Szenenbild aus der koreanischen Serie "Bargain"
Bildrechte: TVING Co/Paramount+

Eine Frau im Kostüm bei einer Auktion in der Serie "Bargain"

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"Bargain": Neuer koreanischer Serien-Hit nach "Squid Game"?

"Squid Game" aus Südkorea war der Serien-Hype des vergangenen Jahres. Nun schickt sich mit "Bargain" eine neue südkoreanische Thriller-Serie an, das Erbe von "Squid Game" anzutreten.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

In den ersten Minuten ist die neue südkoreanische Thriller-Serie "Bargain" noch ein beklemmendes Kammerspiel: In Zimmer 506 eines mehrstöckigen Motels empfängt Ju-Young einen Kunden. Dieser vergewissert sich, dass sie, wie versprochen, noch zur Schule geht und bisher keine sexuellen Erfahrungen gemacht hat. Ju-Young nennt ihm ihren Preis: 1.000 Dollar.

Erst Kammerspiel, dann Actionthriller

Nach etwas Hin und Her schickt sie ihn in die Dusche und verlässt das Zimmer: Ju Young ist keine Prostituierte. Sie arbeitet für einen Organhändlerring und versteigert die Organe ihrer Freier. Aus dem Kammerspiel wird nur ein Actionthriller: Während der Freier Hyung-soo für die Operation vorbereitet wird, versammeln sich im Zimmer 506 schon die Bieter - darunter eine Stammkundin mit zu viel Geld und ein verschuldeter Sohn, der für seinen Vater sein eigenes Auge verpfändet. Doch als das erste Gebot besiegelt ist, beginnt das ganze Gebäude zu beben.

Das Motel stürzt ein und begräbt die Organhändler, Freier und Bieter unter sich. Ein Kampf ums Überleben beginnt: alle gegen alle auf allen Etagen des Motels. "Bargain" hält sich nicht mit Erklärungen auf. Die sechs Folgen sind jeweils nur eine halbe Stunde lang und temporeich inszeniert. Die Serie wirft das Publikum mitten ins Geschehen und prescht schon in den ersten 20 Minuten ohne Atempause von einer abgedrehten Situation in die nächste. Durch sehr kluge Schnitte und eine bewegte, dicht ans Geschehen rückende Kamera wirkt es, als sei die gesamte Serie in einem Take gedreht worden. Inklusive des Moments, als das Erdbeben das Motel erfasst und die Erschütterung einen riesigen Schlund bis zum Erdgeschoss aufreißt. Ein absoluter Adrenalinrausch!

Jeder gegen jeden

Die Serie basiert auf einem gleichnamigen und mehrfach ausgezeichneten südkoreanischen Kurzfilm von 2015. Das man merkt "Bargain" an: Die Charaktere wurden zwar ausgearbeitet, kommen aber über das Klischee oft nicht hinaus. Und auch die Handlung ist alles andere als komplex. Diese Makel gleicht die Serie aber durch ihre effektive und mitreißende Umsetzung mehr als aus. Absurd-komische Momente und Dialoge lockern die düstere und angespannte Stimmung immer wieder auf. Der Freier Hyung-soo etwa tapst anfangs nur mit knallroter Unterhose und roten Gummistiefeln bekleidet durch die Trümmer – und spielt sich als moralisch überlegener Held auf, obwohl er nur deshalb halbnackt in dieser Situation steckt, weil er sich Sex mit einer Minderjährigen kaufen wollte. Auch wenn Charaktere wie er sympathische Züge zeigen, erinnert uns die Serie daran, dass sie keine unschuldigen Opfer ihrer Umstände sind, sondern auch Täter mit einem schrägen Moralverständnis.

Alles hat seinen Preis

Der Preis für Sex, eine Niere, das eigene Überleben – in "Bargain" ist, wie der englische Titel schon nahelegt, wirklich alles verhandelbar. Eine absurde Allegorie auf Turbokapitalismus und Neoliberalismus in der Klimakrise: Die Charaktere kämpfen rücksichtslos ums eigene Überleben und um das Geld, das die Organhändler im Motel verstecken – während die Welt untergeht und damit auch alles, was Erfolg und Besitz irgendeinen Wert beimisst. "Bargain" ist eine ebenso clevere wie actiongeladene Serie, der man sich schon nach den ersten Minuten nur schwer entziehen kann.

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Ein Mann kniet auf dem Boden und schreit.

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