdurchschnitt der Geistlichen im Dekanat liegt bei 55 Jahren. In den kommenden Jahren werden also durch Pensionierungen weitere Stellen zu besetzen sein.

Mehr Geld für Stellen auf dem Land?

Um Nachwuchs zu generieren, brauche man mehr Werbung für die Region und die Lebensqualität dort, meint der Dekan. "Einerseits sind es weite Wege, andererseits haben wir kreative Gemeinden, die experimentierfreudig sind und engagiert." Es sei auch die Aufgabe der Landeskirche, die Gegend attraktiv zu machen, zum Beispiel durch einen finanziellen Anreiz.

Junge Pfarrerin schätzt Engagement der Gläubigen

Die 29 Jahre alte Pfarrerin Annalena Hardinge wollte nach ihrem Studium in Heidelberg ins Dekanat Passau zurückkehren und arbeitet jetzt in Vilshofen. Die Landschaft und das Engagement der Leute waren für sie ausschlaggebend. Sie findet den Pfarrberuf noch immer reizvoll und denkt auch nicht, dass die Kirche irgendwann überflüssig wird - im Gegenteil. "Glaube lebt man am besten im Austausch", sagt sie.

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalismus und Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über Menschen und Organisationen auf der Suche nach Nachfolgern, finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.

Glaube spielt in Bayern eine große Rolle. Der Bedarf an kirchlicher Seelsorge ist noch immer groß, doch es fehlen Pfarrerinnen und Pfarrer
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Glaube spielt in Bayern eine große Rolle. Der Bedarf an kirchlicher Seelsorge ist noch immer groß, doch es fehlen Pfarrerinnen und Pfarrer.

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