Eine Rauchwolke stieg am Freitag über zerstörten Gebäuden im nördlichen Gazastreifen auf.
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Eine Rauchwolke stieg am Freitag über zerstörten Gebäuden im nördlichen Gazastreifen auf.

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Israel setzt Angriffe in Gaza fort - Hisbollah feuert von Norden

Stärkerer Beschuss als an vergangenen Tagen: Die Schiitenmiliz Hisbollah hat nach eigenen Angaben 62 Raketen vom Libanon aus auf Israel abgeschossen. Israel reagierte - und führte auch seinen Kampf im Gazastreifen gegen die Hamas weiter.

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Knapp drei Monate nach dem Terrorangriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel sagt die Uno, der Gazastreifen sei größtenteils "unbewohnbar" geworden. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte, ein Großteil des Gazastreifens liege inzwischen in Trümmern.

Und die Kämpfe gehen weiter: Israel hat seine Angriffe im Gazastreifen fortgesetzt und dabei am Samstag unter anderem Ziele in Rafah an der Grenze zu Ägypten beschossen. In der Stadt Rafah haben Hunderttausende Menschen Zuflucht vor den Kämpfen gesucht. Israels Armeesprecher Daniel Hagari sagte am späten Freitagabend, die Truppen würden weiter "in allen Teilen des Gazastreifens kämpfen, im Norden, im Zentrum und im Süden".

Das palästinensische Rote Kreuz vermeldete am Freitag Beschuss und Drohnenangriffe in der Gegend des al-Amal-Krankenhauses in Chan Junis im südlichen Gazastreifen. Sieben Menschen, die auf dem Gelände Zuflucht gesucht hätten, seien getötet worden. Das israelische Militär erklärte seinerseits, dass seine Truppen am Boden und in der Luft innerhalb von 24 Stunden in Chan Junis "zahlreiche Terroristen getötet" und "eine Reihe von Tunnelschächten zerstört" hätten. Zudem hätten Soldaten während einer "gezielten Razzia" in der Stadt Gaza in einem Krankenhaus versteckte Militärwesten gefunden.

Karte: Die militärische Lage in Israel und dem Gazastreifen

Hinweis: Diese Informationen sind nicht vollständig unabhängig überprüfbar. Sie werden vom ISW, einem gemeinnützigen, überparteilichen Politikforschungsinstitut mit Sitz in den USA, einmal pro Tag zur Verfügung gestellt. Dadurch kann es zu Verzögerungen im Vergleich zum aktuellen Geschehen kommen.

Hisbollah: 62 Raketen auf israelischen Luftstützpunkt geschossen

Die Hisbollah-Miliz erklärte unterdessen, mit ihrer "ersten Reaktion" auf die Tötung von Hamas-Vizechef Saleh al-Aruri bei einem Angriff in einem Vorort von Beirut begonnen zu haben. Die mit der Hamas und dem Iran verbündete Hisbollah teilte mit, den israelischen Luftstützpunkt Meron mit 62 Raketen beschossen zu haben. Die israelische Armee hingegen vermeldete am Samstagmorgen etwa 40 Raketenabschüsse aus dem Libanon.

Später verkündete die Hisbollah weitere Angriffe auf israelische Soldaten und Stellungen - die israelische Armee erklärte ihrerseits, dafür Vergeltung geübt zu haben. Sie teilte mit, sie habe "eine Reihe von Terrorzielen der Hisbollah" getroffen. Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas Anfang Oktober greift auch die Hisbollah nahezu täglich vom Südlibanon aus Israel an. Die israelische Armee reagiert darauf mit verstärkten Luftangriffen im Libanon.

Nach Angaben von Armeesprecher Hagari wurden die israelischen Streitkräfte nahe der Grenze zum Libanon nach den jüngsten Raketenbeschüssen "in sehr hohe Bereitschaft" versetzt. Israel übernahm nicht die Verantwortung für die Tötung al-Aruris. Die Nachrichtenagentur AFP will aber von einem Vertreter des US-Verteidigungsministeriums erfahren haben, Israel habe den Angriff ausgeführt.

Tausende mussten Grenzbereich schon verlassen

Die Lage im Grenzgebiet sei sehr angespannt, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen. Die UN-Beobachtermission Unifil habe die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen. Israel fordert für die Sicherheit seiner Bürger im Norden des Landes, dass sich die Hisbollah-Miliz von der Grenze zurückzieht und hat gedroht, dass es dafür notfalls auch militärische Mittel einsetzen könnte, falls diplomatische Bemühungen nicht zum Erfolg führen sollten. Seit dem Beginn der Kämpfe mussten schon mehr als 76.000 Menschen ihre Häuser im Südlibanon nahe der Grenze verlassen, auf israelischer Seite wurden mehr als 80.000 Menschen aus ihren Heimatorten im Grenzgebiet in Sicherheit gebracht.

US-Außenminister Blinken besucht mehrere Staaten

Westliche Diplomaten setzten unterdessen ihre Bemühungen zur Entschärfung des Konflikts fort. US-Außenminister Antony Blinken traf am Samstag in Istanbul vor Beginn einer neuen Nahost-Reise den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Blinken wird auch mehrere arabische Staaten besuchen, bevor er nach Israel und ins besetzte Westjordanland weiterreist.

Der in Katar lebende Hamas-Chef Ismail Hanijeh forderte Blinken in einer Videobotschaft auf, sich darauf zu konzentrieren, die "Aggression zu beenden". Die Unterstützung der USA für Israel habe "beispiellose Massaker und Kriegsverbrechen gegen unser Volk in Gaza" ermöglicht.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mahnte bei einem Besuch im Libanon die Notwendigkeit einer Deeskalation an. Mit dem geschäftsführenden libanesischen Premierminister Nadschib Mikati habe er vereinbart, diplomatisch auf eine Deeskalation und langfristige Stabilität hinzuarbeiten, schrieb Borrell am Samstag nach dem Treffen auf der Plattform X. Es müsse eine politische Lösung geben, mahnte er in einem anderen Post. Nach Angaben der Staatsagentur NNA warnte Borrell davor, dass der Libanon nicht in einen regionalen Konflikt mit Israel hineingezogen werden dürfe. Dabei werde es keine Sieger geben, sagte er demnach auch an Israel gerichtet.

Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wird nach Angaben eines Sprechers des Auswärtigen Amts am Sonntag in den Nahen Osten fliegen.

Kriegsbeginn vor rund drei Monaten

Nach dem beispiellosen Großangriff der Hamas am 7. Oktober hatte Israel der islamistischen Palästinenserorganisation den Krieg erklärt. Hunderte Hamas-Kämpfer hatten Israel überfallen und nach israelischen Angaben rund 1.140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion greift Israel seither in einer massiven Militäraktion Ziele im Gazastreifen an. Nach jüngsten Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dort seither mehr als 22.700 Menschen getötet.

Mit Informationen von AFP und dpa

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