Launcher des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM der Firma Diehl Defence
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Luftverteidigung made in Franken fürs Baltikum

Estland und Lettland kaufen beim fränkischen Rüstungskonzern Diehl Flugabwehrsysteme vom Typ Iris-T SLM. So wollen die Balten ihren Luftraum gegen mögliche russische Angriffe verteidigen. Der Auftrag hat ein Volumen von rund einer Milliarde Euro.

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Historisch - so nannten die lettische Verteidigungsministerin Inara Murniece und ihr estnischer Amtskollege Hanno Pevkur den Kauf des Flugabwehrsystems Iris-T bei einer offiziellen Zeremonie am Sitz der Diehl Defence-Konzernzentrale im mittelfränkischen Röthenbach an der Pegnitz.

Über eine Milliarde Euro werden investiert

Für beide Länder ist es die jeweils größte Verteidigungsinvestition in ihrer Geschichte. Insgesamt wollen sie rund eine Milliarde Euro investieren, um, wie es Murniece formulierte, "Sicherheit über den Köpfen" der Bevölkerung herzustellen. Estlands Verteidigungsminister Pevkur nannte den Kauf von Iris-T eine Lehre aus dem Ukraine-Krieg, die laute, dass man "seinen Himmel beherrschen" müsse.

Auch der Bundesverteidigungsminister war zu der Zeremonie nach Röthenbach gekommen. Dass Estland und Lettland ihre Luftabwehr mit Iris-T ausrüsten, stelle eine Stärkung der europäischen Luftverteidigung dar, betonte Boris Pistorius (SPD).

Was ist Iris-T SLM?

Die Abkürzung steht für "Infra Red Imaging System Tail Surface Launched Medium Range". Iris-T SLM ist ein System der sogenannten bodengestützten Luftverteidigung. Es kann in bis zu 40 Kilometer Entfernung anfliegende Objekte abschießen und ist zur Bekämpfung von Drohnen, Hubschraubern, Flugzeugen, Marschflugkörpern und auch Kurzstreckenraketen geeignet.

Iris-T SLM ist ein Waffensystem in Containerform, kann also leicht transportiert und auf unterschiedliche Fahrzeuge montiert werden. Eine Einheit besteht aus jeweils einer Leitstelle, einem 360 Grad-Radar und mindestens einer mit acht Abfangraketen bestückten Feuereinheit. Iris-T SLM kann in sehr kurzer Abfolge feuern und so verschiedene Ziele gleichzeitig bekämpfen.

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Grafik-Erklärgrafik: "Das Flugabwehrsystem Iris-T"

Erfolgreicher Einsatz in der Ukraine

Deutschland hat bereits zwei Iris-T SLM in die Ukraine geliefert, die dort unter anderem zum Schutz des Großraums Kiew eingesetzt werden. Eine weitere Einheit soll noch in diesem Jahr folgen. Die ukrainische Armee ist sehr zufrieden mit dem System und spricht von einer Trefferquote von mehr als 90 Prozent. Iris-T war den Angaben zufolge auch in der Lage, einen ganzen Schwarm angreifender russischer Drohnen gleichzeitig abzuschießen.

Das Luftabwehrsystem rette in der Ukraine "zahllose Leben von Zivilisten, jeden Tag und jede Nacht", betonte Bundesverteidigungsminister Pistorius nun anlässlich der Kaufvertragsunterzeichnung von Estland und Lettland in Röthenbach.

Baustein für Europäische Luftverteidigung

Die Bundeswehr will bis 2027 insgesamt sechs Systeme vom Typ Iris-T SLM beschaffen. In gut einem Jahr soll das erste davon in Dienst gestellt werden. Gemeinsam mit dem Iris-T-Hersteller Diehl Defence wird die Bundesluftwaffe in Schleswig-Holstein ein Ausbildungszentrum für das Waffensystem betreiben.

Es ist Teil der von Deutschland angestoßenen Initiative "European Sky Shield" zum Aufbau einer gemeinsamen Luftverteidigung zahlreicher europäischer Staaten. Auch Estland und Lettland, die Iris-T nun kaufen, wollen Teil dieses gemeinsamen Schutzschirms sein. Als in der vergangenen Woche das Schulungszentrum präsentiert wurde, waren Luftwaffeninspekteure aus 14 Ländern dabei.

Dieser Artikel ist erstmals am 11.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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