Eine joggende Person läuft auf einem Feldweg bei Frankfurt am Main dem Sonnenaufgang entgegen (Symbolbild)
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Eine joggende Person läuft auf einem Feldweg dem Sonnenaufgang entgegen (Symbolbild)

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Hitzewelle erwartet: Wann hohe Temperaturen zur Gefahr werden

In den kommenden Tagen soll es zunehmend heißer werden, erwartet werden Temperaturen über 30 Grad. Vor allem für Alte und Kranke kann die Hitze gefährlich werden. Ozon kann aber auch alle schädigen, die bei hohen Temperaturen schwer arbeiten.

In den kommenden Tagen soll es wieder heiß werden: Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands. Lokal könnte die 35-Grad-Marke erreicht werden. Wann hohe Temperaturen gefährlich werden können – alles Wichtige hier.

Alter, Infekte und Krankheiten sind die Risikofaktoren

Als besonders von Hitze gefährdet gelten nach übereinstimmender Einschätzung von Medizinern ältere Menschen – vor allem, wenn sie nicht ausreichend trinken. Ihr Durstempfinden sei vermindert, manchmal vergäßen sie das Trinken ganz, warnt die Bundesärztekammer.

Aber die Hitzetoleranz kann auch bei Jüngeren erheblich variieren, heißt es in einer vom Ärzteblatt veröffentlichten Übersicht. Akute Infekte und Erkrankungen machen empfindlicher, Flüssigkeitsmangel und Störungen im Elektrolythaushalt können zu Beschwerden führen. Und auch Übereifer, unzureichende Gewöhnung und Medikamenteneinnahme begünstigen Erkrankungen wie Sonnenstich, Hitzekollaps oder -schlag.

Körper schützt sich bei hohen Außentemperaturen - außer...

Das Zauberwort ist "Verdunstungskühle". Sie entsteht, wenn bei Hitze Schweiß auf der Haut verdampft und diese so abkühlt. Doch die Schweißproduktion kann bei kranken oder alten Menschen erheblich eingeschränkt sein. Auch Medikamente können dazu beitragen, dass jemand weniger schwitzt, als nötig wäre. Zudem ist die Hautdurchblutung im Alter geringer, es kann deshalb weniger Wärme über die Haut abgegeben werden.

Der Selbsthilfemechanismus des Körpers kann an Grenzen stoßen: Wenn bei sehr hohen Temperaturen oder langanhaltender Hitze eine Abkühlung durch Schwitzen nicht mehr möglich ist, droht ein Wärmestau. Blutgefäße in Armen und Beinen erweitern sich, der Blutdruck fällt ab. Die verminderte Gehirndurchblutung kann zur Bewusstlosigkeit führen.

Ohne Kopfbedeckung wird es lebensbedrohlich

Wer sich länger ohne Kopfbedeckung der Sonne aussetzt, riskiert einen Wärmestau im Gehirn. Es kann dabei auch zu einer Reizung der Hirnhäute kommen, wodurch das Hirngewebe anschwellen kann. Die Folgen: Kopf- und Nackenschmerzen, Übelkeit, Schwindel und Erbrechen. Im Extremfall kann es auch zu einem Hirnödem kommen, das zur Bewusstlosigkeit führen und sogar tödlich enden kann, warnt der Notfallfallmediziner Peter Sefrin.

Als besonders gefährdet gelten Kinder und ältere Männer – die einen, weil sie noch nicht, die anderen, weil sie oft nicht mehr von einer dichten Haarbedeckung geschützt sind. Wenn der gesamte Körper überhitzt – die Temperatur kann innerhalb kurzer Zeit auf über 40 Grad ansteigen – droht ebenfalls eine Gehirnschwellung. Auch so ein "Hitzschlag" kann tödlich enden.

RKI: Hitzebedingte Sterblichkeit gestiegen

Für die besonders heißen Sommer 2018 bis 2020 errechneten Experten kürzlich eine signifikant gestiegene hitzebedingte Sterblichkeit. "Insbesondere das Jahr 2018 liegt mit einer geschätzten Anzahl von etwa 8.700 hitzebedingten Sterbefällen in einer ähnlichen Größenordnung wie die historischen Hitzejahre 1994 und 2003 (jeweils rund 10.000 Sterbefälle)", schrieben Forschende von Robert Koch-Institut (RKI), Umweltbundesamt und Deutschem Wetterdienst jüngst im "Deutschen Ärzteblatt". Für 2019 schätzen die Forschenden 6.900 hitzebedingte Sterbefälle, für 2020 sind es 3.700.

Im vergangenen Monat hat eine Hitzewelle die Zahl der Sterbefälle in Deutschland ebenfalls steigen lassen. Im Juni seien 78.298 Menschen gestorben - das seien acht Prozent mehr als im Schnitt des Monats Juni der Jahre 2018 bis 2021, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Die Zahlen seien vor allem in der zweiten Monatshälfte erhöht gewesen, als sehr hieße Temperaturen herrschten. Ein direkter Einfluss der Corona-Pandemie sei dagegen unwahrscheinlich.

Was belastet neben der Hitze?

Hohe Lufttemperaturen und intensive Sonneneinstrahlung begünstigen nach Aussage des Umweltbundesamtes die Bildung des Reizgases Ozon in Bodennähe. An solchen Tagen litten viele Menschen an Tränenreiz, Husten und Kopfschmerzen – und zwar unabhängig von der körperlichen Aktivität.

Eine mit den Beschwerden einhergehende verminderte Lungenfunktion bilde sich zwar meist nach Ende der Hitzeperiode vollständig zurück, sagen die Experten. Bei körperlicher Anstrengung könne das Ozon aber tief in das Lungengewebe vordringen und dort Gewebe schädigen und Entzündungen hervorrufen. Solche Reaktionen des Lungengewebes bilden sich dann nur teilweise zurück, es drohten Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

  • Zum Artikel "Hitzeschutz: Bayern will Gesundheitsrisiken vorbeugen"

(mit Informationen von dpa und AFP)

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