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Trittin: Seehofer macht "Wahlkampf für die AfD"

Grünen-Politiker Jürgen Trittin hat den neuen Bundesinnenminister Horst Seehofer für dessen Äußerung kritisiert, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. "So setzt die CSU ihren fatalen Kurs fort und macht Wahlkampf für die AfD", sagte Trittin im SWR.

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Seehofers Einschränkung, die hier lebenden Muslime gehörten trotzdem zu Deutschland, ließ Trittin nicht gelten: "Das ist die Redeweise, die man kennt: 'Ich habe nichts gegen Ausländer, aber ...'", so der Politiker. Ein Heimatminister, der es als erste Aufgabe sehe, die Heimat zu spalten, sei "fehl am Platze". Trittin betonte: "Natürlich leben viele Muslime in diesem Land. Sie sind hier aufgewachsen. Und natürlich gehört ihr Glaube zu diesem Land." Es gebe keine Bedrohung der christlich-abendländischen Traditionen in Deutschland. "Nach wie vor findet jeden Herbst in München das Oktoberfest statt", sagte der ehemalige Umweltminister. Es werde eine Bedrohung konstruiert, die es in der Realität überhaupt nicht gebe.

Die AfD begrüßte die Aussage Horst Seehofers, der Islam gehöre nicht zu Deutschland. "Diese Botschaft hat Horst Seehofer wortwörtlich unserem Grundsatzprogramm entnommen", sagte der vor kurzem zurückgetretene AfD-Fraktionsvorsitzende aus Sachsen-Anhalt, André Poggenburg.

FDP-Chef Christian Lindner äußerte sich jedoch sehr kritisch zu dem Thema: "Diese Debatte lenkt ab und ist überflüssig. Weder verlangt irgendwer die Übernahme islamischer Sitten, noch ist das Christentum Staatsreligion", sagte er der Rheinischen Post. Lindner findet, Horst Seehofer solle seine Energie lieber reservieren, um die von der Union verursachten Probleme der Flüchtlingspolitik zu lösen.

Die Deutsche Bischofskonferenz äußerte sich ebenfalls zurückhaltend zur Islam-Debatte. "Letztlich hat sich die Debatte als nicht zielführend erwiesen. Wir werden uns daher nicht an einer Neuauflage beteiligen", erklärte der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Den Satz "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" halte er aber für falsch.

Unterstützung für Seehofer von der SPD

Die brandenburgische SPD-Landtagsabgeordnete Kerstin Kircheis hingegen unterstützt die Aussage von Seehofer. Kircheis sagte im Inforadio vom rbb, sie gehe davon aus, dass Seehofer mit seinem Satz den politischen Islam ansprechen wollte. "Der gehört generell nicht zu Deutschland." Es habe ein friedliches Miteinander der Religionen gegeben, das habe sich inzwischen geändert - wie auch die wiederholten Auseinandersetzungen in Cottbus zeigten. "Gewalt ist auf beiden Seiten (...) abzulehnen."