Ein Mann hält eine Tuba.
Bildrechte: BR24/Rebecca Bück

Der Erlanger Finanzbeamte Rudolf Harder spielt bei der Klezmer-Band Klezmaniaxx die Tuba. Mit ihr eröffnet er das Festival in Fürth.

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Die Tuba gibt den Ton an: Festival jüdischer Musik in Fürth

Rudolf Harder aus Erlangen absolviert derzeit ein besonderes Fitnesstraining: Täglich stemmt er beim Üben eine zwölf Kilo schwere Tuba in die Höhe. Mit dem Instrument wird Harder am 8. März das "Jewish Music Today Festival" in Fürth eröffnen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Ein bisschen melancholisch, aber trotzdem beschwingt, verklingen die letzten Töne des Klezmerstücks. Das Sousaphon, das ist eine Bass-lastige Tuba, spielt den Lauf am Ende noch mit – bom bom bom – dann setzt Rudolf Harder das etwa eineinhalb Meter hohe, messingfarbene Instrument ab und schnauft laut aus. Tubaspielen ist anstrengend.

Tuba wiegt zwölf Kilo

Rudolf Harder ist außer Atem. Kein Wunder, die Tuba, die um seinen Körper geschlungen ist wie eine Boa Constrictor, wiegt zwölf Kilo. Und auch, wenn das Lied nur etwa zwei Minuten dauerte: Gleichzeitig das Instrument halten, mit den Fingern die filigranen Tasten treffen, den schnellen Rhythmus des Tanzes mithalten – also im halb-Sekunden-Takt aus dem Zwerchfell Luft ausstoßen – und dabei aufrecht stehen, das muss man erst einmal schaffen.

Beim "Jewish Music Today Festival" in Fürth wird Harder das alles aber laufend können müssen. Und auch noch eineinhalb Stunden lang. Denn seine Klezmer-Band, die Klezmaniaxx (externer Link), eröffnen am 8. März das Spektakel vom Balkon des Rathauses aus. Danach folgt eine Straßenparade durch Fürth. Rudolf Harder sieht es pragmatisch und weiß: Trainieren ist das A und O. "Das ist wie bei allen Sportarten", erklärt er mit einem Grinsen. "Ich bereite mich vier Wochen darauf vor, dass ich das jeden Tag ein bisschen stemme, damit ich mich nachher nicht von 0 auf 100 völlig verkrampfe".

Klezmer – traditionell jüdische Musik

Musik ist Rudolf Harders Leidenschaft. Das merkt man dem Erlanger an, der von Beruf Finanzbeamter ist. Rudolf Harder spielt alles, was tanzbar ist: Samba, fränkische Volksmusik, Blues, Rock oder eben Klezmer. Und Klezmer, sagt er, ist zum Tanzen gemacht. In Franken müsse man die Menschen dazu manchmal ein bisschen auffordern. Nach dem Motto: "Leute, das ist Tanzmusik! Ihr könnt da ausflippen auf der Tanzfläche. Wir spielen, und Ihr könnt tanzen."

Klezmer ist traditionelle jüdische Festmusik, mal fröhlich, mal melancholisch und wird oft bei Hochzeiten gespielt. Gesungen wird auf Jiddisch, einer Sprache, die sich aus deutschen, hebräischen, slawischen und englischen Elementen zusammensetzt. Gespielt wird mit Geigen, Klarinetten und Blasinstrumenten wie der Tuba, aber auch Schlaginstrumenten, die den Takt zum Tanzen vorgeben. Harder vergleicht Klezmer mit mittelalterlicher Musik. Altbacken sei sie deshalb aber trotzdem nicht.

Festival in Fürth: Neuer Name, mehr Musik

Es ist schon das zwölfte Mal, dass die Klezmaniaxx beim "Jewish Music Today Festival” spielen werden. Aber es ist das erste Mal, dass das Festival diesen Titel trägt. Denn bis zum letzten Jahr hieß es "Internationales Klezmer Festival". Für diesen neuen Namen hat Gerti Köhn vom Fürther Kulturamt eine Erklärung: "Das internationale Klezmer Festival Fürth war schon immer ein Festival, dass die ganze Bandbreite jüdischer Musik gezeigt hat." Mit dem neuen Namen lege das Fürther Kulturamt Augenmerk "auf andere Musiken wie beispielsweise Kabbala, Hip-Hop oder Rap, die wir sozusagen auch als Strömungen neu mit aufnehmen".

Das Festival als Spiegel jüdischer Musik

In den letzten Jahren hat sich das Festival schon geöffnet, vom reinen jiddischen Lied über Klezmer-Musik bis hin zu jüdischer Musik allgemein. Dieses Jahr zeigt sich das noch einmal besonders im Programm. Die portugiesische Band Al’Fado beispielsweise vermischt jüdische Kultur mit dem traditionellen Fado-Gesang aus ihrem Heimatland. Die israelische Sängerin Hadar Maoz wagt den Spagat zwischen ihrer israelisch-persischen Tradition und ihrer Vorliebe für die Musik von Michael Jackson. Und der Rapper Ari Lesser verarbeitet in seinen Texten die Heilige Schrift des Judentums, die Tora.

Besonders freut sich Kulturamtsleiterin Gerti Köhn auf das "Tants-Hoyz", eine Tanzveranstaltung. "Da ist eine super Stimmung, wir tanzen gemeinsam jüdische Kreis- und Reihentänze, das macht einfach wahnsinnig viel Spaß und man merkt richtig, wie diese Musik sich mit ihrer Leidenschaft überträgt." Das Programm beinhaltet dazu ein Kindertheaterspiel und Filmvorstellungen.

Auch mit Antisemitismus-Workshop

Außerdem gibt es einen Workshop zu Antisemitismus und Verschwörungstheorien. Besonders seit dem Angriff der Hamas auf Israel sind die Zahlen der Übergriffe auf Menschen jüdischen Glaubens gestiegen, in Deutschland und weltweit. Der Workshop soll aufklären, auch weil Juden oft im Mittelpunkt von Verschwörungstheorien stehen. Für Gerti Köhn ist klar: "Letztendlich ist es unsere Botschaft, gegen Antisemitismus einzutreten, und wir hoffen, dass diese Botschaft auch bei allen Menschen ankommt."

Man muss nicht jüdisch sein für jüdische Musik

Klezmer und jüdische Musik als Grundlage für Austausch entspricht auch Rudolf Harders Lebensweise. Denn er ist nicht jüdisch, die Musik liebt und lebt er trotzdem. Manchmal wird er nach Konzerten gefragt, ob er Jude sei. Nein, antworte er dann und wundert sich: Als er Rock und Blues Musik gemacht habe, habe niemand wissen wollen, ob er aus den USA komme.

"Fragt kein Mensch! Ich hab’ eine Musik gefunden, die mir Spaß macht und mir gefällt, dann ist das auch so." Das gilt auch für das "Jewish Music Today Festival" in Fürth: Alle dürfen die Musik hören und die jüdische Kultur in Franken erleben und feiern.

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