Ein Mensch geht über eine Brücke in der Region Zagori.
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Die Dörfer in der griechischen Region Zagori waren bis in die 1950er Jahre nur durch Bergstraßen und traditionelle Steinbogenbrücken verbunden.

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Von Foltergefängnis bis Natur: Zehn neue Unesco-Welterbestätten

Die Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt ist wieder gewachsen: Das Unesco-Welterbekomitee hat zehn weitere Stätten aufgenommen, etwa in Argentinien, Ruanda oder Griechenland. Erst kürzlich hatte es eine neue Stätte in Deutschland ernannt.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Ab dem 18. Jahrhundert veränderte sich die Region Zagori in Griechenland: Zwischen den kleinen Dörfern namens "Zagorochoria" bauten die Anwohner Steinbogenbrücken, Pflasterwege und Treppen. Nach und nach wuchsen sie zu einer politischen und sozialen Einheit zusammen. Das Unesco-Welterbekomitee hat das idyllische Gebiet nun auf seine Welterbe-Liste gesetzt – zusammen mit neun anderen neuen Stätten.

Ruanda, Kanada, Thailand: Das sind die neuen Unesco-Welterbestätten

Bei der Sitzung im saudi-arabischen Riad wurde auch die erste Welterbestätte im afrikanischen Ruanda benannt: der Nyungwe-Nationalpark. Zum Welterbe zählen künftig auch der evaporitische Karst und die Höhlen im italienischen Nordapennin, die kanadische Insel Anticosti und das Eise-Eisinga-Planetarium in Franeker in den Niederlanden.

Zudem sind auch die frühere jüdische Kolonie "Jodensavanne" im südamerikanischen Suriname, die antike Doppelstadt Si Thep in Thailand, die mittelalterlichen Holzsäulenmoscheen im türkischen Anatolien sowie die monumentalen Hügel und Erdwerke von Hopewell im US-Bundesstaat Ohio auf der Welterbeliste vertreten.

Argentinisches Folterzentrum in Unesco-Welterbeliste aufgenommen

Aufgenommen wurde auch das frühere Foltergefängnis ESMA im argentinischen Buenos Aires, das heute eine Erinnerungsstätte ist. Die ehemalige Marineschule Esma sei ein Ort gewesen, an dem "der schlimmste Staatsterror zum Ausdruck kam", erklärte Argentiniens Präsident Alberto Fernández nach Verkündung der Entscheidung des Welterbekomitees: "Lasst uns die Erinnerung weiterhin wachhalten." Das argentinische Militär hatte die frühere Marineschule während seiner Diktatur zwischen 1976 und 1983 zu einem Geheimgefängnis und zum größten Folterzentrum des Landes umfunktioniert. Die heutige Gedenkstätte erinnert an die rund 5.000 Opfer der Militärdiktatur, die in jener Zeit dort getötet wurden oder spurlos verschwanden.

Zu den wichtigsten Gedenkstätten auf der Unesco-Weltkulturerbeliste gehören bisher das NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau als Symbol für den von Nazi-Deutschland verübten Völkermord an sechs Millionen europäischen Juden sowie die Friedensgedenkstätte in Hiroshima zur Erinnerung an den ersten weltweiten Atombombenangriff durch die USA im Jahr 1945.

Welterbestätten: Diese Kriterien müssen die Kandidaten erfüllen

Die Kandidaten müssen zehn Kriterien erfüllen, so muss etwa die Einzigartigkeit und historische Echtheit sowie ein Managementplan für die Zukunft gewährleistet sein. Das Welterbekomitee tagt noch bis zum 25. September in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Auf der Liste des Unesco-Welterbes stehen derzeit fast 1.200 Kultur- und Naturstätten in 168 Ländern. 56 davon gelten als bedroht. Deutschland verzeichnet 52 Welterbestätten.

Die Einwohner von Schwangau haben im Juni grünes Licht für eine weitere Bewerbung Deutschlands gegeben: Bei einem Bürgerentscheid stimmten 56 Prozent dafür, dass Deutschland einen Weltkulturerbe-Antrag für das Schloss Neuschwanstein einreicht.

Unesco-Weltkulturerbe: Neue Stätten in Deutschland ernannt

Erst vor wenigen Tagen war das Jüdisch-Mittelalterliche Erbe in Erfurt in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen worden. Die Alte Synagoge, die Mikwe – ein jüdisches Ritualbad – und das Steinerne Haus bilden damit die 52. Welterbestätte in Deutschland. Die Synagoge, deren Geschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückreicht, gilt als eine der ältesten, größten und am besten erhaltenen Synagogen Europas. Die Mikwe gehört zu den wenigen erhaltenen Beispielen mittelalterlicher Gemeinde-Mikwen. Bei dem Steinernen Haus handelt es sich um ein historisches Wohngebäude.

"Es ist die wunderbare Krönung einer jahrelangen, akribischen Vorbereitung", erklärte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD). "Jetzt, da Erfurt mit dem Welterbetitel geadelt wurde, müssen und werden wir diesen Schatz hüten und wahren wie unseren Augapfel." Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erklärte, die Auszeichnung erinnere einmal mehr daran, "wie notwendig es ist, Hass und Gewalt gegen Jüdinnen und Juden jederzeit entschieden entgegenzutreten".

Im Audio: Argentinisches Folterzentrum in Unesco-Welterbeliste aufgenommen

Im Dachgeschoss des Folterzentrums befanden sich mehrere Zellen mit jeweils einer Matratze für die Gefangenen.
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Ein früheres Folterzentrum ist zum Unesco-Welterbe ernannt worden. In dessen Dachgeschoss befanden sich mehrere Zellen für Gefangene.

Mit Informationen von AFP, KNA und epd

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