Erneute technische Panne bei einer Auslandsreise von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne): Aus Sicherheitsgründen musste der Regierungsflieger des Typs A340 nach dem Start in Abu Dhabi "wieder dorthin zurückkehren." Das teilte die Luftwaffe im Onlinedienst Twitter mit, der nun X heißt. "Aufgrund einer technischen Störung konnten die Flügelklappen nicht korrekt eingefahren werden." Das Flugzeug war nach einer nächtlichen Routine-Zwischenlandung in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf dem Weg nach Australien. Doch schon drei Minuten nach dem Abheben um 3.33 Ortszeit (1.33 MESZ) registrierte der Flugkapitän einen Defekt.
Nachdem die Crew in einem zweistündigen Flugmanöver über dem Wüstenemirat und dem Meer rund 80 Tonnen Kerosin aus der vollgetankten Maschine abgelassen hatte, landeten Baerbock und ihre Delegation um 5.33 Uhr Ortszeit. "Um sicher wieder in Abu Dhabi landen zu können, mussten wir Treibstoff ablassen", erklärte die Luftwaffe, "ansonsten wäre die Maschine zu schwer für die Landung gewesen".
Sicherheitsgründe: Was sind die Folgen defekter Startklappen?
Der Flugkapitän hatte über den Bordlautsprecher über das Problem informiert. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte später an Bord: "Wegen eines mechanischen Problems müssen wir aus Sicherheitsgründen nach Abu Dhabi zurückkehren."
Dass die Startklappen nicht wie nötig vollständig und synchron eingefahren werden konnten, verhinderte, dass das Flugzeug die normale Reiseflughöhe und -geschwindigkeit erreichen konnte. Zudem erhöhte sich der Kerosinverbrauch. Das Flugzeug war für den knapp 14-stündigen Flug voll getankt und mit einem maximalen Startgewicht von 271 Tonnen in Abu Dhabi gestartet.
Techniker prüfen weiteres Vorgehen mit Pannenflieger
Baerbocks jüngster Flug nach Australien war ursprünglich mit der Schwestermaschine der früheren "Konrad Adenauer" geplant, einer nahezu baugleichen A340-300. Diese war jedoch ebenfalls kaputt. Die moderneren Regierungsflieger des Typs A350 seien für Baerbocks Reise aufgrund anderer Aufträge nicht verfügbar gewesen, teilte die Luftwaffe mit.
Der Fehler sei "am Boden nicht reproduzierbar" gewesen, erklärte eine Sprecherin der Luftwaffe. Die Luftwaffe arbeite nun Hochdruck an einer Lösung. "Wir werden die Reise nach Australien voraussichtlich am späteren Abend fortsetzen können", hieß es aus Delegationskreisen in Abu Dhabi. Geprüft werde derzeit, ob die Reise mit dem Flugzeug der Flugbereitschaft fortgesetzt werden könne oder ob die Möglichkeit eines Linienflugs bestehe.
Entwarnung am Abend - es kann weiter gehen
Am Abend kam dann die Nachricht, das Baerbock weiterreisen könne. "Wir haben soeben eine Funktionsüberprüfung während eines Testfluges durchgeführt", teilte die Luftwaffe im vormals Twitter genannten Onlinedienst X mit. Dabei seien keine Probleme aufgetreten. "Wir planen daher, heute im Verlauf des Abends die Weiterreise nach Sydney anzutreten", hieß es weiter.
Baerbock selbst wollte sich zunächst nicht öffentlich zu dem Vorfall äußern. Ursprünglich wollte die Ministerin am Montagabend gegen 22.30 Uhr Ortszeit (14.25 MESZ) in der australischen Hauptstadt Canberra landen. Am Dienstagvormittag Ortszeit sollte das offizielle Programm mit der Rückgabe von Kulturgütern aus der Kolonialzeit an das indigene Volk der Kaurna in Australien beginnen. Die Objekte des Grassi Museums in Leipzig - ein Holzschwert, ein Speer, ein Fischnetz und eine Keule - haben sakralen, kulturellen und identitätsstiftenden Wert für das Kaurna-Volk.
