06.11.2022, Italien, Catania: Migranten stehen an Deck der «Humanity 1» im sizilianischen Hafen von Catania. Mehr als 140 Bootsmigranten haben das deutsche Schiff «Humanity 1» im Hafen der italienischen Stadt Catania verlassen.
Bildrechte: Salvatore Cavalli/AP/dpa

Migranten stehen an Deck der «Humanity 1» im sizilianischen Hafen von Catania.

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SOS Humanity sieht Italien in der Verantwortung für Geflüchtete

Die Seenotrettungsorganisation "SOS Humanity" legt im Streit mit der italienischen Regierung um die Aufnahme Geflüchteter nach. Im Interview sagt ihr Koordinator Wasil Schauseil: "Das Dekret, das gegen uns erlassen wurde, ist eindeutig illegal."

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der Streit zwischen der Organisation "SOS Humanity" und den italienischen Behörden geht weiter. Am vergangenen Wochenende hatte die neue italienische Regierung zunächst angeordnet, dass nicht alle Geretteten von Bord der "SOS Humanity I" durften. 35 Männer mussten bleiben. Erst nach einem Hungerstreik konnten auch sie an Land.

"Italienische Behörden in der Pflicht, Hilfe zu leisten"

Im Interview mit Bayern 2 sagte Wasil Schauseil, der Koordinator der Berliner Organisation: "Das Dekret, das gegen uns erlassen wurde, ist eindeutig illegal. Deswegen gehen wir auch dagegen rechtlich vor – vor dem Verwaltungsgericht in Rom." Schauseil begründete den Schritt so: "Die italienischen Behörden stehen wie alle anderen Küstenstaaten in der Pflicht, dort Hilfe zu leisten, und wir werden sie auch nicht aus der Verantwortung entlassen."

"Wir werden nicht nach Rostock segeln" - Verteilmechanismus nötig

Mit Blick auf die Forderungen aus Italien, dass ein Schiff, das unter deutscher Flagge fahre, auch in Deutschland anlegen müsse, sagte Schauseil: "Das ist echt absurd, das zu fordern. Das internationale Seerecht hat klare Regel, dass die nahegelegenen Küstenstaaten in der Verantwortung stehen."

Er fügte an: "Wir werden nicht nach Rostock segeln." Zugleich forderte der Koordinator einen "verlässlichen Verteilmechanismus für Menschen", die beispielsweise in Italien oder Malta ankommen. So sollten die Anrainerstaaten entlastet werden.

  • Zum Artikel: Streit um Seenotrettung in Italien: Welche Regeln gelten?

Schauseil machte auch klar: "Wir machen weiter. Wir werden wieder ins zentrale Mittelmeer auslaufen und dort Menschen in Seenot suchen und retten und uns dann an die nächstgelegenen Küstenstaaten wenden, um dort nach einem sicheren Hafen anzufragen." Das sei dann meistens Malta und Italien.

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