Der türkischstämmige Schriftsteller Dogan Akhanli ist am Morgen in Spanien festgenommen worden. Grundlage für die Festnahme ist offenbar ein Strafverfahren gegen Akhanli in der Türkei. Kritiker halten das Verfahren für politisch motiviert, heißt es.
Deutsche Politiker entsetzt
Akhanlis Anwalt Ilias Uyar sagte, die deutsche Botschaft in Madrid sei informiert, habe aber ebenso wenig Zugang zu dem Autor wie er selbst. Dem "Spiegel" sagte der Anwalt, er werte den Vorfall als "gezielte Jagd der türkischen Regierung auf kritische Köpfe im europäischen Ausland". Der religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck, forderte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) auf, sich unverzüglich für die Freiheit Akhanlis einzusetzen.
"Der Haftbefehl ist eindeutig rechtsmissbräuchlich." Volker Beck
Seit 25 Jahren lebt er in Köln
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", der Vorgang werde geprüft. Die türkischstämmige SPD-Politikerin Lale Akgün zeigte sich entsetzt. Akhanli sei deutscher Staatsbürger. Akhanli, der seit 25 Jahren in Köln lebt und Mitglied der internationalen Schriftstellervereinigung PEN ist, äußerte sich wiederholt kritisch gegenüber der türkischen Regierung. In seinem literarischen Werk thematisiert er den Völkermord an den Armeniern sowie die Ablehnung der Anerkennung dieses Völkermords in der Türkei. Er setzt sich für Aufarbeitung von historischer Gewalt und die Achtung der Menschenrechte ein. 2009 wurde er vom Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet.