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Demonstration in Kemerovo

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Russen fordern Aufklärung nach Brandkatastrophe in Sibirien

"Wie viele Opfer gibt es wirklich?", "Wer ist Schuld?" - mit Plakaten wie diesen haben in Russland viele Menschen für eine vollständige Aufklärung der Brandkatastrophe in Kemerovo demonstriert, bei der 64 Menschen umkamen, darunter etwa 40 Kinder.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Die Bewohner forderten von den Behörden eine Liste der Opfer, wie die Agentur Interfax meldete. Sie gehen jedoch davon aus, dass die Zahl der Opfer noch weit höher liegen könnte als von den Behörden bisher angegeben. Eine Bürgergruppe aus Angehörigen und Bewohnern bestätigte nach einem Besuch in einer Leichenhalle allerdings, dass 41 Kinder unter den Toten seien. Viele von ihnen seien noch nicht identifiziert. Die Angaben der Behörden seien korrekt.

Feuer in der Kinderabteilung

Das Feuer war am frühen Sonntagabend in der Kinderabteilung im vierten Stock des Einkaufszentrums ausgebrochen. Es erfasste innerhalb kurzer Zeit eine Fläche von rund 1.600 Quadratmetern. Das Shopping-Center "Simnjaja Wischnja" (Winterkirsche), das wegen seines Kinos und des Tiergeheges besonders bei Familien beliebt ist, war 2013 eröffnet worden.

Brandursache weiter unklar

Die Brandursache ist bislang nicht eindeutig geklärt. Ersten Ermittlungen zufolge soll ein defektes Kabel das Feuer ausgelöst haben. Es gibt auch Angaben von Augenzeugen, dass Jugendliche mit einem Feuerzeug gespielt und Schaumstoffwürfel angezündet haben sollen. Zum Zeitpunkt des Unglücks sollen sich Hunderte Menschen in dem Kaufhaus aufgehalten haben.

Alarm abgeschaltet, Ausgänge verschlossen

Die Ermittler bestätigten, dass ein Wachmann den Alarm ausschaltete, nachdem er ein Signal über das Feuer im Gebäude erhalten hatte. Warum er das tat, war zunächst nicht bekannt. Zudem sollen die Eingangstüren des Kinos verschlossen gewesen sein. Mitarbeiter des Einkaufszentrums hätten kaum Maßnahmen zur Rettung ergriffen, die Notausgänge waren blockiert. Als die Türen aufgingen, seien die Korridore bereits voller Rauch gewesen.

Trauer im ganzen Land

In ganz Russland bekundeten Menschen ihre Trauer um die Toten. in zahlreichen Städten wurden Kerzen zum Gedenken entzündet, Kinder legten Plüschtiere nieder. Auf Anordnung von Gouverneur Aman Tulejew gilt in der sibirischen Region im Kusbass eine dreitägige Trauer. Auch die Hafenstadt Wladiwostok im Fernen Osten Russlands verkündete aus Solidarität mit den Opfern eine dreitägige Trauerzeit. In der Staatsduma wurde eine Schweigeminute eingelegt.