Das Kunsthaus Kaufbeuren am Spitalhof in der Kaufbeurer Altstadt
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Das Kunsthaus in Kaufbeuren feiert mit einem Jahr pandemiebedingter Verspätung sein 25-jähriges Bestehen.

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Ein Vierteljahrhundert für die Kunst: Kunsthaus Kaufbeuren

Mit der Eröffnung der "Blickfang"-Ausstellung feiert das Kunsthaus Kaufbeuren sein 25-jähriges Bestehen – pandemiebedingt mit einem Jahr Verspätung. Anfangs etwas belächelt, ist das Kunsthaus zu einer festen Institution in der Kunstszene geworden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

1996 wurde das Haus eröffnet – als Geschenk des Kaufbeurer Bauunternehmers Hans Dobler an seine Heimatstadt. "Es war Mitte der 90er-Jahre das erste Ausstellungshaus für moderne und zeitgenössische Kunst zwischen München und Zürich", sagt der jetzige Kunsthausdirektor Jan T. Wilms. "All die anderen Häuser, die es heute gibt, gab es damals noch nicht. Insofern waren wir wirklich Pioniere im Allgäu." Eine Stiftung des 2003 verstorbenen Bauunternehmers Dobler finanziert bis heute den laufenden Betrieb.

Den Unkenrufen zum Trotz: Kunst statt Kosmetik

Skeptiker gaben dem Haus weitab der Metropolen anfangs keine zehn Jahre zum Überleben. Der Gründungsdirektor Boris von Brauchitsch, der nach nur zwei Jahren Kaufbeuren im Streit verließ, hatte dem Haus sogar prophezeit, dass dort bald ein Schleckermarkt einziehen werde. "Da hat er sich geirrt: Uns gibt es immer noch, Schlecker nicht", sagt sein Nachfolger Wilms, der das Kunsthaus seit 2015 leitet. "Wir sind gestärkt nach 25 Jahren, wir sind etabliert und haben ein sehr vielfältiges, wechselvolles Programm."

Die meisten Besucher kommen von außerhalb

Mit rund 90 Ausstellungen teils international bekannter Künstler und einer Vielzahl von Lesungen, Konzerten und Symposien machte sich das Kunsthaus in zweieinhalb Jahrzehnten einen Namen weit über die Region hinaus.

Unter anderem waren bereits Werke von Ernst Barlach, Paul Cézanne, Keith Haring, Damien Hirst, Käthe Kollwitz, Henri Matisse, Auguste Renoir, Henri de Toulouse-Lautrec und Andy Warhol im Kunsthaus zu sehen. Aber auch zahlreiche junge, noch weitgehend unbekannte künstlerische Positionen wurden vorgestellt. Der Großteil der Besucher kommt heute von außerhalb in die Kaufbeurer Ausstellungshalle.

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Stifter Hans Dobler mit seiner Frau Irmela und Oberbürgermeister Andreas Knie bei der Eröffnung des Kunsthauses am 17. Mai 1996.

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Als Erfolgsrezept sieht Kunsthaus-Direktor Wilms immer noch den Überraschungseffekt: In den Köpfen vieler, die aus den größeren Städten nach Kaufbeuren kommen, sei es eben immer noch Provinz. "Wenn die zum ersten Mal in das Kunsthaus kommen und dieses Schatzkästchen mit tollen Ausstellungen und wirklich ernsthafter Auseinandersetzung vorfinden, sind viele der auswärtigen Besucher ganz tief beeindruckt."

Kunsthaus als "Leuchtturm" für Kaufbeuren

Der Kaufbeurer Oberbürgermeister Stefan Bosse spricht beim Kunsthaus Kaufbeuren von einem "Leuchtturm" für seine Stadt. "Es hat eine Strahlkraft weit ins Land hinaus. Es zieht Menschen aus allen Teilen unseres Landes an", sagt Bosse. In Kaufbeuren, am Fuße des Leuchtturms, gebe es aber immer noch Vorbehalte ins Kunsthaus zu gehen. Deshalb spricht sich der Oberbürgermeister, der auch im Stiftungsrat sitzt, dafür aus, das Kunsthaus in Zukunft noch stärker in das kulturelle Leben der Stadt zu integrieren.

400 Bewerber für "Blickfang"-Ausstellung

Bei der aktuellen "Blickfang"-Ausstellung zeigen 35 Künstler aus ganz Deutschland ihre Werke. Darunter sind auch Künstler aus der Region. Sie alle wurden unter 400 Bewerbern ausgewählt. Mit der Ausstellung – die fünfte ihrer Art – will das Kunsthaus eine Plattform bieten für die Präsentation herausragender Positionen der Gegenwartskunst.

Festschrift zum Jubiläum

Bei der Eröffnung der Ausstellung präsentiert Kunsthaus-Direktor Jan T. Wilms auch die neue Festschrift zu 25 Jahren Kunsthaus Kaufbeuren. Darin hat er die Entwicklung des Hauses mit seinen 90 Ausstellungen unter fünf Direktorinnen und Direktoren dokumentiert.

Aus der anfangs in der Szene skeptisch beäugten "Provinz-Kunsthalle" wurde in zweieinhalb Jahrzehnten trotz kleinem Budget ein renommiertes Ausstellungshaus. "Das ist ein Beweis, dass hohe Kunst, bildende Kunst und Kultur nicht nur in den urbanen großen Metropolen stattfindet, sondern auch hier im Allgäu", sagt Kunsthausleiter Wilms. "Und zwar in einer Qualität, die sich auch wirklich sehen lassen kann."

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