Die Autorin Stella Tack
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Bestsellerautorin: Warum Stella Tack nur nachts schreibt

Mit 19 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Jetzt, mit 27, und rund 25 Romane später, zählt Stella Tack zu den erfolgreichsten, deutschsprachigen Autorinnen in Sachen Unterhaltungsliteratur. Wie funktioniert dieser Ein-Frau-Bestseller-Betrieb?

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Wenn‘s dunkel wird im österreichischen Feldkirch, dann gehen überall die Lichter aus. Bis auf ein Haus – das bleibt immer hell. Und manchmal, wenn man zur rechten Zeit hinschaut, sieht man da jemanden am Fenster. Das sei dann sie, einen "Kaffeepott" in der Hand, juxt Stella Tack. "Dann grüß ich die Nachbarn, die mich verwundert ankucken – das ist schon witzig."

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Lifestyle wie ein Vampir

Vor allem ist das produktiv, denn Tack ist eine "Nachtschreiberin" wie sie sagt. "Ich schreibe prinzipiell ab zehn Uhr abends bis sieben Uhr morgens." Diese Autorin, in deren Romanen auch Blutsauger einen prominenten Platz finden, lebt also selbst wie ein Vampir, wird erst aktiv nach Sonnenuntergang. Eine Schreibpraxis, die wie ein romantisches Klischee klingt: Autorin bei Kerzenschein im nächtlichen Rausch der Kreativität. Ist manchmal vielleicht auch so, wer weiß. Sie selbst sieht das aber eher pragmatisch. Sie sei "superjung" Mutter geworden, erzählt sie. "Ich habe meine erste Tochter mit 20 bekommen, mein Mann hat parallel studiert und ich habe damals mit meiner Karriere begonnen. Das ging nicht anders."

Und so ging es auch. Mittlerweile ist Stella Tack eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen im deutschsprachigen Raum, eine Bestsellerautorin, sehr populär, mit hunderttausenden Leserinnen und Lesern. Auch wenn man sie wahrscheinlich nicht von den klassischen Kulturseiten kennt. Denn Stella Tack schreibt keine Buchpreisromane, sie schreibt Unterhaltungsliteratur für junge Erwachsene. Zwei verschiedene Buchmarktkontinente – aber keine getrennten Welten, meint Tack. Ein "Geben und Nehmen" sei das, sagt sie. "Ich weiß nicht, wie viele Jugendliche mir sagen: Mit deinen Büchern habe ich begonnen zu lesen. Es beginnt mit uns und endet dann natürlich in der hohen Literatur."

Schreiben nach klaren Vorgaben

Ob das im Einzelfall so ist oder nicht – richtig ist: Unterhaltungs- oder Genreliteratur ist für den Buchmarkt unverzichtbar. Sie macht einen Großteil des Umsatzes aus. Und sie wird immer sichtbarer. Vor allem in den Sozialen Medien. Auf Tiktok und Instagram findet sie regelrechte Fanbases und wird dort auch von den Verlagen prominent platziert. Sogar ein klassischer Literaturverlag wie Aufbau wirbt auf Instagram vor allem mit Romance-Stoffen. Von RomCom bis Fantasy – jedes Genre hat seine eigene Community. Und seine eigenen Regeln. Genreliteratur schreiben ist vielleicht nicht gerade Malen nach Zahlen. Aber die Zutaten sind ziemlich klar.

Wenn sie für einen Großverlag arbeite, sei klar definiert, welches Feld sie bespiele. "Ich weiß relativ genau, was ich schreibe." High Fantasy, Urban Fantasy, Romantic Fantasy – je nachdem, welches Gerne gefragt sei, wähle sie ihre Stilmittel. So war’s auch bei ihrem jüngsten Roman "Black Bird Academy", zwischenzeitlich auf Platz drei der SPIEGEL-Bestsellerliste (Paperback) und angesiedelt im Genre "Dark Academia". Auch so ein TikTok-Trend, der den Kleidungsstil und das Setting von Internatsschulen oder Universitäten aus der den 40er und 50erjahren aufgreift. Bisschen Vintage, bisschen düstere Romantik. "Club der toten Dichter" sozusagen, aber eben mit teils untotem Personal. In "Black Bird Academy" kämpfen etwa Exorzisten gegen Dämonen. Und die Community auf TikTok ist begeistert.

Community-Pflege auf Instagram und TikTok

Wenn auf einem Buch "Academy" stehe, sei sie sowieso schon hin und weg, erklärt eine Userin enthusiastisch. "Und als ich das Buch beendet habe, dachte ich mir: Wie soll ich bitte ein weiteres Jahr auf den zweiten Teil warten? Stella, sag mir bitte: Wie soll ich das machen?" Auch das ist Teil des Jobs: präsent sein in den Sozialen Medien. Sie habe Kolleginnen, die in der Hinsicht sehr zurückhaltend seien, erzählt Stella Tack. "Und das macht sich schon auch bemerkbar in den Verkaufszahlen."

Der Literaturwissenschaftler Simon Sahner hat im Internetfeuilleton 54books unlängst dazu geschrieben: "Das Siegel 'TikTok made me buy it' ist inzwischen ein ähnlicher Ausweis für Popularität wie der Spiegel-Bestseller-Aufkleber." Bedeutet für Tack: dort in die Interaktion gehen; mitteilen, woran man gerade schreibt; die Community anfüttern; Vorverkäufe ankurbeln; immer kommunizieren. Zum Glück gibt es also diese nächtlichen Konzentrationsphasen. Dann, wenn Feldkirch schläft, brüht Stella Tack den Kaffee auf, setzt sich an den Schreibtisch und tippt wahrscheinlich den nächsten Bestseller in die Tasten.

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