Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend am 30.01. 2024 im Bundestag.
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Paus: Hass im Netz ist eine Bedrohung für die Demokratie.

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Paus: Hass im Netz ist eine Bedrohung für die Demokratie

Familienministerin Paus hat auf die Gefahren von Hass im Netz hingewiesen. Bei der Vorstellung der Studie "Lauter Hass - leiser Rückzug" betonte sie, dieser Hass sei allgegenwärtig. Viele Menschen seien schon Opfer geworden, so die neuen Zahlen.

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"Demokratie hört im Internet nicht auf." Das hat Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) am Dienstag bei der Vorstellung einer Studie über Hass im Netz betont. Dieser Hass sei mittlerweile allgegenwärtig und eine Bedrohung für die Demokratie, so Paus. Mittlerweile äußerten sich – so eine Umfrage, die im Rahmen der Studie durchgeführt wurde – über die Hälfte der Menschen im Internet weniger, aus Angst vor hasserfüllten Reaktionen. Man nehme auch, so Paus, die zunehmende Bedrohung durch Falschinformationen ins Visier – auch unter Berücksichtigung von Chat GPT und anderen KI-Tools.

Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und queere Menschen besonders betroffen

Besonders betroffen seien junge Frauen, denen in sozialen Netzwerken sexuelle Übergriffe widerfahren. Auch Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund und queere Menschen seien dort vermehrt Gewaltandrohungen und Beleidigungen ausgesetzt. Deutschland sei bunt und vielfältig, so Paus, und so sollte auch das Netz sein.

Außerdem generiere dieser digitale Hass weiteren Hass, der dann auch zu analoger Gewalt werden könne. Die Studie mit dem Titel "Lauter Hass - leiser Rückzug" wurde vom "Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz" durchgeführt. Der Untersuchung zufolge sind Gewaltandrohungen, Diskriminierung, unverhohlener Rassismus und Antisemitismus in Sozialen Medien an der Tagesordnung.

Ergebnisse der Studie "Lauter Hass- leiser Rückzug" in Zahlen

Demnach ist jede zweite Person schon mal online beleidigt worden. Ein Viertel der Befragten sei mit körperlicher Gewalt und 13 Prozent mit sexualisierter Gewalt konfrontiert worden. Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung (57 Prozent), beteiligt sich seltener an Diskussionen (55 Prozent) und formuliert Beiträge bewusst vorsichtiger (53 Prozent).

86 Prozent der Befragten finden, dass Social-Media-Plattformen mehr Verantwortung übernehmen müssten. 79 Prozent stimmten der Aussage zu, dass diese Plattformen auch finanzielle Verantwortung für die durch Hass im Netz entstehenden gesellschaftlichen Schäden tragen sollten. Befragt wurden nach Angaben 3.000 Internetnutzer in Deutschland ab 16 Jahren.

Hass im Internet ist "Alltag"

Hanna Gleiß Co-Geschäftsführerin von "Das Nettz" und Mitherausgeberin der Studie sagte, Hass im Netz sei Alltag und eine ganze Generation könnte das künftig als normal empfinden. Rüdiger Fries, Vorsitzender der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, betonte, Hass im Netz führe zu einem Rückzug aus dem öffentlichen Diskurs. Betroffene würden beispielsweise ihre Accounts bei Sozialen Medien weniger nutzen oder sogar ganz stilllegen. Hass sei laut, die anderen hätten sich leise zurückgezogen.

Menschen vor Hass im Netz besser schützen

Das Kompetenznetzwerk stellte deshalb einige Forderungen an die Politik auf. So müssten Betroffene vor Hass im Netz besser geschützt werden, es mehr Beratungsstellen geben, der Digital Services Act der EU klar und deutlich durchgesetzt werden. Schüler, Lehrer und auch Erwachsene müssten darüber hinaus durch eine Bildungsoffensive mehr Medienkompetenz erhalten. Außerdem müsse die Zivilgesellschaft gestärkt werden, die dann wiederum auf die Missstände aufmerksam machen könne.

Und: Social-Media-Plattformen müssten in die finanzielle Verantwortung genommen werden, da sie an den verbreiteten Inhalten Geld verdienten, so eine weitere Forderung. Sie sollten beispielsweise in Demokratieprojekte investieren müssen. Bundesfamilienministerin Paus betonte, Hass dürfe nicht vom Algorithmus belohnt werden.

Mit Informationen der KNA

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