Im Herz der Finsternis: Jim Jarmusch und seine Band "Sqürl"
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Jim Jarmusch (l.) und Carter Logan als "Sqürl"

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Im Herz der Finsternis: Jim Jarmusch und seine Band "Sqürl"

Jim Jarmusch hatte immer schon ein Faible für Pop, spielte mit Größen wie Tom Waits oder Iggy Pop und hat mittlerweile auch ein eigenes Bandprojekt: "Sqürl". Jetzt ist mit "Silver Haze" das erste Album des Duos erschienen. Ein Fest der Düsternis.

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Die Band "Sqürl" gibt es schon seit 2009. Damals beschloss Jim Jarmusch, den Soundtrack seines Films "The Limits of Control" selbst einzuspielen und versicherte sich der Mitarbeit des Schlagzeugers und Keyboarders Carter Logan. Seitdem hat das Duo immer wieder zusammengespielt, aber erst jetzt ist das Debütalbum der Band erschienen.

Ausdruck purer Verzweiflung

Der Umlaut "ü" im Bandnamen sei pure Prätention, sagt Jarmusch im Interview. "Er suggeriert etwas Heftiges, Metallisches. Von daher dachten wir: Das sollten wir unbedingt aufgreifen" Tatsächlich pflegen Sqürl auf ihrem Debut-Album "Silver Haze" so etwas wie Drone Metal, das heißt Jim Jarmusch spielt langsame, verzerrte Gitarren-Akkorde zu verhaltenen Beats. Nur ab und zu wird auch gesungen. Drone Metal gilt allgemein als die Metal-Musik der alternativen Szene in Amerika. Hier geht es nicht um Macho-Posen, sondern um den Ausdruck purer Verzweiflung. Tatsächlich heißt eines der Stücke dann auch "End of the World" und beschreibt im Text eine dem Untergang geweihte Kultur.

Er liebe diese Drone-Sounds, erklärt Jarmusch, "aber auch Stoner Metal und den Haze-Rock von "Mazzy Star" und den "Psychic Ills", diese atmosphärischen Sachen. Und wenn wir unsere Songs live spielen, tendieren wir zu langsamen, verschleierten Versionen. Nicht, dass wir Drogen nehmen, aber es hat etwas Narkotisches"

Gastauftritt von Charlotte Gainsbourg

Die Schauspielerin Charlotte Gainsbourg gehört zu den Stargästen auf "Silver Haze". Zum Sound von "Sqürl" verliest sie zwei Gedichte des Lyrikers John Ashbery. Daneben treten auch die britische Sängerin Anika und der Avantgarde-Gitarrist Marc Ribot auf dem Album auf. Aber dominant bleibt die dröhnende Gitarre Jim Jarmuschs.

Das Instrumental "Berlin 87" soll an seine eher schwierige Vergangenheit erinnern. "Ich musste damals einfach raus aus New York", so Jarmusch. "Es war eine Phase, in der es bei mir nicht so gut lief und deshalb wollte ich weit weg. Irgendwer hat mir eine Wohnung in Berlin angeboten, für etwa ein Jahr. Also bin ich da hin, ohne zu wissen, was mich erwartet. Die 'Einstürzenden Neubauten' haben dort gespielt und es gab viele tolle Bands wie 'Malaria' oder 'Die Haut', diese Instrumentalgruppe von Christopher Dreher. Insofern war es musikalisch cool, aber auch ziemlich einsam."

Album erinnert an die Soundtracks von Jarmusch-Filmen

Das erste Album von "Sqürl" könnte man als einen Blick ins Herz der Finsternis deuten, vielleicht aber auch nur als Ergänzung zum Oeuvre des Regisseurs sehen. Am ehesten erinnert es an den Soundtrack, den Neil Young 1995 für den Film "Dead Man" eingespielt hat. Filme repräsentieren immer noch Jim Jarmuschs eigentliche Stärken. Mehrere Projekte sind zurzeit in Planung. Ob Jim Jarmusch das eine oder andere finanziert bekommt, steht aber noch in den Sternen. Begnügen wir uns also einstweilen mit dem düsteren Dräuen von "Silver Haze".

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