Ein Musiker mit Saxophon und ein Sänger am Mikrophon geben ein Konzert.
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Die Rap-Crew "Bambägga" hat mit zehn Konzerten auf ihrer Tour namens "Rap Frühschoppen" in fränkischen Biergärten ein Rekord aufgestellt.

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10 Konzerte in 30 Stunden: Rap geht auch im Biergarten

Die Bamberger Rap-Crew "Bambägga" hat am Wochenende wieder einmal Auftritte im Akkord hingelegt. Zumindest für die Band selbst sind zehn Konzerte ihrer Tour namens "Rap Frühschoppen" in fränkischen Biergärten ein Rekord.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Samstagmorgen, 11.30 Uhr: Im Biergarten der Brauerei Hönig zeichnet sich ein ungewohntes Bild. Kinder stehen mit nickenden Köpfen auf Bierbänken und Erwachsene aller Altersklassen wippen mit ihren Armen zum Takt, während aus den Boxen Hip-Hop Musik dröhnt.

Bambägga und Kapitän Holz: Rap für die ganze Familie

Auf der Bühne steht die Rap-Crew "Bambägga" – bestehend aus den beiden Brüdern Jonas und David Ochs. Jonas ist Rapper. In feinstem Fränkisch feuert der Bamberger seine Reime ins Mikrofon. Sein Bruder, der DJ der Band, sorgt im Hintergrund für die passende musikalische Untermalung. Unterstützt werden die beiden von Kapitän Holz am Saxofon. Das Trio hat sich für dieses Wochenende viel vorgenommen: Zehn Auftritte in 30 Stunden sollen es werden. Sie nennen es "Rap Frühschoppen".

Für ihre Zuschauerinnen und Zuschauer bieten die Künstler mehr als Musik. Jonas reißt zwischen den Liedern Witze und erzählt anschaulich Geschichten aus seinem Leben – sehr zur Freude des Publikums. Kapitän Holz lockert die Stimmung, indem er Songs wie die "Biene Maja" oder "Looking for Freedom" von David Hasselhoff auf dem Saxofon spielt. Während eines Lieds werden Mütter und Väter dazu angehalten, ihre Kinder auf die Schultern zu nehmen und eine Polonaise durch den Biergarten zu machen.

Konzerte an besonderen Orten in Stadt und Landkreis Bamberg

Beim "Rap Frühschoppen" bringen "Bambägga" und Kapitän Holz Hip-Hop Musik auch an Orte, an denen man nicht unbedingt damit rechnet: in einen Biergarten im Landkreis Bamberg, auf die Bamberger Altenburg oder zum Schwimmverein. Denn die Rapmusik von "Bambägga" ist hier zu Hause. Die große weite Welt sei schön, aber als Bamberger habe man ja bereits in Strullendorf "schon etwas Heimweh", sagt Jonas Ochs mit einem Augenzwinkern auf der Bühne.

"Ich war noch nie in Chicago, aber ich war in Pettstadt." Jonas Ochs, Bambägga

Während die Menschen an den Tischen ihr Bier trinken oder in ihre Würstchen beißen, präsentiert Rapper Jonas auf der Bühne, was er kann: Er fordert das Publikum auf, ihm Gegenstände auf die Bühne zu legen, die er dann spontan in seine Raps einbaut. Die improvisierten – oder gefreestylten – Texte handeln so von Windeln, Baby-Trinkflaschen, Visitenkarten oder auch Handtaschen. Sogar einen Einkaufszettel einer Zuschauerin verliest der Wortakrobat in Reimform auf der Bühne. Die Zuschauer spenden Applaus. Kinder kichern begeistert.

Jonas Ochs rappt beim Schwimmverein Bamberg. Vor ihm steht das Publikum. Viele haben ihre Arme gehoben.
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Gute Stimmung beim Rap-Gig im Bamberger Schwimmverein. Das Publikum hat die Hände gehoben, während Jonas Ochs seine Raps zum Besten gibt.

Harte Arbeit: Wasser und Brot statt Bier und Schäuferla

Was lustig und amüsant klingt, ist harte Arbeit. "Mehrere Konzerte an einem Tag zu spielen strapaziert die Stimme", sagt Ochs. Man müsse sich gut vorbereiten. Vor Aufregung habe er nicht gut schlafen können. Um 5 Uhr habe er resigniert und war aufgestanden. Zur Vorbereitung habe er die Tage zuvor viel Sport gemacht und am eigentlichen Tag viel Wasser getrunken. Das sei zum Teil gar nicht so einfach, da die Wirte es gut mit den Künstlern meinten.

"Bei jedem Konzert würden die uns am liebsten mehrere Seidla Bier und Schäuferla oder Haxen hinstellen. Wir müssen aber diszipliniert sein." Jonas Ochs, Bambägga

Auf dem Tourplan der Künstler jagt ein Konzert das nächste. Von Tiefenellern geht es nach Wildensorg und dann über die Altenburg in die Sandstraße. Insgesamt sechs Konzerte spielen "Bambägga" und "Kapitän Holz" alleine am Samstag. Das bedeutet: Sechs Mal Plattenspieler, Mikrofone, Boxen und Co. aus dem Auto laden, die Geräte anschließen, auftreten – die Künstler spielen bei fast jedem Konzert knapp 90 Minuten. Dann muss alles wieder eingepackt werden und es geht weiter zum nächsten Gig.

Ein offizieller Weltrekord sind die zehn Konzerte in dreißig Stunden nicht. Dafür hätte man die Aktion beim Guinness-Buch ankündigen müssen. Und in der Musikwelt habe es schon viele verrückte Rekorde gegeben. Einer Sache sind sich die Künstler aber sicher: "Zehn Rapkonzerte in fränkischen Biergärten – das hat noch keiner gemacht. Wir kommen damit auf jeden Fall ins Guinness-Buch der Franken", sagt Jonas Ochs mit einem Augenzwinkern.

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Kapitän Holz untermalte mit seinem Saxofon die Raps von Jonas Ochs. Am Plattenspieler stand David Ochs, auch bekannt als DJ Adam.

Konzerte mit persönlicher Note

Auf der Bühne spürt man von dem Stress kaum etwas. Jedes Konzert hat seine eigene Note. Die Künstler passen die Lieder immer an das Publikum an. Um 11 Uhr vor Familien im Biergarten spielt man andere Lieder als um Mitternacht in der Kneipe. Was früh am Morgen eine kleine Konfetti-Kanone ist, ist abends in der Sandstraße ein Bengalo. Beides Mal sorgt das für Stimmung. Im Bootshaus wird dem Wirt ein verspätetes Geburtstagslied geträllert. Das Portfolio von "Bambägga" ist breit und reicht von Mundart-Songs wie "Allmächd" oder "Bassd scho" hin zu nachdenklichen Liedern wie "Identität". Das kommt gut beim Publikum an.

Einige Fans begleiten die Bands auf ihrer Tour. Jürgen und Stefanie Will besuchen zum Beispiel sieben der zehn Konzerte. Sie wollten die Künstler unterstützen, da sie die Texte sowie die gute Stimmung auf den Konzerten genießen wollen. Die Atmosphäre sei einzigartig. "Die Kinder werden animiert, die älteren Leute werden animiert", es mache einfach Spaß dabei zu sein, erklärt Jügen Will. Um es mit den Worten von "Bambägga" zu sagen: "Bassd scho!"

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Jonas Ochs baute Gegenstände aus dem Publikum wie eine Baby-Trinkflasche oder eine Tiger-Handtasche in seine Raps ein.

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