Symbolbild: Eine Frau zählt Geldscheine
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Inflation: Staat hat vor allem Geringverdiener entlastet

Gaspreisbremse, Kinderbonus, 9-Euro-Ticket – mit diesen Maßnahmen hat die Bundesregierung Verbraucher von hohen Preisen entlastet. Einer Studie zufolge profitierten vor allem Menschen mit geringem Einkommen. Nicht alle Hilfen seien zielgenau gewesen.

Menschen mit geringem Einkommen haben einer Studie zufolge besonders von staatlichen Hilfen in Reaktion auf die hohe Inflation profitiert. 28 Maßnahmen habe die Bundesregierung auf den Weg gebracht, um die Bürger in der Krise zu entlasten, wie das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) mitteilte.

Darunter seien die Preisbremsen für Strom und Gas, das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt. Unterm Strich summierten sich die Pakete auf rund 240 Milliarden Euro. Hinzu komme für viele eine arbeitgeberfinanzierte steuerfreie Inflationsausgleichprämie von bis zu 3.000 Euro. "Die Politik hat es geschafft, einen großen Teil der Belastungen abzufedern", so das Fazit der Studie. "Besonders Menschen mit geringem Einkommen haben von den staatlichen Entlastungen profitiert."

Die steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3.000 Euro dürfen Arbeitgeber ihren Angestellten bis Ende 2024 auszahlen. Aber nicht jeder Arbeitgeber macht von dieser Möglichkeit Gebrauch.

Rechenbeispiel für vierköpfige Familie

Eine vierköpfige Familie mit einem Jahresbruttogehalt von 40.000 Euro muss den Berechnungen zufolge dieses und vergangenes Jahr durch die Preisanstiege 5.388 Euro mehr zahlen. Relativ zum Nettoeinkommen liegen die Belastungen bei 7,6 Prozent im Jahr 2022 und 6,8 Prozent im laufenden Jahr. Der Staat entlaste hier mit 8.543 Euro, was unterm Strich ein Plus von 3.155 Euro bedeute. Hauptgrund seien hierbei die Erhöhungen von Wohngeld und Kinderzuschlag, die insbesondere Familien mit geringen Einkommen unterstützten.

Weniger Hilfen für kinderlose Normalverdiener

Weniger staatliche Hilfe erhalten demnach kinderlose Normalverdiener. Ein Single mit einem Einkommen von 45.000 Euro zahlte durch die Preisanstiege insgesamt 3.360 Euro drauf. Die Belastungen liegen demnach relativ zum Nettoeinkommen bei 6,2 Prozent im vorigen und bei 5,4 Prozent im laufenden Jahr. Vom Staat habe es 808 Euro Entlastungen gegeben, es bleibe eine Lücke von 2.552 Euro. Bekommt der Single die volle steuerfreie Einmalzahlung vom Arbeitgeber, werde daraus ein Plus von 448 Euro.

Die größte Lücke tut sich nach IW-Angaben bei Gutverdienern auf: Bei Singles mit einem Einkommen von 75.000 Euro bleibe auch nach der staatlichen Entlastung eine Lücke von 2.861 Euro – sofern es keine Inflationsausgleichsprämie gibt. Bei Familien mit 120.000 Euro Jahreseinkommen bleibe eine Lücke von rund 6.000 Euro.

IW-Expertin: "Mehr Augenmaß sinnvoll"

"Wer nur ein kleines Einkommen zur Verfügung hat, wurde durch die Preissteigerung besonders getroffen", sagte IW-Steuerexperte Martin Beznoska. "Der Staat hat hier vor allem durch das Wohngeld für umfangreiche Entlastung gesorgt." Allerdings seien nicht alle Maßnahmen zielgenau: Teilweise profitierten auch diejenigen, die keine Hilfe gebraucht hätten, etwa ein Single mit einem Jahreseinkommen von 75.000 Euro. "Hier wäre künftig mehr Augenmaß sinnvoll", sagte Beznoska. "Schließlich kommen die Steuerzahler für die hohen Ausgaben auf."

Mit Informationen von Reuters und dpa

ARCHIV - 30.06.2020, Bayern, Neubiberg: Verschiedene Lebensmittel liegen in einem Supermarkt in einem Einkaufswagen. (zu dpa «Inflation in Bayern steigt wieder leicht») Foto: Sven Hoppe/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sven Hoppe
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Lebensmittel-Einzelhandel

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