Unklar blieb zunächst auch, welche Änderungen es an dem bis Samstag geplanten Reiseprogramm geben würde. Baerbock wollte nach Australien auch Neuseeland und Fidschi besuchen.
Regierungssprecher: Flugzeuge "hervorragend gewartet"
Trotz der erneuten Panne sieht die Bundesregierung die Flotte in ausgezeichnetem Zustand. Man sei "sehr zufrieden", sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin auf eine Frage nach der Einsatzbereitschaft der Flugbereitschaft.
"Die Flugbereitschaft der Bundeswehr macht einen hervorragenden Job", so Büchner. Die Flugzeuge würden auch "hervorragend gewartet". Bei einem Flugzeug sei nicht das Alter sondern der Wartungszustand entscheidend. "Und diese Flugzeuge werden so gewartet, dass sie mit jedem neuen Flugzeug vergleichbar sind, was ihre Sicherheit angeht."
Flugkapitän: Verfahren im Simulator geübt
Nach der Landung begleitete die Flughafenfeuerwehr den Airbus. Der Flugkapitän sprach von einer normalen Landung, die für eine solche Situation im Simulator regelmäßig geübt werde. Er habe die Begleitung durch die Feuerwehr nicht beantragt. Der Kapitän sagte auch, er sei seit 35 Jahren Pilot und seit 30 Jahren bei der Flugbereitschaft. Ein solcher Fehler sei in der ganzen Zeit noch nicht aufgetreten. Demnach war eine der beiden hinteren Landeklappen defekt.
Auch bei der Golfreise der Außenministerin im Mai hatte es technische Probleme mit der Regierungsmaschine gegeben. Damals musste Baerbock ihren Aufenthalt im Emirat Katar um einen Tag verlängern, weil der Luftwaffen-Airbus wegen eines platten Reifens nicht wie geplant den Rückflug antreten konnte.
Experte: "Das ist ein alter Flieger"
Flugzeugexperten gehen davon aus, dass die Panne des Regierungsflugzeugs mit Außenministerin Annalena Baerbock an Bord am Alter der Maschine liegt. "Das ist ein alter Flieger, der vorher bei der Lufthansa schon eingesetzt wurde", sagte Luftfahrt-Experte Gerald Wissel der Deutschen Presse-Agentur. Damit sei es "viel anfälliger für Fehler im Vergleich zu jüngeren Flugzeugen".
Seit 2011 ist der Flugzeugtyp im Einsatz. "Generell ist der Airbus A340 aber ein recht zuverlässiges Flugzeug, das keine erhöhten Häufigkeiten bei Zwischenfällen aufweist", sagte der Geschäftsführer des Flugunfallbüros Jacdec in Hamburg, Jan-Arwed Richter, der dpa.
Pannenflieger: Auch Merkel und Scholz waren betroffen
Auch mit jenem Airbus A340-300, mit dem Baerbock nun nach Australien unterwegs war, hat es schon mehrfach Pannen gegeben. Im November 2018 musste die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem Flugzeug, das zu der Zeit noch unter dem Namen "Konrad Adenauer" unterwegs war, gemeinsam mit dem damaligen Finanzminister und heutigen Kanzler Olaf Scholz (SPD) an Bord auf dem Weg zum G20-Gipfel in Buenos Aires in Argentinien umkehren.
Unter anderem war damals das Funksystem der Maschine, die bis heute mit dem taktischen Kennzeichen 16+01 fliegt, ausgefallen. Weil auch das Ablassen von Kerosin nicht funktionierte, musste die Maschine damals mit mehreren Tonnen Übergewicht über dem zulässigen Landegewicht in Köln/Bonn landen.
Im Oktober 2018 knabberten zudem Nagetiere bei einem Stopp in Indonesien wichtige Kabel der "Konrad Adenauer" an. Scholz kehrte damals als Finanzminister per Linienflug von der Tagung des Internationalen Währungsfonds zurück. Im Dezember 2016 strandete die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf dem Weg nach Mali. Wegen eines Computerproblems bei ihrem A340 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja musste sie dort übernachten.
- Zum Artikel: Neuer Regierungsflieger - Mehr Komfort für den Kanzler
Mit Informationen von AFP und dpa
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