Andrij Melnyk
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Michael Kappeler

Andrij Melnyk

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Ukraines Präsident Selenskyj entlässt Botschafter Melnyk

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Botschafter seines Landes in Deutschland, Andrij Melnyk, entlassen. Das geht aus einem von der Präsidentenkanzlei in Kiew veröffentlichten Dekret hervor.

Andrij Melnyk ist nicht mehr Botschafter der Ukraine in Deutschland. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ihn entlassen. Das geht aus einem von der Präsidentenkanzlei in Kiew veröffentlichten Dekret hervor. Zuvor hatte es Berichte gegeben, wonach Melnyk als Botschafter abberufen werden und ins Außenministerium nach Kiew wechseln solle.

Neben Melnyk wurden laut Präsidialamt auch die Botschafter der Ukraine in Norwegen, Tschechien und Ungarn sowie Indien entlassen. Gründe wurden zunächst nicht genannt, auch der zukünftige Einsatzort der Diplomaten ist nicht bekannt.

Umstrittene Aussagen zu Nationalistenführer

Melnyk ist in Deutschland durch scharfe Kritik an der Ukraine-Politik der Bundesregierung bekannt. Zuletzt geriet er mit umstrittenen Äußerungen über den früheren ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera (1909-1959) unter Druck. Melnyk hatte Bandera in einem Interview in Schutz genommen und gesagt: "Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen." Dafür gebe es keine Belege.

Scharfe Kritik an diesen Aussagen kam unter anderem aus Polen und von der israelischen Botschaft in Berlin. Das ukrainische Außenministerium hatte sich daraufhin von Melnyks Stellungnahme distanziert und erklärt, dieser habe lediglich "seine persönliche Meinung" formuliert, die nicht die Position des Ministeriums wiedergebe.

  • Zum Artikel "Kiew geht auf Distanz zu Äußerungen von Botschafter Melnyk"

"Mein Präsident war not amused"

Die Aussagen zu Bandera waren jedoch nicht die ersten Äußerungen Melnyks, die in Kiew Unwillen erregten. Anfang Mai hatte der Botschafter Bundeskanzler Olaf Scholz dafür kritisiert, dass er entschieden hatte, vorerst nicht in die Ukraine zu reisen und ihm vorgeworfen, "die beleidigte Leberwurst zu spielen".

Dafür entschuldigte sich Melnyk auf Druck seines Außenministers Dmytro Kuleba, dem er erklären musste, wie es zu seiner Aussage kam. Auch Präsident Selenskyj habe die "Leberwurst-Attacke" missfallen, berichtete Melnyk. "Mein Präsident war not amused", gab er im "Spiegel" zu.

Botschafter über lange Zeitspanne

Melnyk war seit Januar 2015 Botschafter in Deutschland - eine außergewöhnlich lange Zeit für einen Diplomaten auf einem Posten. Auch Kommentatoren in Kiew sagten am Samstag, dass dies etwa das Doppelte der üblichen Entsendungszeit gewesen sei.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!