Einkaufsregale beim Discounter Aldi Süd - links: Süßigkeiten, rechts: Brot und Kühltheke
Bildrechte: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Die Lebensmittelpreise steigen

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Verbände fordern Null-Prozent-Mehrwertsteuer auf Lebensmittel

Die Lebensmittelpreise steigen deutlich. Nun gibt es in der EU neue rechtliche Möglichkeiten zur Senkung der Mehrwertsteuer. Sozial- und Verbraucherverbände haben die Bundesregierung aufgefordert, diese voll zu nutzen.

Sozial- und Verbraucherverbände haben angesichts deutlicher Preissteigerungen bei Lebensmitteln eine Abschaffung der Mehrwertsteuer bei bestimmten Nahrungsmitteln gefordert. Der Sozialverband VdK, der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft riefen die Bundesregierung dazu auf, eine neue EU-Regelung entsprechend zu nutzen.

Geringverdiener leiden besonders unter hohen Lebensmittelpreisen

Durch die hohe Inflationsrate kämen immer mehr Menschen an ihre finanziellen Grenzen, sagte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, der Nachrichtenagentur dpa. Geringverdiener, Rentner und Grundsicherungsempfänger wüssten nicht mehr, wie sie ihre Lebensmittel oder ihre Stromrechnung bezahlen sollten. "Der VdK fordert deshalb, die Mehrwertsteuer für Grundnahrungsmittel drastisch zu senken, und zwar auf null Prozent. Die Bundesregierung muss diese Möglichkeit, die es nun für alle EU-Mitgliedsstaaten gibt, voll ausschöpfen."

Weitgehend unbemerkt war vor zwei Wochen eine Änderung der sogenannten EU-Mehrwertsteuersystemrichtlinie in Kraft getreten. In der Richtlinie haben die EU-Staaten gemeinsame Vorgaben für die Mehrwertsteuer festgelegt: Der reguläre Steuersatz muss demnach mindestens bei 15 Prozent liegen, der ermäßigte bei mindestens fünf. Gänzliche Steuerbefreiungen sind nur in bestimmten Bereichen möglich, seit der Änderung nun auch bei Lebensmitteln.

Verband: Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse abschaffen

Der Verbraucherzentrale Bundesverband sprach sich für die Abschaffung der Mehrwertsteuer speziell bei Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten aus. Dies würde die Auswirkungen steigender Lebensmittelpreise abfedern, was aktuell gerade für Haushalte mit niedrigem Einkommen wichtig sei, sagte Lebensmittel-Referentin Christiane Seidel. "Gleichzeitig würde es vielen Menschen eine gesunde Ernährung erleichtern und einen Beitrag für eine klimafreundliche Lebensmittelproduktion leisten." Die Bundesregierung solle diese Möglichkeit nun nutzen und Verbraucher zügig entlasten.

Ähnliche Forderungen kommen von der Deutschen Diabetes Gesellschaft. "Eine gesunde Ernährung darf keine Frage des Geldbeutels sein", sagte DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. Die Bundesregierung müsse die neuen rechtlichen Spielräume nutzen und die Mehrwertsteuer für Gemüse und Obst abschaffen. Sie forderte im Gegenzug, "die Hersteller überzuckerter Getränke" zur Kasse zu bitten. "Zuckergetränke sind ein wesentlicher Treiber für Adipositas und Diabetes." Die Hersteller bräuchten wirksame Anreize, den Zuckergehalt drastisch zu reduzieren.

Nestlé rechnet mit weiteren Preissteigerungen

Unter anderem der Lebensmittelhersteller Nestlé reichte höhere Kosten zuletzt an die Verbraucher weiter. Mit höheren Preisen reagierte der Schweizer Konzern auf steigende Kosten etwa für Rohstoffe, Verpackung, Energie und Transport. Dabei konnte Nestlé eigenen Angaben zufolge ein Plus verzeichnen: Der Umsatz des Unternehmens kletterte von Januar bis März auf 22,2 Milliarden Franken. Damit erreichte der Hersteller von Nespresso, Maggi und KitKat ein um Zukäufe, Verkäufe von Sparten und Währungseinflüsse bereinigtes Plus von 7,6 Prozent.

Weitere Preissteigerungen sind laut Nestlé wahrscheinlich: "Die Kosteninflation steigt weiterhin kräftig an, weshalb im Verlauf des Jahres weitere Preisanpassungen und eindämmende Maßnahmen erforderlich sein werden", erklärte Konzernchef Mark Schneider. Die Nachfrage der Verbraucher habe bisher nicht gelitten. Besonders gefragt seien weiterhin Kaffee-Produkte und Heimtiernahrung.

Preissteigerungen seit Ukraine-Krieg

Das Leben in Deutschland hat sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs sprunghaft weiter verteuert, eine Entspannung bei den Verbraucherpreisen ist vorerst nicht in Sicht. Energie und auch Lebensmittel werden immer teurer.

Im März kosteten Nahrungsmittel nach Angaben des Statistischen Bundesamts 6,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Teurer wurden vor allem Speisefette und Speiseöle (plus 17,2 Prozent) sowie frisches Gemüse (plus 14,8 Prozent).

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!