Ein Toter bei Amoklauf in Heidelberg
Bildrechte: pa / dpa / Pr-Video / R. Priebe

Ein Toter bei Amoklauf in Heidelberg

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Amoklauf in Heidelberg: Studentin erschossen, drei Verletzte

Auf dem Gelände der Heidelberger Universität hat es einen Amoklauf gegeben. Ein Einzeltäter schoss mit einem Gewehr auf mehrere Menschen in einem Hörsaal, eine 23-Jährige erlag ihren Verletzungen. Der 18-jährige Angreifer tötete sich selbst.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Entsetzen in Heidelberg: Bei einem Amoklauf an der Universität hat ein Mann eine 23-jährige Studentin erschossen und drei weitere Menschen verletzt. Die Frau erlag ihren schweren Schussverletzungen wenige Stunden nach der Tat.

Prävention von Amokläufen: Wichtig ist die Wachsamkeit

Attacke während der Vorlesung

Der Amokläufer hatte am Montagmittag mit einem Gewehr während einem Tutorium in einem Hörsaal der medizinischen Fakultät das Feuer eröffnet. "Den Ermittlungen zufolge ist der Täter kurz vor halb eins in den Hörsaal gekommen und hat um sich geschossen", sagte ein Polizeisprecher. Anschließend sei der Mann in den Außenbereich der Universität geflüchtet.

Der Schütze tötete sich selbst

Der Täter tötete sich nach Polizeiangaben dann selbst. "Der Täter ist geflüchtet und hat sich selbst gerichtet", sagte der Sprecher.

Wie die Polizei am Abend bekannt gab, soll es sich bei dem Täter um einen 18-jährigen Deutschen handeln. Er habe in Mannheim gewohnt, sagte Siegfried Kollmar, Polizeipräsident des Präsidiums Mannheim, bei einer Pressekonferenz am Montagabend in Mannheim. Der Amokläufer sei Student der organischen Biologie in Heidelberg gewesen.

Die Waffen habe er nach bisherigen Erkenntnissen im Ausland gekauft. Bei der Tatwaffe soll es sich um eine Schrotflinte handeln.

Täter kündigte Amoklauf laut Polizei an

Kurz vor dem Amoklauf soll der Schütze seine Tat angekündigt haben. Nach Angaben der Polizei schickte er unmittelbar zuvor eine Whatsapp-Nachricht an "eine Person". Er habe geschrieben, "dass Leute jetzt bestraft werden müssen", erklärte der Präsident des Polizeipräsidiums Mannheim weiter. In der Nachricht habe er sich außerdem eine Seebestattung gewünscht.

"Auch das werden wir noch verifizieren müssen, auch das werden wir noch nachvollziehen müssen", betonte Kollmar.

Keine politischen oder religiösen Motive

Aus Sicherheitskreisen verlautete zuvor, der Mann habe nach ersten Erkenntnissen keine politischen oder religiösen Motive gehabt. Man gehe eher von einer Beziehungstat oder psychischen Problemen aus, hieß es. Der Schütze hatte zwei Langwaffen - also Gewehre - bei sich, die er in einem Rucksack transportierte, Experten der Polizei untersuchten die Waffen noch vor Ort.

Die Ermittler überprüfen nun "alle Hinwendungsorte" des Mannes – sprich: seine Wohnung. Ob er legal Waffen besessen hat, konnte die Polizei zunächst noch nicht beantworten.

Gefahrenlage ist vorbei

Die Polizei hatte früh bekannt gegeben, dass man "nicht von weiteren Tätern" ausgehe und es sich um einen Einzeltäter handele. Dafür sprächen alle näheren Tatumstände und auch die bisher bekannten Informationen zu dem Amokschützen, hieß es.

Die Suche eines Spezialeinsatzkommandos nach einem möglichen weiteren Täter wurde bald eingestellt, gegen 15.15 Uhr teilten die Behörden mit, dass es "keine Gefahrenlage mehr" gebe.

Polizei im Großeinsatz

Nach der Attacke war die Polizei auf dem Campus im Neuenheimer Feld im Großeinsatz. Sie forderte Autofahrer auf, das Gelände weiträumig zu umfahren, damit Einsatz- und Rettungskräfte freie Fahrt haben. Die Universität bat ihre Studierenden per Mail, nicht zum Neuenheimer Feld zu kommen.

Auf dem Campus im Stadtteil Neuenheim am nördlichen Neckarufer befinden sich vor allem naturwissenschaftliche Fakultäten der Universität, Teile des Universitätsklinikums und der Botanische Garten.

Studierende "unendlich schockiert"

Studierende äußerten sich nach dem Amoklauf fassungslos. "Wir sind unendlich schockiert. Das ist eine Katastrophe, die sich allem Denkbaren zwischen Vorlesungen, Klausuren und Unileben entzieht", sagte Peter Abelmann, Vorsitzender der Verfassten Studierendenschaft.

Die Nachricht über den Amoklauf habe sich unter den Studierenden wie ein Lauffeuer verbreitet, sagte Abelmann. Einige hätten über Messenger-Dienste direkt über die Tat berichtet. "Zuerst haben wir das gar nicht geglaubt, was da über Telegram und Whatsapp rein kam", erzählt der 32-Jährige. Doch die Helikopter in der Luft hätten dann keinen Zweifel gelassen - etwas Schlimmes war passiert.

Einige Studenten seien nach Hause gegangen, andere wie er selbst seien wegen der unklaren Situation in den Räumen geblieben.

Scholz: "Es zerreißt mir das Herz"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach den Angehörigen der Opfer des Amoklaufs sein Beileid aus: "Es zerreißt mir das Herz, solch eine Nachricht zu erfahren", sagte der Kanzler nach den Beratungen mit den Ministerpräsidenten zur Corona-Lage in Berlin.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte, die Nachrichten aus Heidelberg machten ihn "zutiefst betroffen. Meine Gedanken sind bei den Familien und ihren Angehörigen". Der Grünen-Politiker dankte Einsatz- und Rettungskräften für ihre Arbeit: "Unsere Polizei ermittelt unter Hochdruck und tut alles dafür, um die Hintergründe der Tat schnell aufzuklären."

Ministerinnen zeigen sich bestürzt

Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) kam am Nachmittag zum Tatort. "Ich bin entsetzt. Es lässt einen sprachlos zurück, wenn unschuldige junge Menschen im Hochschulbetrieb so etwas erleben müssen", sagte sie. Auch auf Twitter äußerte Bauer ihr Entsetzen über das Geschehene.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) und stellvertretende CDU-Chefin Karin Prien zeigte sich nach dem Amoklauf in Heidelberg ebenfalls tief betroffen. "Es ist erschütternd, dass der friedliche Ort des gemeinsamen Lernens zum Ort eines bewaffneten Anschlags wurde", sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin: "Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer, den Studierenden und Lehrenden und Universitäts-Angehörigen der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg."

Eine Stadt ist fassungslos

Der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner (parteilos) erklärte: "Wir alle sind schockiert und entsetzt über den Amoklauf, der sich heute im Neuenheimer Feld abgespielt hat. Auf diesem Campus schlägt das Herz der Wissenschaftsstadt Heidelberg." Dass in diese Welt ein Gewalttäter eindringe und Menschen schwer verletze, mache ihn und die ganze Stadtgesellschaft fassungslos.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!