Bahn-Tower in Berlin, Sitz der Dachgesellschaft Deutsche Bahn AG
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Deutsche Bahn zahlt Millionen-Boni an ihre Vorstände

Die Ziele bei Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit wurden zwar verfehlt, die Bahn-Vorstände erhalten aber trotzdem Bonuszahlungen. Eine Recherche von NDR, WDR und SZ zeigt, wie das möglich ist und wie viel ausgezahlt wird.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Trotz Verspätungen und unzufriedener Kunden: Die Deutsche Bahn kann ihren Vorständen schon bald Boni für das vergangene Jahr auszahlen. Wie Recherchen von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" zeigen, geht es um fast fünf Millionen Euro für das Jahr 2022.

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Bonuszahlungen nach Auslaufen der Strompreisbremse möglich

Diese waren bislang zurückgestellt, da die Bahn die Strompreisbremse in Anspruch genommen hatte. Das entsprechende Gesetz verbietet Bonuszahlungen an Vorstände, solange die Preisbremse als staatliche Unterstützung genutzt wird. Nach deren Auslaufen Ende des Jahres können die Boni ab Januar 2024 ausgezahlt werden. Entsprechende Recherchen bestätigten Verkehrs- und Wirtschaftsministerium auf Anfrage.

Seit Jahren Kritik an Bonussystem der Bahn

Die Reporter konnten bislang geheimgehaltene Bahn-Unterlagen einsehen. Sie belegen, wie die Vorstände der DB auch dann auf hohe Boni-Zahlungen kommen, wenn die Bahn ihre Unternehmens-Ziele für "Pünktlichkeit" und "Kundenzufriedenheit" vollständig verfehlt.

Am Bonussystem für Vorstände der Bahn gibt es seit Jahren Kritik. Journalisten von NDR/WDR/SZ konnten nun das langjährige Berechnungsmodell für die Boni einsehen und so nachvollziehen, für welche selbst gesteckten Ziele den Bahn-Vorständen welche Boni veranschlagt wurden. Die Unterlagen zeigen, dass bei der Berechnung Bereiche, in denen Ziele verfehlt wurden, mit anderen Bereichen, in denen Ziele übertroffen wurden, offenbar verrechnet werden konnten.

Ziel "Mitarbeitenden-Zufriedenheit" knapp erreicht

Im Bereich "Frauen in Führung und Mitarbeitenden-Zufriedenheit" hingegen übertraf die Bahn in 2022 nach Recherchen von NDR, WDR und SZ offenbar ihre eigenen Ziele, das allerdings nur geringfügig. Der Bonus für diesen Bereich wurde aber offenbar deutlich erhöht - auf einen Wert von 175 Prozent. Die damals neun Konzernvorstände sollen nur dafür rund 1,6 Millionen Euro erhalten. Das geht aus internen Dokumenten hervor, die die drei Medien einsehen konnten.

Auch beim Thema CO₂-Einsparung hat die Bahn ihr selbstgestecktes Ziel demnach übererfüllt – um zwei Prozentpunkte. Allein dafür soll der Vorstandsvorsitzende der Bahn, Richard Lutz, nun knapp 440.000 Euro an Bonuszahlungen erhalten. Und auch beim finanziellen Geschäftsergebnis bescheinigt das Unternehmen seinen Vorständen ein besonders erfolgreiches Jahr.

Fünf Millionen Boni, Grundgehalt vier Millionen

All diese Bezüge für das Jahr 2022 – insgesamt knapp fünf Millionen Euro – können den Konzernvorständen nach Auslaufen der Strompreisbremse jetzt zusätzlich zu ihrem Grundgehalt von insgesamt rund vier Millionen Euro ausgezahlt werden.

Über das Bonussystem bei der Bahn entscheidet der Aufsichtsrat, in dem Vertreter der Bundesregierung und der Gewerkschaften sitzen. Es soll im kommenden Jahr umgestellt werden. Bahn-Vorstände haben dann einen höheren Anteil ihres Gehalts als Fix-Gehalt, der Anteil der Boni soll im Gegenzug sinken.

Die Bahn erklärte, zu Angelegenheiten des Aufsichtsrats äußere man sich nicht und verwies auf ihre Konzernberichte. Das Bundesverkehrsministerium teilte auf Anfrage mit, mit Vergütungsvereinbarungen könne der DB-Aufsichtsrat Ziele des Bundes als Eigentümer der Bahn durchsetzen.

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11.12.2023: Unser Kommentarbereich ist im Moment wegen eines Software-Updates geschlossen. Der "Umbau" kann bis zu 48 Stunden dauern. Wir bitten um Verständnis.