Bruder Jose im Kloster der Kapuziner in Ingolstadt
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Kein Nachwuchs: Kapuziner in Ingolstadt geben Kloster auf

Kein Nachwuchs: Kapuziner in Ingolstadt geben Kloster auf

Die Klosterlandschaft in Bayern war über Jahrhunderte hinweg vielfältig. Inzwischen stehen jedoch immer mehr Klöster vor dem Aus, denn es fehlt an Nachwuchs. In Ingolstadt werden nun die Kapuzinerbrüder ihr Kloster aufgeben.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Kurz vor 12 Uhr im Kapuzinerkloster in Ingolstadt. Wie jeden Tag - vor dem Mittagessen - treffen sich die Brüder zum gemeinsamen Gebet. Alltag im Kloster, den es in Ingolstadt bald nicht mehr geben wird. Denn die Kapuziner werden Ingolstadt Ende März 2023 verlassen.

Kapuziner kamen vor 17 Jahren nach Ingolstadt

Für den Leiter des Klosters, Bruder Jose, ist das kein leichter Schritt. Er war der erste Kapuziner hier im Ingolstädter Kloster, erzählt er. "Und wahrscheinlich, muss ich am Ende das Kloster auch leer machen, bevor wir den Ort verlassen."

Vor 17 Jahren ist der Bettelorden in das ehemalige Franziskanerkloster eingezogen. Inzwischen ist Bruder Jose 60 Jahre alt. Er kommt aus Indien, hat sich dort von der Spiritualität der Kapuziner begeistern lassen, von ihrem Einsatz für die Armen. Ingolstadt sei ein neuer Ort für ihn gewesen: "Ich kannte keinen Menschen hier, so haben wir langsam angefangen, vieles zu tun. Es gab einen großen Helferkreis."

Noch rund 100 Brüder - Nachwuchs gibt es kaum

Bundesweit gehören dem Orden nur noch rund 100 Brüder an, viele davon bereits im Rentenalter. Nachwuchs gibt es kaum. Und so hat die Deutsche Kapuzinerprovinz beschlossen, zwei Klöster zu schließen. Das Kloster Stühlingen in Baden-Württemberg und das Kloster in Ingolstadt.

Die Gründe würden nicht explizit für Ingolstadt gelten, sondern für die ganze Ordensprovinz, erklärt Tobias Rauser, Sprecher der Deutschen Kapuzinerprovinz: "Das Geld fehlt, da wir keine Kirchensteuer bekommen, sondern uns nur durch Spenden finanzieren und durch das, was die Brüder selber erarbeiten - als Priester, aber auch in anderen Berufen. Der demographische Wandel schlägt bei uns voll durch, wir haben immer weniger junge Brüder."

Ende März 2023 wird das Kloster geschlossen

Das ist auch in Ingolstadt so: Von den fünf Brüdern, die im Kloster leben, sind zwei älter als 80. Und doch prägen die Kapuziner das spirituelle Leben in der Stadt. Sie arbeiten als Seelsorger, bieten Meditationskurse an, wollen da sein für die Menschen vor Ort. Und so ist die Kirche mitten in der Innenstadt über die Jahre hinweg für viele Menschen zur Heimat geworden. Der Schock sitze tief, sagt eine Gottesdienstbesucherin.

Die Trauer ist groß, trotzdem steht der Entschluss. Ende März wird Bruder Jose schweren Herzens das Kloster zusperren. Er wird an einem anderen Ort als Seelsorger eingesetzt. Was mit der Klosteranlage passiert, liegt dann in der Hand des Bistums Eichstätt, dem das Gebäude gehört. Die Diözese prüfe Alternativen, heißt es. Zudem wird darüber beraten, wie das spirituelle Angebot ohne die Kapuziner in der Innenstadt weitergeführt werden kann.

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