Die Artistin im blauen Licht in einer transparenten Riesenkugel
Bildrechte: indeedphotography/GOP München

Alina Karpovich in der Luftkugel

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In der Luftkugel: "Keine halben Sachen" im GOP-Varieté München

Für die Showbranche geht es in der Vorweihnachtszeit um alles, ist sie doch rein geschäftlich die wichtigste Saison des Jahres. Im Münchner GOP erwartet die Gäste kurzweilige Akrobatik und Gänsehaut-Magie, auch mit Künstlern aus der Ukraine.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Normalerweise erzählt Show-Regisseur Knut Gminder auf der Bühne des Münchner GOP Varieté-Theaters rund um die akrobatischen Nummern gern poetische oder auch skurrile Geschichten, damit der Abend sich im besten Sinne rundet, in sich stimmig ist. Diesmal allerdings, bei der Show "Keine halben Sachen", die 2019 uraufgeführt wurde, verzichtet der Unterhaltungsprofi darauf, die Übergänge zwischen den Acts zu inszenieren, um der Fantasie des Publikums auf die Sprünge zu helfen. Die Nummern stehen jeweils für sich selbst, zusammengehalten nur durch die Moderation des Hamburgers Marcel Kösling, der sich als Conférencier ebenso bewährt wie als Magier und München-Kenner ("10.000 Euro sind hier ja eine Monatsmiete").

Für das GOP also eher eine untypische Nummernrevue, die dem Beifall nach zu schließen das Publikum über rund zwei Stunden bei Laune hält. Das muss sie auch, denn wie Geschäftsführer Peter Weil verrät, ist die jetzt beginnende Saison bis Mitte Januar rein geschäftlich natürlich überaus wichtig für die Branche. Gäste laden in diesen Wochen weitere Gäste ein, um gemeinsam einen schönen Abend zu haben, sei es als "Weihnachtsfeier", sei es Belohnung zum Jahreswechsel. Viele kommen also zum ersten Mal und sollen möglichst nicht enttäuscht werden. Da empfiehlt es sich, möglichst keine künstlerischen Risiken einzugehen, die das GOP ansonsten durchaus nicht scheut, denn das Varieté soll ja staunen machen, muss sich ständig weiterentwickeln.

Trick kann auch mal "schiefgehen"

Marcel Kösling macht ein paar Gags über unverständliche Piloten-Durchsagen im Flugzeug und wundert sich, dass es neuerdings reicht, nur den Namen der Deutschen Bahn zu erwähnen, um Lacher zu ernten, vermutlich sarkastische. Als Magier lässt Kösling einen Tisch spektakulär durch die Luft schweben und hantiert eindrucksvoll mit einem zauberhaften Seil. Vor allem jedoch beschert er Gänsehaut mit einem Hütchenspiel der besonderen Art: In einer von sechs Papiertüten lauert ein 20 Zentimeter langer Zimmermanns-Nagel. Es empfiehlt sich also nicht, mit der flachen Hand draufzuschlagen. Aber welche Tüte Kösling am Ende auslässt, darf er nicht selbst entscheiden, es wird von einer spontan rekrutierten "Assistentin" aus dem Publikum bestimmt. Hoffentlich hat sie sich beim unübersichtlichen Durcheinanderbringen der Tüten gut gemerkt, in welcher der Nagel verborgen ist! Wer will, kann im Netz anschauen, wie der Trick auch mal "schiefgeht".

Ganz nebenbei wurde von Kösling auskundschaftet, welcher Gast wohl die weiteteste Anreise hatte. Zunächst wähnte sich ein Zuschauer aus dem rund 60 Kilometer entfernten Rosenheim vorn, dann zog Bamberg an ihm vorbei und schließlich machten Potsdam (550 km entfernt) und Hannover (630 km) das Rennen unter sich aus. Das Varieté hat also bundesweite Anziehungskraft, was die einen amüsierte, die anderen verblüffte. Tröstlich, dass die angereisten Touristen auf Nachfrage nicht vorhatten, direkt nach der Vorstellung noch nach Hause zu fahren.

Kräftezehrende "Weihnachtskugel"

Es macht Freude, den halsbrecherischen High-Speed-Rollschuhakrobaten aus der Ukraine zuzuschauen, den Künstlern aus Kuba und Argentinien, der Jongleurin aus Brasilien und den Schleuderbrett-Springern aus Kasachstan. Faszinierend auch die überdimensionale transparente "Weihnachtskugel", in der sich Alina Karpovich höchst kräftezehrend räkelt. Multikulturell geht es im Varieté ja traditionell zu, und Regisseur Knut Gminder verweist im Gespräch mit dem BR darauf, dass er in seiner bisherigen Karriere mit Künstlern aus ungefähr 130 Ländern zu tun hatte, was wohl den größten Teil des Globus abdeckt. Ihm ist es wichtig, dass die Showbranche Abend für Abend höchst unterschiedliche Nationen zusammenführt, dass Menschen, die so gesehen allesamt einen "Migrationshintergrund" haben, sich auf der Bühne begegnen, gemeinsam arbeiten und ganz kitschfrei eine bessere, harmonische Welt erahnen lassen. Passt doch perfekt zur Vorweihnachtszeit!

Bis 14. Januar 2024 im GOP München.

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