Der belgische Schriftsteller und Historiker David Van Reybrouck
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Geschwister-Scholl-Preis 2023 an David Van Reybrouck übergeben

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Geschwister-Scholl-Preis 2023 an David Van Reybrouck verliehen

Der belgische Schriftsteller und Historiker David Van Reybrouck hat am Dienstag Abend in München den Geschwister-Scholl-Preis 2023 bekommen. Die Jury würdigte damit sein Buch "Revolusi" über die Kolonialherrschaft in Indonesien.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Mit dem Buch "Kongo. Eine Geschichte" hatte sich der belgische Historiker bereits 2012 international einen Namen gemacht. Nun bekam David Van Reybrouck für sein Buch über die Befreiung Indonesiens von der Kolonialherrschaft den Geschwister-Scholl-Preis.

Geschichte Indonesiens als "packende Globalgeschichte"

"Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt" heißt das Werk, in dem Reybrouck die "Geschichte der Befreiung Indonesiens aus der Kolonialherrschaft als packende Globalgeschichte von überraschender Aktualität" nahe bringt, so die Jury. "Der leidvolle Weg des Landes in die Unabhängigkeit erweist sich als Schlüssel zum Verständnis von Erfahrungen, Hoffnungen und politischen Visionen in den Ländern des globalen Südens, die ihre Wirkmacht in den geopolitischen Entwicklungen der Gegenwart neu entfalten".

Indonesien, unbekannt, aber das viertgrößte Land der Welt

Im BR-Interview erzählte Reybrouck 2022, wie er als Belgier auf dieses eigentlich eher niederländische Thema kam, schließlich war Indonesien unter holländischer Kolonialherrschaft: "Als ich in das Thema tiefer eintauchte, begriff ich, dass Indonesien nicht nur für die Niederländer ein interessantes Thema sein könnte. Denn hierbei handelt es sich um Weltgeschichte. Indonesien ist das viertgrößte Land der Welt, gemessen an der Bevölkerungszahl. Nach China, Indien und den Vereinigten Staaten haben wir hier ein Land mit knapp 300 Millionen Einwohnern – und doch hören wir kaum etwas über Indonesien. Und dann erfährt man, dass dieses große Land das erste war, das sich für unabhängig erklärte nach dem Zweiten Weltkrieg – nur zwei Tage nach der japanischen Kapitulation." Mit der Befreiungsbewegung habe Indonesien dann die anderen Länder inspiriert, es war – so Reybrouck – der Beginn des Aufbruchs der Dritten Welt, der Bewegung der blockfreien Staaten.

Reichtum an Perspektiven

Mit dem 1971 in Brügge geborenen Historiker zeichnet die Jury einen mitreißenden Erzähler und akribischen Rechercheur aus. In "Revolusi" führt seine Methode der Oral History fort, die er schon in "Kongo. Eine Geschichte" entwickelt hatte: Er kombiniert darin Erzählungen der Zeitzeugen, die Van Reybrouck in Altenheimen, entlegenen Dörfern und bis in die Bergregionen Nepals aufspürte und stellt so einen einzigartigen Reichtum an Perspektiven und Lebenserfahrungen zusammen.

Der Preis wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern e.V. gemeinsam mit der Landeshauptstadt München vergeben.

Das Buch "Revolusi. Indonesien und die Entstehung der modernen Welt" ist im Suhrkamp-Verlag erschienen.

Porträt des Schriftstellers und Historikers David Van Reybrouck mit kurzen blonden Haaren, Brille und Dreitagebart.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka
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Der belgische Schriftsteller, Dramatiker, Journalist, Archäologe und Historiker David Van Reybrouck bekommt den Geschwister Scholl Preis 2023.

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