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Jamaika-Verhandlungen: Politiker aus Berlin

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"Der Wille war da": Sondierungsgespräche in Berlin

Euphorie kam am ersten Tag der Jamaika-Gespräche nicht auf, aber alle Parteien lobten die konstruktive Atmosphäre. Zunächst hatten die Verhandlungsteams von Union und FDP sondiert, danach die Vertreter von CDU, CSU und Grünen. Von Wolfgang Kerler

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

"Der Wille war da", hieß es schon nach Runde eins der Sondierungen. Gut zwei Stunden saßen CDU, CSU und FDP in der Parlamentarischen Gesellschaft zusammen. Laut Augenzeugen gab es Kürbissuppe, Fleischpflanzerl und Kuchen - und es wurde sogar gelächelt, berichtete CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. Es ging - eher technisch - um den möglichen Ablauf der nun beginnenden Jamaika-Verhandlungen. Außerdem nannten die Verhandlungsteams von Union und Liberalen die Punkte, die für sie besonders wichtig seien. Europa, Migration, ländlicher Raum.

Schwarz-Gelb: Sind noch "Verletzungen" übrig?

Kennenlernen mussten sich die meisten Politiker in der schwarz-gelben Runde nicht. Daher ging's auch um Vergangenheitsbewältigung.

"Wie ist das, wenn man wieder aufeinander trifft, nachdem man ja vor vier Jahren noch zusammen regiert hat, was ist da vielleicht auch an Verletzungen übrig geblieben?" Peter Tauber, CDU-Generalsekretär

Die seelischen Wunden bei der FDP scheinen jedenfalls nicht so tief zu sein, dass die Liberalen nicht optimistisch in die Sondierungen starten. Auch wenn die Generalsekretärin, Nicola Beer, ein Scheitern der Jamaika-Verhandlungen weiterhin für möglich hält. Die Sondierer der Union bekamen eine kleine Pause, dann tagten sie mit den Grünen bis in den Abend hinein. Für das schwarz-grüne Erstgespräch war eine Stunde mehr eingeplant als für das schwarz-gelbe. Schließlich kennen sich Union und Grüne weniger gut.

Union und Grüne wirkten distanzierter

Wieder traten nach Ende der Gespräche die Generalsekretäre bzw. Geschäftsführer vor die Mikrofone. Es wirkte etwas distanzierter, förmlicher als am Nachmittag. Andreas Scheuer von der CSU klang weniger euphorisch als nach dem Treffen mit der FDP. Er sprach davon, dass der Wahlkampf beendet, das Treffen wichtig und die Atmosphäre "okay" gewesen sei. Sein Chef, Horst Seehofer erklärte, die FDP sei schon im Wahlkampf "unausgesprochen spürbar" der Wunschpartner für eine Koalition gewesen. Er nannte aber auch die Gespräche mit den Grünen "vernunftgeleitet." Der grüne Bundesgeschäftsführer Michael Kellner lobte, dass das Treffen vom Suchen nach Lösungen geprägt war - auch wenn es bis Jamaika ein weiter Weg sei.

"Ich komme gerade gestählt aus zwei Elternabenden in den nächsten Wochen. Das heißt, da war das heute ein gutes Gespräch, es war ein konstruktives Gespräch." - Michael Kellner, Politischer Bundesgeschäftsführer der Grünen

Nach dem Zweiertreffen von FDP und Grünen verhandeln am Freitagnachmittag erstmals alle vier Parteien miteinander. Über 50 Politiker gehören den Verhandlungsteams an. Weitergehen sollen die Sondierungen dann zum Teil in Fachgruppen. Eine Liste mit deren Themen ist in Arbeit.