In Belgrad sind unter dem Motto "Serbien gegen Gewalt" erneut zehntausende Menschen gegen die Regierung auf die Straße gegangen. Es handelte sich bereits um den fünften derartigen Protest binnen weniger Wochen. Die Demonstranten werfen der Regierung von Präsident Aleksandar Vučić vor, auch mithilfe der unter ihrer Kontrolle stehenden Medien eine Kultur der Gewalt zu fördern. Die neueste Kundgebung wurde von mehreren proeuropäischen Oppositionsparteien organisiert.
Auslöser der Proteste waren zwei Schusswaffenangriffen mit insgesamt 18 Todesopfern. Anfang Mai hatte ein 13-jähriger Schüler in einer Belgrader Schule mit einer Waffe seines Vaters acht Kinder und einen Wachmann erschossen. Weniger als 48 Stunden später tötete ein 21-Jähriger bei einem weiteren Schusswaffenangriff in mehreren Dörfern nahe Belgrad acht Menschen.
Verbot von regierungsfreundlichen Zeitungen gefordert
Die Teilnehmer fordern unter anderem, Fernsehsendern, die gewalttätige Inhalte verbreiten, die Sendelizenz zu entziehen. Außerdem verlangen sie ein Verbot von regierungsfreundlichen Zeitungen, die ihrer Ansicht nach Spannungen in der Bevölkerung schüren, sowie den Rücktritt des Innenministers und des Geheimdienstchefs.
Vučić macht sich über Demonstranten lustig
Aus den ruhigen Kundgebungen gegen Waffengewalt haben sich mittlerweile Proteste gegen die Regierungspolitik insgesamt entwickelt. Staatschef Vučić und seine Unterstützer machten sich über die Kundgebungen lustig und beleidigten ihre Teilnehmer. Kritiker werfen Vučić seit Jahren Günstlingswirtschaft und Beschränkung der Medienfreiheit vor - außerdem, so der Vorwurf, zementiere er seine Macht immer mehr mit autokratischen Mitteln. Der 53-jährige Staatschef hat die Proteste als "Politisierung" der Bluttaten kritisiert und den Verdacht geäußert, sie würden von ausländischen Mächten gesteuert.
Mit Informationen von AFP
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