Selenskyj bestätigt Einsatz der ATACMS
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Selenskyj bestätigt Einsatz der ATACMS

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Selenskyj bestätigt: Ukraine setzt erstmals ATACMS-Raketen ein

Die USA haben der Ukraine ATACMS-Raketen zur Verfügung gestellt. Sie wurden Präsident Selenskyj zufolge auch schon eingesetzt. Die gelieferten Raketen haben eine geringere Reichweite als eigentlich möglich.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Ukraine hat nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj erstmals US-Raketen mit großer Reichweite vom Typ ATACMS eingesetzt. Die Raketen hätten sich "bewährt", sagte Selenskyj am Dienstag in seiner täglichen Videobotschaft. Wann oder wo die Raketen zum ersten Mal eingesetzt wurden, sagte er allerdings nicht.

"Heute geht ein besonderer Dank an die USA. Unsere Vereinbarungen mit Präsident Biden werden umgesetzt. ATACMS hat sich als sehr präzise erwiesen", erklärte Selenskyj. Zuvor hatten mehrere US-Medien gemeldet, dass die USA der Ukraine zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg ATACMS-Raketen zur Verfügung gestellt haben.

Angriff auf Flughäfen mit ATACMS

Nach Berichten ukrainischer Medien wurden die ATACMS am Morgen erstmals bei Angriffen auf zwei von den russischen Besatzern betriebene Flughäfen im Osten der Ukraine eingesetzt. Dabei seien Spezialtechnik, eine Abschussrampe der Flugabwehr und Waffenarsenale zerstört worden, teilten die Spezialkräfte der Armee in Kiew über Telegram mit. Start- und Landebahnen seien ebenfalls beschädigt worden.

Kürzere Reichweite als möglich

Die Ukraine hatte lange auf die Lieferung des Raketentyps gedrungen. Die US-Regierung sagte erst nach langem Zögern im September zu, weil sie befürchtete, die Ukraine könne die Waffen auch gegen russisches Gebiet einsetzen.

Die Reichweite der in die Ukraine gelieferten ATACMS ist kürzer als die maximal möglichen 300 Kilometer. Sie sind mit Streumunition bestückt, die sich beim Abfeuern in der Luft öffnet und Hunderte sogenannter Bomblets statt eines großen einzelnen Sprengkopfes freisetzt.

Aus Einzelheiten machten die USA ein Geheimnis. Die Lieferung erfolgte stillschweigend, eine offizielle Bekanntgabe wurde erst für nach dem ersten Einsatz auf dem Schlachtfeld erwartet. Stückzahlen wurden nicht genannt. US-Regierungsvertreter ließen aber durchblicken, dass es etwa zwei Dutzend Raketen sein könnten.

Wofür steht ATACMS?

Das Army Tactical Missile System, kurz ATACMS, wurde Anfang der 1980er Jahre vom US-Rüstungskonzern Lockheed Martin konzipiert und von der US-Armee im Kampf zum ersten Mal 1991 gegen den Irak eingesetzt: bei der Militäroperation "Desert Storm" zur Befreiung Kuwaits.

Die Rakete wurde immer wieder weiterentwickelt. Es gibt verschiedene Versionen mit unterschiedlichen Reichweiten und Gefechtsköpfen. Die US-Armee hat nach Einschätzung von Experten rund 4.000 ATACMS-Raketen in ihren Beständen.

Boden-Boden-Raketen für verschiedene Ziele

ATACMS sind sogenannte Artillerieraketen. Sie werden von Raketenwerfern vom Typ HIMARS oder MLRS abgefeuert. Beide Waffensysteme hat die Ukraine bereits im Einsatz. Die Rakete erreicht nach Abschuss dreifache Schallgeschwindigkeit, steigt zunächst knapp 50 Kilometer hoch in den Himmel auf und stürzt dann auf das anvisierte Ziel hinab.

Bestückt werden können die ATACMS-Raketen mit bunkerbrechenden Gefechtsköpfen oder auch mit Streumunition, deren Einsatz auch deshalb umstritten ist, weil sie eine hohe Blindgängerquote hat.

Ist ATACMS ein Gamechanger?

ATACMS sind teure Präzisionswaffen, die Armeen meist nicht in großer Stückzahl haben und die sie hauptsächlich gegen Ziele von großer Bedeutung einsetzen. Die ukrainischen Truppen könnten zum Beispiel weit entfernte russische Kommandozentralen oder militärische Logistikzentren mit ATACMS-Raketen beschießen oder Nachschublinien wie die Kertsch-Brücke vom russischen Festland auf die Krim treffen.

ATACMS kann so eine wichtige militärische Komponente für die Ukraine werden. Ein sogenannter Gamechanger von entscheidender militärischer Bedeutung sind die Artillerieraketen mit großer Reichweite nach Ansicht von Fachleuten eher nicht.

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

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