Annalena Baerbock gestrandet in Abu Dhabi
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Pannenserie: Baerbock gibt Reise in Pazifik-Region endgültig auf

Außenministerin Baerbock hat ihre Reise in den Pazifik endgültig abgebrochen. Auch ein zweiter Versuch, per Regierungsmaschine weiterzufliegen, scheiterte, Linienflüge waren keine Option. Das sei alles "mehr als ärgerlich", erklärte die Ministerin.

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Eigentlich wollte die Außenministerin schon längst in Australien sein. Nach den wiederholten Pannen mit ihrem Regierungsflugzeug brach Annalena Baerbock (Grüne) die geplante Reise zu einem einwöchigen Besuch in der Pazifik-Region nun jedoch endgültig ab.

Die überraschende Entscheidung fiel am Dienstagmorgen. "Wir haben bis zuletzt geprüft und geplant, aber leider war es nicht mehr möglich, die geplanten Reisestationen der Indo-Pazifik-Reise nach dem Ausfall des Flugzeugs der Flugbereitschaft mit den noch verfügbaren Optionen logistisch darzustellen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Erster Versuch an Flügelklappen gescheitert

Der Regierungsflieger des Typs A340 auf dem Weg nach Australien hatte zunächst nach einer routinemäßigen Zwischenlandung in Abu Dhabi "aus Sicherheitsgründen wieder dorthin zurückkehren" müssen, wie die Luftwaffe erklärte. "Aufgrund einer technischen Störung konnten die Flügelklappen nicht korrekt eingefahren werden", hieß es.

Nachdem die Crew in einem zweistündigen Flugmanöver über dem Wüstenemirat und dem Meer rund 80 Tonnen Kerosin aus der vollgetankten Maschine abgelassen hatte, landeten Baerbock und ihre Delegation dort wieder um 5.33 Uhr Ortszeit. "Um sicher wieder in Abu Dhabi landen zu können, mussten wir Treibstoff ablassen", erklärte die Luftwaffe, "ansonsten wäre die Maschine zu schwer für die Landung gewesen".

Fehlschlag auch im zweiten Anlauf

Am Abend kam dann die Nachricht, dass Baerbock weiterreisen könne. Man habe "soeben eine Funktionsüberprüfung während eines Testfluges durchgeführt", teilte die Luftwaffe im vormals Twitter genannten Onlinedienst X mit. Dabei seien keine Probleme aufgetreten. "Wir planen daher, heute im Verlauf des Abends die Weiterreise nach Sydney anzutreten", hieß es weiter.

Doch die schon etwas ältere Regierungsmaschine, mit der Baerbock hatte vorliebnehmen müssen, da die neuere A350 nicht zur Verfügung stand, machte erneut Probleme - und musste wieder nach Abu Dhabi umkehren. Der Fehler sei erneut "bei der nun wieder aufgetankten Maschine aufgetreten", so die Luftwaffe.

Auch Linienflüge waren keine Option

Anschließend wurde als letzte Option die Möglichkeit geprüft, ob Baerbock und ihre Delegation ihr einwöchiges Reiseprogramm in der Pazifik-Region mit Linienflügen absolvieren könnten. Alle Mitreisenden waren gebeten worden, sich zur Abfahrt zum Flughafen um 08.00 Uhr in der Lobby des Hotels zu treffen. Als der gesamte Tross dort abfahrbereit stand, fiel jedoch die Entscheidung zum Abbruch der Reise, da eine Durchführung mit Linienflügen sich offenbar als nicht praktikabel erwiesen hatte.

"Wir haben bis zuletzt geprüft und geplant, aber leider war es nicht mehr möglich, die geplanten Reisestationen der Indo-Pazifik-Reise nach dem Ausfall des Flugzeugs der Flugbereitschaft mit den noch verfügbaren Optionen logistisch darzustellen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Baerbock findet das alles "mehr als ärgerlich"

Die Außenministerin hatte sich zu den Vorgängen zunächst nicht geäußert, zeigte sich dann aber doch verärgert. "Wir haben alles versucht: Leider ist es logistisch nicht möglich, meine Indo-Pazifik-Reise ohne den defekten Flieger fortzusetzen. Das ist mehr als ärgerlich", schrieb die Grünen-Politikerin auf X.

"Im Indo-Pazifik haben wir nicht nur enge Freunde und Partner. Die Region wird die Weltordnung des 21. Jahrhunderts entscheidend prägen", ergänzte Baerbock: "Daher ist der inhaltliche und persönliche Austausch so wichtig."

Delegation: "Das ist alles sehr misslich"

Aus der Delegation war von einer am Ende schweren Entscheidung die Rede. "Das ist alles sehr misslich", hieß es. In den kommenden Monaten werde es darauf ankommen, den entstandenen Schaden wieder gu tzu machen.

So müssten nun voraussichtlich hochrangige Beamte zu den geplanten Stopps in Australien, Neuseeland und Fidschi zu Gesprächen und wichtigen Terminen reisen. Der abgebrochene Flug müsse politisch nachgearbeitet werden. Der Indo-Pazifik bleibe Schwerpunkt für die Bundesregierung.

