Lagebesprechung Macrons mit Ministern
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Am Sonntagabend traf sich Macron zur Lagebesprechung mit mehreren Ministern

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Krawalle in Frankreich: Macron will mit Bürgermeistern beraten

Die Ausschreitungen in Frankreich hat Präsident Macron zur Chefsache gemacht. Am Abend traf er sich zur Lagebesprechung mit mehreren Ministern. Folgen sollen nun Beratungen mit den Parlamentspräsidenten und den Bürgermeistern betroffener Gemeinden.

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Nach tagelangen Unruhen nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen in Frankreich will Präsident Emmanuel Macron mit den Parlamentspräsidenten und den Bürgermeistern betroffener Gemeinden beraten. Wie der Elysée-Palast nach einem Krisentreffen am Sonntagabend bekanntgab, wird Macron am Montag die Präsidentin der Nationalversammlung, Yaël Braun-Pivet, und den Präsidenten des Senats, Gérard Larcher, empfangen.

Macron empfängt mehr als 220 Bürgermeister

Am Dienstag sei dann ein Treffen mit den Bürgermeistern von mehr als 220 Gemeinden geplant, in denen es Ausschreitungen gegeben habe. Macron habe zudem Premierministerin Elisabeth Borne gebeten, am Montag die Vorsitzenden der Fraktionen im Parlament zu empfangen.

Macron wolle mit einer "sorgfältigen und längerfristigen Arbeit beginnen, um die Gründe, die zu diesen Ereignissen geführt haben, gründlich zu verstehen", erklärte das Präsidialamt. Die Regierung wolle erst die Ereignisse analysieren und dann Schlussfolgerungen ziehen. Neben Macron und Borne hatten sieben Ministerinnen und Minister an dem Krisentreffen teilgenommen, darunter Innenminister Gérald Darmanin und Justizminister Eric Dupond-Moretti. Binnen 48 Stunden soll die nächste Krisensitzung stattfinden.

Staatsbesuch abgesagt, Krisenstab eingerichtet

Die anhaltenden Unruhen haben Macrons Regierung nach den Protesten der Gelbwesten und gegen seine Rentenreform in eine weitere schwere Krise gestürzt. Am Samstag sah sich der Präsident gezwungen, seinen ab Sonntag geplanten Staatsbesuch in Deutschland abzusagen. Stattdessen setzte er für Sonntagabend eine Krisensitzung an. Zudem wurde ein ständiger Krisenstab eingerichtet.

Der 17-jährige Nahel M. war am Dienstag von einem Polizisten bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre erschossen worden. Der Jugendliche, dessen Familie aus Algerien stammt, wurde am Samstag in seiner Heimatstadt Nanterre beigesetzt. Der mutmaßliche Schütze befindet sich in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags gegen ihn.

Erneut hunderte Festnahmen in Frankreich

Seit Nahels Tod kam es vor allem in Pariser Vorstädten, aber auch in vielen anderen Städten und Gemeinden zu gewaltsamen Protesten, die zuletzt etwas nachließen. Zwar kam es auch in der Nacht zum Sonntag in mehreren Städten zu Ausschreitungen, doch war das Ausmaß der Gewalt den Behörden zufolge geringer als in den Nächten zuvor.

Das französische Innenministerium meldete am Sonntag 719 Festnahmen, rund 600 weniger als in der Nacht davor. Die meisten der Festgenommenen hatten demnach Gegenstände bei sich getragen, die als Wurfgeschosse oder Waffen hätten dienen können. 577 Fahrzeuge und 74 Gebäude wurden in Brand gesetzt sowie 871 Feuer auf Straßen und Plätzen gezählt. Landesweit wurden laut vorläufigen Zahlen 45 Polizisten und Gendarmen verletzt und über 20 Polizeiwachen und Gendarmerie-Kasernen angegriffen.

Verglichen mit den Ausschreitungen in den Vornächten war das Ausmaß der Gewalt laut den Behörden jedoch geringer. "Ruhigere Nacht, dank des resoluten Einsatzes der Ordnungskräfte", schrieb Innenminister Gérald Darmanin im Onlinedienst Twitter. Dennoch sollten auch am Sonntagabend wieder 45.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein, wie das Innenministerium bekannt gab.

Polizeikräfte bei den erneuten Ausschreitungen in Frankreich
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Erneut Krawalle in Frankreich mit über 700 Festnahmen

Nahels Großmutter fordert Ende der Gewalt

Die Großmutter des getöteten Nahel M. rief die Protestierenden zur Ruhe auf und forderte ein Ende der Gewalt. "Zerschlagt keine Fenster, greift keine Schulen und Busse an, hört auf damit", sagte sie am Sonntag im Sender BFMTV. "Es sind die Mütter, die mit dem Bus fahren, es sind die Mütter, die draußen herumlaufen", fügte sie hinzu.

Anschlag auf Bürgermeister bei Paris

Für Entsetzen sorgte am Sonntag ein nächtlicher Anschlag auf das Haus des Bürgermeisters der im Großraum Paris liegenden Gemeinde L'Haÿ-les-Roses, Vincent Jeanbrun. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen "Mordversuchs". Nach Angaben des zuständigen Staatsanwalts Stéphane Hardouin drang ein brennendes Fahrzeug auf das Grundstück vor. Offenbar sollte es das Haus in Brand setzen, doch wurde es laut dem Staatsanwalt von einer kleinen Mauer gestoppt.

Zu dem Zeitpunkt hielt sich Jeanbrun wegen der anhaltenden nächtlichen Unruhen im Rathaus auf, doch seine Frau und seine beiden fünf und sieben Jahre alten Kinder schliefen in dem Haus. Sie flüchteten in Panik.

- Mit Informationen von AFP -

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