Leopold Museum in Wien
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Klima-Aktivisten schütten ölige Flüssigkeit auf Klimt-Gemälde

Klima-Aktivisten haben ein mit Glas geschütztes Klimt-Gemälde in Wien mit Öl angeschüttet. Unterdessen geht die Diskussion über die Aktionen der "Letzten Generation" weiter. Sie schadeten der Klimaschutzbewegung, meint Grünen-Politiker Kretschmann.

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Klima-Aktivisten haben ein durch Glas geschütztes Gemälde von Gustav Klimt im Wiener Leopold Museum mit Öl angeschüttet. Die auch in Deutschland aktive Gruppierung "Letzte Generation" postete auf Twitter ein Video, auf dem ein Mitglied die schwarze Flüssigkeit gegen das Werk "Tod und Leben" schleudert.

Einer der Aktivisten klebte sich auch mit der Hand an das Schutzglas. In einem Video des Vorfalls ist einer der Aktivisten zu hören, der rief: "Wir kennen das Problem seit 50 Jahren - wir müssen endlich handeln, sonst geht der Planet kaputt."

  • Zum Artikel: "Klimaproteste in Museen - Kommen schärfere Gesetze?"

Kunstwerk nicht beschädigt

Trotz gründlicher Kontrollen am Eingang des Museums sei es den Aktivisten gelungen, die Flüssigkeit hereinzubringen. Sie sei unter ihrer Kleidung versteckt gewesen. "Glücklicherweise ist das Kunstwerk nicht beschädigt worden", sagte der Direktor des Museums, Hans-Peter Wipplinger.

Dennoch entstehe durch diese Aktionen ein Schaden für die Museums-Szene, wenn er an die besorgten Dauerleihgeber denke, so Wipplinger. Am Glas und am Rahmen sowie an der Wand und am Boden seien erhebliche Schäden entstanden. Die Kosten für die Reinigung und den Einsatz unter anderem der Polizei müssten die Aktivisten bezahlen.

Museums-Direktor: "Falscher Weg"

"Das ist der falsche Weg, um ein Umdenken in der breiten Öffentlichkeit zu erreichen", sagte Wipplinger weiter. Wäre das Meisterwerk tatsächlich beschädigt worden, wären die Konsequenzen auch für die Aktivisten kaum auszudenken. Erst vor wenigen Tagen war ein Klimt-Gemälde bei einer Auktion in New York für mehr als 100 Millionen Euro versteigert worden.

Protest gegen Unterstützung des Museums durch Ölkonzern

Die Aktivisten nahmen Bezug auf den teilstaatlichen österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV, der am Dienstag einen Tag der offenen Tür im Leopold Museum unterstützte. "Leute, die noch immer nach neuem Öl und Gas suchen und bohren, haben Blut an ihren Händen - das lässt sich mit Sponsoring nicht abwaschen", schrieben sie auf Twitter. Aus Sicht von Wipplinger gibt es an der Kooperation mit der OMV nichts zu rütteln. Ohne diese Unterstützung wären zum Beispiel viele Besuche von Schulklassen gar nicht möglich.

Attacken in mehreren europäischen Museen

Klima-Aktivisten haben allein seit Oktober mehrere berühmte Kunstwerke in europäischen Museen attackiert. So wurden drei Klimaaktivisten nach einer Attacke auf das weltberühmte Gemälde "Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge" (1665-1667) von Johannes Vermeer im niederländischen Kunstmuseum Mauritshuis festgenommen.

Im Museum Barberini in Potsdam schütteten ein Mann und eine Frau Kartoffelbrei auf das von einer Glasscheibe geschützte Gemälde "Getreideschober" (1890) von Claude Monet. In Oslo traf es erst in der vergangenen Woche das Bild "Der Schrei" von Edvard Munch, in London flog Tomatensuppe auf die "Sonnenblumen" von Vincent van Gogh. Die Gemälde blieben unbeschädigt.

Verständnis für Sorgen, aber Kritik an Mitteln

Österreichs Kulturministerin Andrea Mayer zeigte Verständnis für die Sorgen der Aktivisten, kritisierte aber ihre Methoden. Es stelle sich die Frage, ob solche Aktionen nicht eher zu mehr Unverständnis als zu mehr Bewusstsein für die Klimakatastrophe führten, sagte sie.

Ähnlich argumentierte in Deutschland der baden-württembergische Ministerpräsident und Grünen-Politiker Winfried Kretschmann. "Ich habe natürlich Verständnis für einen schnelleren und intensiveren Kampf gegen die Erderwärmung - aber nicht mit diesen Mitteln", sagte Kretschmann dem "Handelsblatt".

Kretschmann: "Ich kann diesen Menschen nur raten, die Aktionen zu stoppen. Sie schaden der Klimaschutzbewegung." Anhänger der Bewegung hatten sich zuletzt auch immer wieder auf Straßen festgeklebt. 85 Prozent der Menschen lehnten solche Aktionen ab, sagte Kretschmann. "Sie führen damit zum Gegenteil von dem, was man eigentlich erreichen will - nämlich die Bevölkerung hinter einen schnelleren Klimaschutz zu vereinen."

Menschen nicht kollektiv kriminalisieren

Vergleiche mit der linksterroristischen RAF, wie sie Alexander Dobrindt, Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag, gemacht hatte, lehnte Kretschmann jedoch ab. "Die RAF hat bewusst andere Menschen ermordet. Das hat mit den Klima-Protesten überhaupt nichts zu tun", sagte der Grünen-Politiker. "Man sollte die Leute nicht kollektiv kriminalisieren, sondern mit ihnen reden und sie dazu bringen, ihre Aktionen zu beenden." Die Bewegung sei gesprächsfähig und bekenne sich zur Gewaltfreiheit. Aber wenn sie Straftaten begehen, werden diese geahndet.

Diskussion über angemessene Sanktionen

Unterdessen geht die Diskussion über angemessene Sanktionen weiter. Berlins Innensenatorin Iris Spranger plädierte dafür, demonstrierende Klimaaktivisten länger in Gewahrsam nehmen zu können. "In Berlin darf eine Person maximal 48 Stunden in polizeiliches Gewahrsam genommen werden", sagte die SPD-Politikerin im RBB-Inforadio. Sie würde eine Verlängerung begrüßen. Aber dafür müsste man das Gesetz im Abgeordnetenhaus verändern.

Eine Regelung wie in Bayern lehnte Spranger ab. "30 Tage finde ich verfassungsrechtlich bedenklich", sagte sie. Zugleich betonte Spranger ihr Verständnis für die Ziele der Klimaproteste. "Das Thema ist allen wichtig", sagte sie. "Aber wie es gemacht wird, dafür habe ich natürlich überhaupt kein Verständnis."

Aktivist: "Wir machen das ja nicht gerne"

Für die Bewegung "Letzte Generation" verwies einer der Organisatoren, Theodor Schnarr, auf die Folgen der Klimakatastrophe. "Wir reden davon, dass unsere Gesellschaft zusammenbricht. Das ist die Alternative." Dafür würde auch längerer Gewahrsam in Kauf genommen. "Wir machen das ja nicht gerne", sagte Schnarr im RBB-Inforadio. "Ich bin Naturwissenschaftler. Ich bin verheiratet und würde jetzt gern meine Familie planen." Stattdessen müsse er auf den Straßen Berlins sein, "weil die Zukunft der Kinder, die ich gern in die Welt setzen möchte, sehenden Auges verspielt wird".

Mit Informationen von AP, dpa, AFP

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