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Drehbuch-Schreiben leicht gemacht? KI verändert die Filmwelt

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Auch in der Filmwelt. Nicht nur als Kino-Bösewicht in Film und Serie, KI verändert auch gerade das Filmemachen. Eine Bedrohung oder eine Chance für ganz neue Arten der Unterhaltung?

Über dieses Thema berichtet: kinokino am .

Hollywood und die KI: Figuren mit künstlicher Intelligenz übernehmen mittlerweile Hauptrollen, wie im aktuellen Science-Fiction-Abenteuer "The Creator". Ein denkendes Roboter-Kind als Menschenfreund. Eine nicht allzu ferne Zukunft, in der durch KI gesteuerte Roboter alltäglich sind und zur Bedrohung werden, wie etwa im jüngsten Action-Abenteuer der "Mission: Impossible"-Reihe. Hier kämpft Tom Cruise für den Weltfrieden gegen eine künstliche Intelligenz in Form eines Waffencomputerprogramms. KI macht sich gut als Kino-Bösewicht. In der realen Welt herrscht Skepsis.

So antwortete Schauspieler Christoph Maria Herbst angesprochen auf künstliche Intelligenz salopp: "KI – was ist das?" Und sein Kollege Florian David Fitz, auch als Regisseur aktiv, reagierte konfrontativ auf die gleiche Frage: "Ey, Leute, das soll mir erstmal jemand zeigen. Dass eine geschissene KI ein richtig gutes Drehbuch hinbringt."

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Kämpfte in seinem jüngsten "Mission: Impossible"-Abenteuer "Dead Reckoning, Teil 1" gegen KI: Tom Cruise (mit Hayley Elizabeth Atwell).

ChatGPT als Optimierer bei der Filmarbeit

Trotzdem: KI-Programme und -plattformen revolutionieren gerade das Filmemachen. Bei der Drehbucharbeit wird – offen oder heimlich – mit ChatGPT experimentiert. Einem Chatbot, der Antworten generiert. Regisseur und Autor Sebastian Niemann, der unter anderem die "Hui Buh"-Familienfilme drehte, hat bereits mit ChatGPT gearbeitet. "Was man manchmal machen kann, ist so ein bisschen Pingpong spielen, wenn man jetzt nach Ideen sucht für – ich sage mal – eine Action-Sequenz oder sowas. Wobei, ich habe das alles schon ausprobiert, oft kommen Ideen raus wo ich denke, da wäre ich auch darauf gekommen."

Dass Künstliche Intelligenz als Bedrohung gesehen wird, zeigen die zum Teil immer noch laufenden Hollywood-Streiks. Ersetzt die KI das Drehbuch schreiben, gar die Schauspielenden? Die Branche ist alarmiert und fasziniert. Filmproduzent Max Wiedemann ("Werk ohne Autor", "Nightlife") sagt: "Wir beschäftigen uns jetzt seit einigen Monaten damit. Und das erste Resümee, das ich ziehen kann, ist nicht: Wo kann ich in Zukunft KI einsetzen, sondern andersherum: Ich kann mir eigentlich keinen Bereich vorstellen, in dem ich KI in Zukunft nicht mehr einsetzen kann."

Für Wiedemann wird es weiterhin Menschen brauchen, um die Vorschläge und Produkte der künstlichen Intelligenz zu bewerten und zu kontrollieren. Sie wird Teil des Business. Wiedemann im Interview mit kinokino: "Der Geist ist aus der Flasche und man kriegt ihn da auch nicht mehr rein und auch wenn wir in Deutschland kollektiv sagen, wir finden das furchtbar, wir müssen das verbieten, irgendwo anders auf der Welt wird es immer noch weitergehen. Das heißt im Endeffekt bleibt einem eh nix anderes übrig, als sich mit diesen neuen Möglichkeiten auseinander zu setzen, sie zu lernen und sich zu eigenen zu machen, um seinen Job einfach besser zu machen."

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Die "Münchner Filmwerkstatt" bietet Kurse an, um ChatGPT daraufhin abzuklopfen, ob sich damit Skript-Ideen unterstützen lassen.

Münchner Filmseminare loten Stärken und Schwächen der KI aus

Genau dazu bietet die "Münchner Filmwerkstatt" Kurse an. Hier treffen sich Interessierte, um mit Seminarleiter Martin Thau ChatGPT daraufhin abzuklopfen, ob sich damit Skript-Ideen unterstützen lassen. Dabei stößt ChatGPT auch an Grenzen, wie Thau erläutert: "Was nicht klappt, bis jetzt: Die Dialoge sind schwierig. Weil die nicht richtig versteht, also nur zu Hälfte versteht, was Subtext ist. Die Menschen sagen ja nicht direkt, was sie wollen, sondern sie machen oft Umwege und sind indirekt. Oder es stehen Sachen zwischen den Zeilen." Eine Kursteilnehmerin ergänzt: "Das ist eine Software, die Märchen erzählt. Die erzählt leidenschaftlich Märchen. In dem Moment, wenn es um Fakten geht, wirkliche reale Fakten, braucht es den Mensch, der das nachprüft, nachrecherchiert. Denn das kann ChatGPT nicht."

Aus Experimentierfreude wurden auch Kurzfilme produziert, mit ChatGPT als alleinigem Autor. Zum Beispiel eine Endzeit-Geschichte. Von der KI verfasst, von Menschen gespielt – und vom Profi Sebastian Niemann mit Naserümpfen beurteilt: "Also, um ehrlich zu sein: Der Dialog ist echt schlecht."

Niemann weiß: Ein fertiges, raffiniertes Drehbuch kann die KI noch nicht ausspucken. Aber sie kann der Inspiration dienen. "Damit spiel ich manchmal rum, wenn ich jetzt ein kurzes Konzept geschrieben habe, dass ich das dann mal reingebe und frage: Wo siehst du noch Fragen oder Schwächen? Und manchmal kommen da natürlich absurde Fragen und Punkte, so Sachen, die man als normaler Mensch als völlig gesetzt nehmen würde. Hin und wieder kommt aber auch eine Frage, die man sich wirklich stellen kann."

Das KI-Thema ist allgegenwärtig. Und zu glauben, die wahre Kunst mit ihren emotionalen Momenten in Filmen und Serien wird immer nur der Mensch erschaffen, könnte ein Irrglaube sein. Die künstliche Intelligenz wird weiter fortschreiten – offen ist nur: Wie gehen wir damit um? Noch einmal Sebastian Niemann: "Die Frage ist: Sollte man wirklich mit Angst in die Zukunft gehen oder sollte man einfach von Tag zu Tag gucken: Hey, was kann ich heute Cooles kreieren mit den Werkzeugen, die ich gerade zur Verfügung hab."

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