Abdel Fattah al-Sisi, Präsident von Ägypten, Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock beim Petersberger Klimadialog im Auswärtigen Amt.
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Abdel Fattah al-Sisi, Präsident von Ägypten, Bundeskanzler Scholz und Außenministerin Baerbock beim Petersberger Klimadialog im Auswärtigen Amt.

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Scholz beim Klimadialog: "Müssen raus aus Kohle, Öl und Gas"

Der Kampf gegen die Klimaerwärmung – darum geht es beim Treffen in Berlin. Es stellt die Weichen für die UN-Klimakonferenz im Herbst. Besonders betroffene Staaten hoffen auf Hilfe bei der Bewältigung von Schäden infolge des Klimawandels.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat beim Petersberger Klimadialog betont, wie wichtig es sei, beim Klimaschutz voranzukommen: "Die jüngste Hitzewelle in Indien und Pakistan, die Fluten Anfang des Jahres in Brasilien oder im vergangenen Jahr im Ahrtal, sie sprechen eine eindeutige Sprache."

Scholz: Kommende Generationen haben Recht auf gutes Leben

Schätzungen zufolge, so Scholz, werden in gut 30 Jahren zwei Milliarden Menschen mehr die Erde bevölkern. Vor allem in Afrika, Asien und Lateinamerika rechnen Experten mit einem deutlichen Zuwachs. Scholz stellte beim internationalen Treffen in Berlin klar, dass auch die kommenden Generationen ein Recht auf ein gutes Leben haben: "Glauben wir wirklich, dass wir die Menschen vor die Wahl stellen können, entweder Klimaschutz oder Wohlstand?"

Scholz verwies auf ein Beispiel aus Ägypten, an dem man gut sehen könne, wie Klimaschutz und Mobilität miteinander zu vereinbaren seien: "Dort baut die Regierung gerade ein hochleistungsfähiges Eisenbahnnetz, das Menschen verbindet und zugleich das Klima schützt." Er zeigte sich überzeugt, dass technologischer Fortschritt und Klimaschutz Hand in Hand gehen müssten.

Ukraine-Krieg als Turbo für den Ausstieg aus fossiler Energie

Deutschland verfolgt laut Scholz das Ziel, innerhalb der nächsten gut zwei Jahrzehnte klimaneutral zu werden, bis 2045. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit rasant gestiegenen Energiepreise würden ihn sogar bestärken, auf erneuerbare Energien zu setzen. "Wir müssen raus aus Kohle, Öl und Gas, jetzt erst recht."

Unterstützung bekam Scholz für seine Ausführungen vom ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Al-Sisi. Der Gastgeber der Weltklimakonferenz im November lobte Deutschland für sein Klima-Engagement, auch in internationaler Hinsicht. Außerdem betonte Al-Sisi, dass die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine die gemeinsame Mission der Staaten nicht beeinflussen sollten. Am Treffen des Petersberger Klimadialogs nehmen Vertreter aus 40 Staaten teil. Konkrete Beschlüsse werden bei dem Treffen, das noch bis Dienstag dauert, nicht gefasst. Es sollen aber Ideen entwickelt werden, wie Menschen vor allem in armen Ländern vor den Folgen der globalen Klimakrise geschützt werden können.

Kritik an internationaler Klimapolitik

Der international renommierte Klimafolgenforscher Mojib Latif hält das 1,5 Grad-Ziel zur Begrenzung der Erderwärmung für nicht mehr erreichbar. Der Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel sagte im Vorfeld des Petersberger Klimadialogs: "Nimmt man das, was die Politik weltweit derzeit macht, sind wir eher auf dem Kurs drei Grad." Latif wirft der Politik Tatenlosigkeit vor. Es gebe scheinbar immer Wichtigeres als den Umweltschutz, beklagt der Klimaforscher.

Auch der Klimaökonom Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut schätzt das Risiko hoch ein, dass das politische Ziel für mehr Klimaschutz gerade jetzt den Energieinteressen der einzelnen Staaten zum Opfer fallen könnte. Im Deutschlandfunk warb er für den Ausbau weiterer Klimapartnerschaften, wie beispielsweise zwischen Deutschland und Indonesien. Außerdem sieht er eine Chance etwa durch den Aufkauf von Kohlekraftwerken in Asien oder Afrika mithilfe internationaler Entwicklungsprogramme. Diese Kraftwerke sollten dann auf erneuerbare Energien umgestellt werden: "Ich halte das für absolut notwendig. Wir müssen Prioritäten setzen und das heißt, wir müssen aus der Kohle aussteigen und zwar weltweit."

Klimakrise im Schatten des Ukraine-Kriegs und der Corona-Krise

Kritik am Petersberger Klimadialog kommt neben Umweltschutzorganisationen wie dem World Wildlife Fund auch von Klima-Aktivisten. Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg hätten das Thema Klimakrise stark in den Hintergrund gedrängt. "Fridays for Future"-Sprecherin Linda Kastrup sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Krisen würden gegeneinander ausgespielt. Dabei werde vergessen, dass die Katastrophen vernetzt seien und die Lösungen nah beieinanderlägen. Kastrup: "Deutschland muss nun mit verschärften Klimazielen die Messlatte hochlegen."

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