17.10.2022, Nordrhein-Westfalen, Köln: Blick auf die Anzeigetafel mit annullierten Flügen von Eurowings.
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Dreitägiger Streik bei Eurowings

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Eurowings-Streik: Auch am Dienstag fällt jeder zweite Flug aus

Der dreitägige Streik bei Eurowings geht am Dienstag weiter. Etwa die Hälfte der Flüge kann nicht stattfinden. Nun droht die Eurowings-Geschäftsleitung, das bisherige Angebot zurückzunehmen. Die Gewerkschaft habe "Maß und Mitte" verloren.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Der Arbeitskampf bei der Fluggesellschaft Eurowings geht weiter. Am Dienstag werde etwa die Hälfte der Airline-Flüge nicht stattfinden, sagte ein Sprecher der Lufthansa-Tochter. Mit einer dreitägigen Arbeitsniederlegung, die am Montag begonnen hatte, will die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) den Druck auf die Lufthansa-Tochter Eurowings erhöhen. Am Montag waren bereits 240 von 488 Flügen ausgefallen. Bereits gestern hatte das Unternehmen angekündigt, dass am Dienstag jeder zweite Flug ausfallen muss.

Man rechne aber damit, dass trotz des Aufrufs zahlreiche Pilotinnen und Piloten "zum Dienst erscheinen und möglichst viele Fluggäste an ihre Ziele bringen wollen", hieß es. Neben eigenem Personal will Eurowings die streikbedingten Lücken durch Flüge von Partnerfirmen stopfen. Auch für Mittwoch ist geplant, dass etwa die Hälfte der Flüge stattfinden kann.

  • Zum Artikel: "Hunderte Flüge fallen aus: Drei Tage Streik bei Eurowings"

24 von 30 Eurowings-Flügen in München gestrichen

Die Eurowings-Flüge von und nach Palma de Mallorca - je drei Starts und Landungen - finden heute wie geplant statt. Ansonsten sind erneut alle Flüge der Airline wegen des Pilotenstreiks gestrichen. Am Flughafen München sind nach jetzigem Stand 24 von 30 geplanten Flügen am Dienstag abgesagt.

Auch am Montag war der Flughafen München von dem Streik betroffen. 22 von 26 Starts und Landungen mussten abgesagt werden. Bei diesen Zahlen, die bereits in der Früh genannt worden waren, ist es nach Anhaben eines Flughafensprechers geblieben.

Betroffen waren und sind vor allem innerdeutsche Verbindungen – nach Köln, Dortmund, Hamburg und Düsseldorf. Daneben wurden auch einzelne Mallorca-Flüge gestrichen. Betrachtet man den kompletten Airport-Betrieb im Erdinger Moos, spielt Eurowings aber nur eine untergeordnete Rolle: Insgesamt werden dort heute mehr als 800 Flüge anderer Fluggesellschaften abgewickelt.

Pilotengewerkschaft bezeichnet Angebot als "Augenwischerei"

Mit dem dreitägigen Streik will die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) unter anderem 14 zusätzliche freie Tage durchsetzen, Eurowings bietet 10. Auch eine Reduzierung der maximalen Wochen-Arbeitszeit um fünf Stunden fordert VC, Eurowings bietet ein Minus von drei Stunden. Derzeit beträgt die maximale Wochen-Arbeitszeit Firmenangaben zufolge 55 Stunden. Streitpunkt sind momentan vor allem die Arbeitsbedingungen der Piloten.

Das jüngste Angebot der Geschäftsführung hatte die Gewerkschaft als unzureichend und nicht verhandlungsfähig zurückgewiesen. Der Arbeitgeber betreibe "Augenwischerei", sagte ein Gewerkschaftssprecher. "Zu Spitzenzeiten sind auch Spitzen in den Arbeitszeiten in Ordnung, aber auf Dauer gesehen muss es ein gesundes Mittelmaß geben", twitterte die Gewerkschaft.

Finanzchef warnt: Streik gefährdet Arbeitsplätze

Das Management von Eurowings lehnt bisher Nachbesserungen seines Angebots als wirtschaftlich nicht machbar ab. Finanzchef Kai Duve machte seinem Ärger am Köln/Bonner Flughafen Luft und warf der Gewerkschaft vor, "Maß und Mitte" verloren zu haben. Eurowings sei mit dem jüngsten Angebot an der Grenze des wirtschaftlich Machbaren angekommen.

Jeder Streiktag koste die Firma einen zweistelligen Millionenbetrag. Das gefährde Arbeitsplätze. Zudem betonte Duve, dass man den Forderungen der Gewerkschaft schon weit entgegengekommen sei. "Ich weiß nicht, warum das nicht verhandlungsfähig sein soll - da fehlt mir wirklich jedes Verständnis für", erklärte er.

Eurowings-Geschäftsleitung droht, das Angebot zurückzunehmen

In einem Brief an die Belegschaft legte die Geschäftsleitung am Montagnachmittag nach und drohte, das bisherige Angebot wieder zurückzunehmen. Man sehe sich in der Pflicht, die Abwärtsspirale aus immer neuen Millionenschäden zu durchbrechen. Sollte die Tarifkommission den Streik weiterführen und nicht unmittelbar an den Verhandlungstisch zurückkehren, sehe man sich nicht mehr an das bisherige Angebot gebunden. Als Erklärungsfrist wurde 21.30 Uhr festgelegt. Bei einer Fortsetzung des Streiks drohe zudem eine Verkleinerung der deutschen Eurowings-Sparte, hieß es dazu in Unternehmenskreisen.

Lufthansa-Chef spricht sich gegen neues Angebot von Eurowings aus

Aus der Ferne unterstütze Lufthansa-Chef Charsten Spohr das Management des Tochterunternehmens Eurowings. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass es die Zukunft der Eurowings gefährden würde, sollte die Geschäftsführung auf die Forderungen von Cockpit eingehen. "Die Lufthansa-Gruppe bietet die besten Bedingungen für Mitarbeiter in Europa. Das werden wir auch in Zukunft tun, denn wir wollen die Besten zu uns holen", so Spohr. Zum Schluss werde "die Vernunft siegen".

Cockpit hatte schon am 6. Oktober einen eintägigen Streik organisiert, auch damals waren die Auswirkungen auf den Flugbetrieb groß. Der Streikaufruf für den Zeitraum Montag bis einschließlich Mittwoch galt erneut lediglich für die deutsche Teilgesellschaft der Eurowings, nicht aber für die in Österreich lizensierte Eurowings Europe und auch nicht für die Eurowings Discover.

Mit Material der dpa und AFP.

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