19.10.2022, Ukraine, Kiew: Menschen sitzen in einer U-Bahn-Station, die als Luftschutzbunker dient.
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19.10.2022, Ukraine, Kiew: Menschen sitzen in einer U-Bahn-Station, die als Luftschutzbunker dient.

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Nach Angriffen: Kiew ruft Ukrainer zum Stromsparen auf

In der Ukraine sind nach russischen Angriffen 40 Prozent der Energieinfrastruktur beschädigt. Deshalb wird nun zeitweise der Strom abgeschaltet. Präsident Selenskyj rief zum Stromsparen auf. Bürger sollen Powerbanks und Taschenlampen bereit halten.

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Nach zahlreichen russischen Angriffen auf die Strom-Infrastruktur im Land sind die Ukrainer zum Stromsparen aufgerufen. Der "russische Terror wird sich gegen Energieanlagen richten", erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Ansprache am Mittwochabend und appellierte an das Land, ab 07.00 Uhr (06.00 Uhr MESZ) sparsam mit der Energie umzugehen.

Powerbanks, Batterien und Taschenlampen bereit halten

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko bat die Bewohner der Hauptstadt, keine größeren Elektrogeräte zwischen 07.00 und 23.00 Uhr anzuschalten. Selbst eine kleine Energieeinsparung in jedem Haushalt werde dabei helfen, den Betrieb des nationalen Energiesystems zu stabilisieren, erklärte er. Zugleich gab es Appelle, Powerbanks, Batterien und Taschenlampen bereit zu halten.

Das ukrainische Präsidialamt hatte zuvor eine eingeschränkte Stromversorgung ab Donnerstag angekündigt. "Heute hat der Feind erneut Energie erzeugende Anlagen zerstört (...). Es ist notwendig, den Stromverbrauch zu minimieren", sagte der stellvertretende Leiter des Präsidialamts, Kyrylo Timoschenko. Selenskyj hatte angegeben, dass die Regierung "an der Einrichtung mobiler Stromversorgungspunkte für kritische Infrastruktur in Städten und Dörfern" arbeiten werde.

Russland zielt auf die kritische Infrastruktur der Ukraine

Russland überzieht die Ukraine seit anderthalb Wochen mit großflächigen Angriffen und zielt dabei insbesondere auf die kritische Infrastruktur des Nachbarlandes. Nach jüngsten Angaben der Regierung in Kiew sind durch Raketen und Drohnen mittlerweile rund 40 Prozent der Energie-Infrastruktur beschädigt.

Laut den staatlichen Notfalldiensten waren am Dienstag mehr als 1.100 Orte ohne Strom. Drei Energieanlagen wurden laut Regierung alleine in den letzten 24 Stunden durch russische Angriffe zerstört. Befürchtet wird, dass sich der Notstand im Lauf des Winters massiv verschärft.

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Karte: Die Lage in der Ukraine

Offensive bei Cherson

Unterdessen treiben die ukrainischen Streitkräfte ihre Offensive gegen die russischen Invasionstruppen in der südlichen Region Cherson nach eigenen Angaben voran. Dort seien 43 russische Soldaten getötet und sechs Panzer sowie andere Ausrüstung zerstört worden, teilt das Militär mit.

Am Mittwoch hatte die von Russland eingesetzte Verwaltung in Erwartung eines ukrainischen Angriffs die Zivilbevölkerung angewiesen, das besetzte Gebiet und auch die gleichnamige Regionalhauptstadt Cherson zu verlassen. In der Ostukraine an der Grenze zu Russland konzentrierten sich die russischen Streitkräfte dem ukrainischen Militär zufolge bei ihrem Vorstoß vor allem auf die Städte Bachmut und Awdijiwka. Bachmut steht im Mittelpunkt des nur langsamen russischen Vormarschs in der Region Donezk. Nach den ukrainischen Angaben haben die russischen Truppen in der Region mindestens zehn Städte mit Panzern und Artillerie beschossen.

Außerdem verhängte Russlands Präsident Wladimir Putin am Mittwoch in den vier völkerrechtswidrig annektierten ukrainischen Gebieten das Kriegsrecht. Das ermöglicht auch offiziell eine Verstärkung der Streitkräfte, Ausgangssperren, Zensur und die Internierung ausländischer Bürger.

Mit Informationen von AFP, dpa, Reuters