Öl-Raffinerie im polnischen Plock, aufgenommen im Juni 2022. 70 Kilometer von hier entfernt wurde das Pipeline-Leck entdeckt.
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Öl-Raffinerie im polnischen Plock, aufgenommen im Juni 2022. 70 Kilometer von hier entfernt wurde das Pipeline-Leck entdeckt.

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Leck an Öl-Pipeline: Versorgung weiter gesichert

Nach dem Leck an einer der beiden Leitungen der Druschba-Pipeline zwischen Russland und Deutschland sind die Öl-Lieferungen nach Angaben der Bundesregierung nicht unterbrochen. Polen geht nach ersten Ermittlungen nicht von Sabotage aus.

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In Polen ist ein Leck an der Pipeline Druschba entdeckt worden, durch die Erdöl aus Russland nach Europa fließt. Die Ursache sei noch unbekannt, teilte der polnische Pipeline-Betreiber Pern mit.

Ein Chemie- und Umweltsanierungsteam sei am Ort, sagte ein Feuerwehrsprecher dem öffentlich-rechtlichen Sender TVP. Die Aktion könne noch mehrere Stunden dauern. Man konzentriere sich darauf, eine erdölbasierte Substanz aus einer Senke in einem Maisfeld abzupumpen. Bislang habe man 400 Kubikmeter Öl abgepumpt, die Durchleitung sei gestoppt, und der Druck sinke.

Reparaturdauer zwei bis zehn Tage

Der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) ergänzte, die Prognosen zur Dauer der Wartungsarbeiten gingen "im Moment von vielleicht zwei bis drei Tagen oder auch bis zu zehn Tagen aus."

Einer von zwei Leitungssträngen außer Betrieb

Den Angaben zufolge wurde das Leck am späten Dienstagabend an einem der beiden Stränge des westlichen Abschnitts der Leitung rund 70 Kilometer von der zentralpolnischen Stadt Plock gemeldet. Dies sei die Hauptleitung, über die das Rohöl nach Deutschland fließe. "Die Pumpen wurden sofort abgeschaltet. Der andere Strang der Ölpipeline ist unverändert in Betrieb", so der Betreiber.

"Versorgungssicherheit gewährleistet"

"Die beiden Raffinerien Schwedt und Leuna erhalten aktuell weiter Rohöl über die Druschba Pipeline 'Freundschaft 1' über Polen. Diese Lieferungen sind nicht unterbrochen", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium am Mittwoch in Berlin. Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei damit "aktuell gewährleistet".

Die Lage in Schwedt und Leuna

Das Bundeswirtschaftsministerium hob hervor, dass sowohl in der PCK Schwedt wie auch in der Raffinerie Leuna "in den vergangenen Wochen bewusst vorsorglich die eigenen Ölvorräte vor Ort erhöht" worden seien. Zudem verfügten beide Anlagen über Versorgungswege durch die Häfen Rostock und Danzig.

Der betroffene nördliche Strang der Druschba-Pipeline versorgt Polen und Nordost-Deutschland mit russischem Erdöl, er führt zur PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt, die das Rohöl zu Kraftstoffen und Heizöl verarbeitet. Auch Leuna in Sachsen-Anhalt ist ein bedeutender Raffineriestandort, an dem russisches Öl verarbeitet wird. Darüber hinaus gibt es einen südlichen Strang der Druschba-Pipeline, der Ungarn und die Slowakei mit russischem Erdöl beliefert.

Rosneft Deutschland seit September unter staatlicher Kontrolle

Wegen des beschlossenen Ölembargos gegen Russland ab 1. Januar werden für Schwedt ohnehin Alternativen zur Ölversorgung benötigt. Die Bundesregierung hatte die Mehrheitseigner - zwei deutsche Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft - im September unter staatliche Kontrolle gestellt.

Der Sprecher von Rosneft Deutschland, Burkhard Woelki, sagte, da noch unklar sei, wie schwer die Leckage sei und wie lange eine Reparatur dauern werde, lasse sich das Ausmaß der Folgen für die Raffinerie in Schwedt noch nicht einschätzen. "Wir sind dabei, Vorkehrungen zu treffen, um die Versorgung sicherzustellen."

Öl-Leck: Unbeabsichtigte Beschädigung als Ursache?

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet unter Berufung auf offizielle Stellen in Polen, dass das Leck wohl nicht auf Sabotage zurückzuführen sei. Ursache sei wohl eher eine unbeabsichtigte Beschädigung, sagte der für die Infrastruktur zuständige Vertreter Mateusz Berger.

Der staatliche russische Pipeline-Betreiber Transneft erklärte laut der Nachrichtenagentur Interfax, vom polnischen Betreiber über ein Leck informiert worden zu sein. Wie lange eine Reparatur dauere, sei offen. Transneft pumpt nach eigenen Angaben weiterhin Erdöl in Richtung Polen.

Ein Feuerwehrsprecher sagte dem öffentlich-rechtlichen Sender TVP, die Aktion könne wahrscheinlich mehrere Stunden dauern. Man konzentriere sich darauf, eine erdölbasierte Substanz aus einer Senke in einem Maisfeld abzupumpen. Bislang habe man 400 Kubikmeter Öl abgepumpt, die Durchleitung sei gestoppt und der Druck sinke. Die Feuerwehrleute seien noch dabei, den genauen Ort der Beschädigung zu lokalisieren.

Druschba-Pipeline eine der größten weltweit

Die Pipeline Druschba (übersetzt: Freundschaft) zählt zu den größten der Welt und liefert russisches Öl in mehrere Länder Mitteleuropas - auch an die Raffinerie Schwedt in Brandenburg. Die Rohre verlaufen teils über und teils unter der Erde. Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine will Deutschland ab Januar kein Erdöl mehr aus Russland kaufen. Derzeit wird bereits die Abhängigkeit von russischem Öl verringert.

Situation erinnert an die Leckage in Nord Stream 1 und 2

Ende September waren an den von Russland nach Deutschland führenden Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 vor der dänischen Insel Bornholm vier Lecks entdeckt worden. Die nicht in Betrieb befindlichen Leitungen waren aus technischen Gründen mit Gas gefüllt, das zeitweise in großen Mengen in die Ostsee strömte.

Der Westen wie auch Russland erklärten, dass sie von Sabotage als Ursache der Lecks ausgehen. Einem offiziellen dänisch-schwedischen Bericht zufolge wurden die Lecks durch Explosionen mit enormer Sprengkraft verursacht. Die Bundesanwaltschaft leitete am Montag ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der vorsätzlichen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie der verfassungsfeindlichen Sabotage ein.

Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP

Leck an Öl-Pipeline: Versorgung weiter gesichert
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