Eine Spritze mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech.
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Wegen Omikron: Arzt boostert nach nur drei Monaten

Aus Sorge vor der Omikron-Variante des Coronavirus will ein Arzt aus dem Kreis Freyung-Grafenau seine Patienten so schnell wie möglich boostern. Dafür verkürzt er den Abstand nach der Zweitimpfung auf drei Monate - auf eigenes Risiko.

Auf der Tür von Nico Waltingers Praxis in Riedlhütte hängt seit dieser Woche ein Plakat, das ankündigt, was drinnen passiert. Darauf steht: "Vorgezogener Booster für alle über 40-Jährigen – 3 Monate nach der Zweitimpfung". Auf diese Weise will Hausarzt Waltinger 1.000 Patientinnen und Patienten bis zur ersten Januar-Woche dreifach geimpft haben.

  • Zur Übersicht: Aktuelle Zahlen zur Impfung in Bayern und Deutschland

Arzt will wegen Omikron vorzeitig boostern

Er selbst sieht sich in der Pflicht, seine Patienten vor der Omikron-Variante zu schützen - so gut es eben geht. Dass er sich damit nicht an die Empfehlung der Stiko und an die Empfehlung des Freistaats Bayern hält, ist ihm bewusst. "Die defensive Taktik der Stiko schützt die Stiko selbst vor möglichen juristischen Komplikationen. Aber leider nicht die Bevölkerung. Der Worst-Case wäre, dass meine Patienten durch den Omikron-Virus infiziert werden, krank werden und sterben. Und das fürchte ich mehr als jeden Rechtsanwalt", sagt er.

Freistaat übernimmt Haftung nach fünf Monaten

Im Landkreis Freyung-Grafenau ist Waltinger der einzige Arzt, der den Abstand verkürzt. In anderen Praxen wie auch in bayerischen Impfzentren boostern Ärzte fünf Monate nach der Zweitimpfung. Denn erst ab diesem Zeitpunkt übernimmt der Freistaat Bayern für die Ärzte Haftungsrisiken. Waltinger hofft, dass sich das bald ändert: "Die meisten meiner Kollegen zögern, haben Sorge vor juristischen Konsequenzen. Ich bitte den Freistaat um juristische Rückendeckung."

Großbritannien: Booster nach drei Monaten

Die Omikron-Variante des Coronavirus scheint deutlich ansteckender zu sein als die Delta-Variante. In Großbritannien haben Wissenschaftler und Behörden darauf reagiert, dass sich Omikron rasant ausbreitet. Hier wird bereits nach drei Monaten geboostert. 

Regensburger Infektiologe hält Aktion für sinnvoll

Omikron hat die Debatte um den Zeitpunkt des Boosters verändert, sagt auch Bernd Salzberger, Chef-Infektiologe am Regensburger Uniklinikum. Er betrachtet die Virus-Variante mit Sorge. Denn nur mit drei Impfungen seien Menschen gut gegen das Virus geschützt, wie Laborexperimente zeigen. Insofern gibt er Nico Waltinger recht. Die Dritt-Impfung dürfe - gerade bei älteren Patienten - ruhig früh gegeben werden.

"Schnelles Boostern ist sinnvoll. Die Daten liegen noch nicht vor, ab wann es Nebenwirkungen gibt. Aber ich denke, in der jetzigen Situation ist es gerechtfertigt. Denn die Intensivbetten in den Kliniken werden bis Januar mit Patienten belegt sein. Wenn wir eine Omikron-Welle mit Krankheitsfällen kriegen, dann werden in Bayern die Intensivstationen unter großen Druck geraten. Und das können wir uns im Augenblick nicht leisten", sagt der Mediziner.  

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