28.10.2023, Türkei, Istanbul: Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei,  spricht zu den Teilnehmern einer Solidaritätskundgebung für die Palästinenser.
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Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei, spricht in Istanbul zu den Teilnehmern einer Solidaritätskundgebung für die Palästinenser.

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Nach Erdogan-Kritik: Israel zieht Diplomaten aus der Türkei ab

Israel sei ein "Kriegsverbrecher" und nur "eine Schachfigur" in der Region: Das sagt der türkische Präsident Erdogan bei einer Demo. Israel ruft daraufhin nicht nur Diplomaten aus Ankara zurück, sondern will die Beziehungen generell neu bewerten.

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Zwischen Israel und der Türkei wachsen die Spannungen wegen des militärischen Vorgehens im Gazastreifen. Aktueller Auslöser sind Äußerungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Samstag auf einer pro-palästinensischen Demonstration in Istanbul.

Erdogan: "Wenn der Tag kommt", werde Israel geopfert

Israel sei nur "eine Schachfigur" in der Region, die, "wenn der Tag kommt", geopfert werde, so der türkische Präsident. "Israel begeht seit 22 Tagen Kriegsverbrechen, aber die westlichen Führer sind nicht einmal in der Lage, Israel zu einem Waffenstillstand aufzufordern, geschweige denn darauf zu reagieren", sagte Erdogan in Istanbul vor Hunderttausenden Anhängern. "Wir werden der ganzen Welt sagen, dass Israel ein Kriegsverbrecher ist."

Bereits in den Tagen zuvor hatte Erdogan seinen Ton gegen Israel verschärft. Einen geplanten Besuch in Israel sagte er ab.

Israel: Beziehungen zur Türkei neu bewerten

Nach den "harschen Äußerungen" Erdogans rief Israel seine diplomatischen Vertreter aus der Türkei zurück. Israel werde eine Neubewertung der Beziehungen zur Türkei vornehmen, schrieb Außenminister Eli Cohen am Samstag auf der Plattform X.

Türkischen und israelischen Medienberichten zufolge verließen die Botschafterin Irit Lillian und weitere Botschaftsmitarbeiter die Türkei bereits in der vergangenen Woche. Israel hatte zuvor auch seine Staatsbürger zum Verlassen der Türkei aufgefordert. Hintergrund war die Sorge vor Anschlägen angesichts des Israel-Gaza-Kriegs.

Hamas-Einstufung: Türkei vs. Nato-Verbündete

Die Türkei hatte zwar den Tod von rund 1.400 israelischen Zivilisten durch den Hamas-Angriff vom 7. Oktober verurteilt, der die derzeit laufende israelische Offensive auslöste, doch nun - in seiner Rede am Samstag - bekräftigte Erdogan, aus seiner Sicht sei die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas keine terroristische Organisation - im Gegenteil: Bereits vor einigen Tagen hatte der türkische Staatschef die Hamas als "Freiheitskämpfer" bezeichnet.

Israel nannte er eine Besatzungsmacht. Damit steht die Türkei in Gegensatz zu vielen Nato-Verbündeten, der Europäischen Union und einigen Golfstaaten, wo die Hamas als terroristisch eingestuft wird.

Mit Informationen von dpa, AFP und Reuters

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