Reise sollte Allianz für den Ukraine-Konflikt stärken

Eine Woche hatte sich Baerbock Zeit nehmen wollen, um im pazifischen Raum deutsche - und europäische - Flagge zu zeigen. Ein wichtiges Signal wollte die Bundesaußenministerin setzen, die Unterstützung der Länder für die strikte Verurteilung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine in den Vereinten Nationen würdigen. Dafür, so Baerbock, sei auch ein "persönlicher Austausch" wichtig.

"Trotz einer Riesenentfernung von mehr als 16.000 Kilometern können wir uns wie enge Nachbarn aufeinander verlassen, als gute Freunde voneinander lernen und uns als strategische Partner gegenseitig unterstützen", hatte Baerbock betont. Das "Band der Zusammenarbeit, das uns mit unseren Wertepartnern rund um den Globus verbindet", wollte sie enger ziehen - gerade mit Blick auf das zunehmend aggressive Auftreten Chinas in der Region.

Baerbock will Erwartungen nicht enttäuschen

Für den heutigen Dienstag war in Australien zudem die Rückgabe von Kulturgütern aus der Kolonialzeit an das indigene Volk der Kaurna geplant. Die australische Außenministerin Penny Wong soll Termine auf einem Delegiertentreffen ihrer Partei extra so gelegt haben, dass sie Baerbock trotzdem empfangen kann. In Fidschi ging es um die Eröffnung der ersten deutschen Botschaft in dem Inselstaat.

Diese Erwartungen will Berlin nicht enttäuschen. Das Signal dürfe nicht sein: Jetzt reicht's, man habe es mehrfach probiert, nun fliege man wieder zurück, hieß es in Baerbocks Delegation. Zumal es in nächster Zeit angesichts eines eng gedrängten Terminkalenders auch keine Luft für einen raschen Nachholtermin gebe.

Australien und Neuseeland äußern Bedauern

Vorläufig scheint die "Riesenentfernung" zum Pazifik für Deutschland jedoch unüberwindbar zu sein. "Manchmal ist es wirklich verflixt", sagte Baebrock noch an Bord der Regierungsmaschine, einen Termin für eine erneute Pazifik-Reise der Ministerin gibt es bislang nicht, vorerst kehrt sie nach Deutschland zurück - per Linienflug.

Das australische Außenministerium äußerte sein Bedauern über die Absage. Deutschland sei ein "wichtiger strategischer Partner" und ein "eng befreundeter" Staat, erklärte ein Sprecher. Die australische Regierung freue sich daher auf ein künftiges Treffen mit Baerbock. Auch das neuseeländische Außenministerium erklärte, es hoffe, Baerbock und ihre neuseeländische Kollegin Nanaia Mahuta hätten trotz der Absage bald die Möglichkeit zu einem Treffen.

Bundeswehr zieht Konsequenzen: A340 wird ausgemustert

Die Bundeswehr zeigt sich unterdessen gewillt, Konsequenzen aus der Blamage um Baerbocks versuchten Pazifik-Trip zu ziehen. Die zwei Flugzeuge der Flugbereitschaft vom Typ A340 würden vorzeitig ausgemustert, bestätigte ein Sprecher der Luftwaffe entsprechende Medienberichte. "Wir werden die beiden A340 so schnell wie möglich, das heißt in den kommenden Wochen, vorzeitig außer Dienst stellen", sagte er.

Eigentlich sollten die beiden Maschinen nach bisherigen Planungen erst im September 2023 und Ende 2024 ausgesondert werden. Nun sollen nach neuer Disposition künftig etwa die bereits vorhandenen, moderneren A350 für Langstrecken eingesetzt werden.

Linke fordert Abschaffung der Flugbereitschaft

Die Linken-Politikerin Gesine Lötzsch forderte nach dem Pannen-Festival um Baerbock gleich die Abschaffung der Flugbereitschaft der Bundeswehr. "Es wird Zeit, dass die Bundesregierung eine Zeitenwende einleitet, wenn es um ihre eigenen überzogenen Ansprüche geht", sagte die Haushaltsexpertin dem "Spiegel". "Sie können nicht Wasser predigen und Wein saufen."

Die Flugbereitschaft sei "teuer, unzuverlässig und verursacht einen übergroßen ökologischen Fußabdruck. So wird das nichts mit der Rettung des Klimas und des Bundeshaushaltes", erklärte Lötzsch. Die Bundesregierung solle künftig generell mit Linienflugzeugen reisen: "Meine Erfahrung ist, dass es genug zuverlässige Airlines gibt, die die Bundesregierung buchen kann."

Mit Informationen von AFP und dpa

Im Video: Pannenserie bei Baerbocks Regierungsflieger

Pannenserie bei Baerbocks Regierungsflieger
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Pannenserie bei Baerbocks Regierungsflieger

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