Bundeswehrsoldaten vor einem Bild des erschossenen Widerstandskämpfers Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Archiv)
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Bundeswehrsoldaten vor einem Bild des erschossenen Widerstandskämpfers Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg (Archiv)

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Stauffenberg-Gedenken: Pistorius mahnt wehrhafte Demokratie an

Am 20. Juli 1944 versuchen Offiziere um Claus Schenk Graf von Stauffenberg vergeblich, Adolf Hitler zu beseitigen und den Krieg zu beenden. Ihr Vermächtnis gelte es zu bewahren, mahnen Politiker am Jahrestag – und spannen den Bogen in die Gegenwart.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Heute vor 79 Jahren versuchte eine Gruppe von Wehrmachtsoffizieren, Adolf Hitler mit einer Bombe zu töten, um so Krieg und Terrorherrschaft zu beenden. Das Attentat misslang, statt Hitlers wurden danach viele der Widerständler, Mitwisser und Angehörige hingerichtet. Wie in jedem Jahr haben Bundesregierung und Berliner Senat den Kampf gegen die Barbarei gewürdigt – diesmal im Zeichen des Ukrainekriegs und einer wachsenden Bedrohung der Demokratie durch Rechtsextremisten.

Pistorius: Demokraten sollen "achtsam und wehrhaft" sein

Verteidigungsminister Boris Pistorius bezeichnete die beteiligten Frauen und Männer als Vorbilder. Sie seien ihrem Gewissen gefolgt und hätten sich trotz geringer Erfolgsaussichten mutig und entschlossen gegen das Unrecht gestellt, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag bei einer Gedenkveranstaltung im Ehrenhof des Bendlerblocks in Berlin. Ihr Handeln sei für heutige Generationen Mahnung und Verpflichtung, dass von Deutschland niemals wieder Unrecht ausgehen dürfe.

Eine Lehre sei, dass eine Demokratie achtsam und wehrhaft sein müsse und alle Demokratinnen und Demokraten immer wieder neu für ihre Werte einstehen müssten. Heute nähmen Antisemitismus, Hass, Hetze und Gewalt erneut demokratiegefährdende Ausmaße an. Zugleich gelte es, sich dem russischen Angriffskrieg entschlossen entgegenzustellen

"Unsere Sicherheit und unsere Freiheit, unsere demokratische und offene Gesellschaft sind keine Selbstverständlichkeit, sondern kostbarstes Gut, in das wir immer wieder investieren müssen, dass wir verteidigen müssen." Verteidigungsminister Boris Pistorius

"Loyalität zum Grundgesetz" als Gebot

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) würdigte die Widerständler. Ihr Beispiel zeige, dass es immer eine Wahl gebe, Haltung zu zeigen. Der Vorsitzende der Stiftung 20. Juli 1944, Robert von Steinau-Steinrück, sagte, die Herstellung von Rechtsstaatlichkeit sei Kernmotiv des Widerstands gegen den Nationalsozialismus gewesen. Die konsequente Fortsetzung des Widerstands sei daher Loyalität zum Grundgesetz

Stichwort: Der 20. Juli 1944

💡 Am verübten Offiziere um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg im "Führerhauptquartier Wolfsschanze" im heutigen Polen ein Attentat auf Adolf Hitler. Ihr Ziel war der Sturz des Nazi-Regimes und ein Ende des verheerenden Zweiten Weltkriegs.

Das Sprengstoffattentat scheiterte, Hitler überlebte leicht verletzt. Stauffenberg und drei seiner Mitverschwörer wurden noch in der Nacht zum 21. Juli im Berliner Bendlerblock, dem damaligen Sitz des Oberkommandos des Heeres, standrechtlich erschossen. In den Wochen nach dem Stauffenberg-Attentat wurden weitere 140 Akteure und Mitwisser des militärischen Widerstandes gegen Hitler hingerichtet.

Bundeswehr-Tradition: Gelöbnis am Jahrestag des 20. Juli

Nach einer zwiespältigen bis ablehnenden Wertung der Widerständler in der unmittelbaren Nachkriegszeit sieht sich die Bundeswehr seit den 1970er-Jahren in der Tradition der militärischen Widerständler gegen das Nazi-Regime, was durch öffentliche Gelöbnisse neuer Rekruten jeweils am 20. Juli bekräftigt wird.

Über Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Beweggründe für das Attentat gibt es allerdings auch heute noch wissenschaftliche Diskussionen. Manche Experten geben zu bedenken, dass der Wehrmachtsoffizier erst spät, nämlich mit dem Scheitern des Feldzugs gegen die Sowjetunion, zum entschiedenen Kritiker Hitlers wurde und sprechen sich daher gegen eine Heroisierung Stauffenbergs aus.

400 Rekruten "übernehmen Verantwortung für unser Land"

Am frühen Donnerstagabend legten jedenfalls 400 Bundeswehr-Rekrutinnen und -Rekruten im Bendlerblock, dem Berliner Dienstsitz des Verteidigungsministeriums, ein feierliches Gelöbnis ab. Dabei waren zahlreiche Angehörige sowie Hunderte geladene Gäste anwesend. Die angetretenen Soldaten stammten aus acht unterschiedlichen Einheiten aus allen Bereichen der Bundeswehr. Pistorius zollte den angetretenen Rekruten Dank und Respekt. "Mit Ihrer Entscheidung für die Bundeswehr übernehmen Sie Verantwortung für unser Land, für die Menschen in diesem Land, für unsere Freiheit, für unsere Demokratie, für unseren Rechtsstaat." 

Im Video: Karl Graf Stauffenberg - Widerstand als Familienerbe

Karl Graf Stauffenberg
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Karl Graf Stauffenberg

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