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Das sagt Hollywood-Reporterin Schoenberger zur Weinstein-Affäre

Der hochdekorierte Filmmogul Harvey Weinstein ist innerhalb weniger Tage zu einem Symbol für Sexismus und Machtmissbrauch geworden. Frances Schoenberger, Hollywood-Reporterin, sagt: Der Rauswurf aus der Oscar-Akademie sei längst überfällig gewesen.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Über Jahrzehnte war Harvey Weinstein einer der mächtigsten und erfolgreichsten Männer Hollywoods. Neben seiner Frau und neben berühmten Schauspielerinnen strahlte der Produzent auf dem roten Teppich. 300 Mal waren seine Streifen für den Oscar nominiert und fünf Mal konnte er diese höchste cineastische Ehrung in Empfang nehmen.

Ausgeschlossen aus Oscar-Akademie

Der gefeierte und hochdekorierte Filmmogul ist - innerhalb weniger Tage - zu einem Symbol für Sexismus und Machtmissbrauch geworden. Fast täglich melden sich Frauen zu Wort und berichten über sexuelle Belästigungen und Vergewaltigungen durch Weinstein. Von seiner Firma wurde er gefeuert, am Wochenende - und das gab es erst einmal in Hollywood - hat ihn dann auch die Oscar-Akademie aus ihren Reihen ausgeschlossen.

Frances Schoenberger ist Hollywood-Reporterin, stammt aus Niederbayern und lebt seit 1969 in den USA. Sie gilt als "Germanys First Lady in Hollywood", hat in den vergangenen Jahrzehnten Dutzende von Stars interviewt und ist Mitglied der Golden Globe-Jury.

radioWelt: Frau Schoenberger, war der Rauswurf von Weinstein aus der Oscar-Academy ein mutiger oder ein längst überfälliger Schritt?

Frances Schoenberger: Es war ein längst überfälliger Schritt. Die letzte Woche hat sich das wahnsinnig aufgebaut. Das kam wie ein Orkan, wie ein Hurrikan: Die sexuellen Übergriffe Weinsteins waren ja schon seit Jahren - wenn nicht seit Jahrzehnten - ein offenes Geheimnis in der Branche. Jeder wusste, dass er kein Benehmen hat. Trotzdem hat kein Reporter, keine Schauspielerin, keiner der Filmkollegen es öffentlich gemacht.

radioWelt: Warum nicht? Weil man um die eigene Karriere gefürchtet hat?

Frances Schoenberger: Keine Frau hat gewagt, sich öffentlich zu äußern. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass man dann plötzliche keine Chancen mehr bekommt, wenn sich das herumspricht, dass man als Frau ein Troublemaker ist. Frauen werden meiner Meinung nach sowieso schlecht behandelt in Hollywood. Das hat auch Dustin Hoffman gerade in einem Interview zu mir gesagt: Frauen sind Second Class-Citizens. Sie werden nicht gut bezahlt, die Rollen, die sie in Hollywood bekommen, sind entweder "Freundinnen" oder "Nutten" oder "Putzfrauen". Deswegen tun sich die Frauen jetzt auch zusammen - wie Nicole Kidman oder Reese Witherspoon, die ihre eigenen Projekte produzieren, die Frauengeschichten erzählen. Es ändert sich etwas. Es ist ja auch erst seit kurzem so, dass Frauen wie Jane Fonda oder Helen Mirren Rollen bekommen im Alter von 70 Jahren. Es werden jetzt andere Geschichten erzählt.

radioWelt: Warum kommt der Missbrauch gerade jetzt ans Licht? Hat das auch mit einigen Film-Flops Weinsteins zu tun, weil seine Allmacht allmählich bröckelt?

Frances Schoenberger: Ich glaube, dass es jetzt einfach in der Luft liegt, gerade auch mit unserem Präsidenten in Washington. Trump ist ja der Allerschlimmste: Bevor er Präsident wurde, haben sich auch zwölf Frauen gemeldet. Und alles, was er gesagt hatte, war: Es ist reine Lüge und nach den Wahlen werde ich sie verklagen! Das funktioniert jetzt nicht mehr. Ich glaube, dass sich die ganze Stimmung in Amerika geändert hat, dass wir alle sagen: So geht es nicht weiter! Es muss sich sehr viel ändern in Hollywood!