Eine Frau ruht sich aus. Sie räumte Anfang Juni die Trümmer eines Tempels weg, der bei Angriffen in Gorenka am Stadtrand von Kiew zerstört wurde.
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Zerstörter Tempel in Gorenka am Stadtrand von Kiew: Der Bedarf für den Wiederaufbau in der Ukraine wird auf hunderte Milliarden Euro geschätzt.

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Ukraine legt Wiederaufbauplan vor: "Immense Aufgabe" steht bevor

Noch immer zerstören Raketen in der Ukraine Infrastruktur und töten Menschen. Dennoch schreitet der Plan für den Wiederaufbau des Landes voran. Es bedarf wohl hunderter Milliarden Euro. Nun präsentiert die ukrainische Regierung ihre Vorstellungen.

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Wie, wann und mit welchem Geld wird die Ukraine wieder aufgebaut? Vieles ist noch unklar. An diesem Montag will die ukrainische Regierung erstmals ihre Prioritäten für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes vorstellen. Rund 40 potenzielle Geberländer sind bei dem Treffen in Lugano in der Schweiz vertreten, ebenso wie viele internationale Organisationen und Finanzinstitutionen.

"Erklärung von Lugano" für Wiederaufbau der Ukraine

Beraten werden soll, wer welche Aufgabe übernehmen kann. Der Bedarf wird auf hunderte Milliarden Euro geschätzt. In einer "Erklärung von Lugano" sollen die wichtigsten Prinzipien für den Wiederaufbau festgelegt werden. Die G7-Staaten sprachen sich nach ihrem Gipfel für einen Wiederaufbauplan aus, der von der Ukraine in enger Abstimmung mit internationalen Partnern ausgearbeitet und umgesetzt werden soll.

An der Konferenz in der Schweiz nehmen unter anderem der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal, die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, und Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) teil. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj soll live aus Kiew zugeschaltet werden.

Geber sollen Hilfe absprechen

"Die Ukraine ist ein Riesenland, da ist viel zerstört. Angesichts der historischen Aufgabe kann man nicht früh genug anfangen, den Wiederaufbau zu planen und zu koordinieren", sagte Markus Berndt, bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) geschäftsführender Direktor der Abteilung EIB Global, der Deutschen Presse-Agentur. Geber müssten ihre Hilfe frühzeitig und transparent absprechen. "Die Ukrainer werden jeden um alles bitten. Wenn man nicht gut koordiniert, fördern alle dieselbe Brücke und niemand baut das Krankenhaus wieder auf, das womöglich dringender benötigt wird", machte Berndt klar.

Schulze: "Wiederaufbau der Ukraine wird immense Aufgabe"

"Der Wiederaufbau der Ukraine wird eine immense Aufgabe sein, die Jahrzehnte dauern und mehrere hundert Milliarden Euro kosten wird. Genau deshalb müssen schon jetzt über den Wiederaufbau sprechen", sagte wiederum die deutsche Ministerin Schulze der dpa. Schon die Soforthilfe müsse die Grundlagen für nachhaltigen Wiederaufbau legen, um den Kurs der Ukraine Richtung Europäische Union zu bestärken. Ziele seien eine moderne Verwaltung, effektive Korruptionsbekämpfung, nachhaltige Infrastruktur und Energiesicherheit.

Bei den Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine sprach sich Schulze im Interview mit der Bayern 2-radioWelt am Morgen dafür aus, dass sich auch Russland beteiligt: "Die Ukraine hat wahnsinnige Zerstörungen zu beklagen und die hat die russische Armee verursacht."

Getreideexport forcieren

Außerdem bleibt der Getreideexport Thema. Dieser müsse forciert werden, meint Josef Schmidhuber, stellvertretender Direktor der Abteilung Handel und Märkte der UN-Agrarorganisation FAO. "Dann bekommt der ukrainische Bauer sein Geld, die Welt mehr Getreide und der ukrainische Staat Devisen", sagte der dpa. Rund 20 Millionen Tonnen Getreide können nicht exportiert werden, weil Russland die Schwarzmeerhäfen blockiert.

Hinzu kommen nach FAO-Schätzung bald 50 Millionen Tonnen an frischem Weizen, Mais, Gerste, Hafer, Roggen und andere Arten. Silos gibt es nur für etwa 60 Millionen Tonnen. Schmidhuber begrüßt deshalb Pläne, an der polnischen Grenze Silos zu bauen.

Kredite für die nächste Ernte?

Um die nächste Ernte zu sichern, brauchten ukrainische Bauern Kreditzusagen, sagen Agrarökonomen. Denn wenn sie ihr vorhandenes Getreide nicht zügig verkaufen können, fehlt ihnen Geld für neue Saat und die nächste Ernte fiele noch geringer aus.

Mit Material von dpa.

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