Ermittler gehen mit Kisten und Kartons in das Wohnhaus der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Paul Zinken

Im Haus der festgenommenen Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette wurden laut Behörden auch schwere Kriegswaffen wie eine Maschinenpistole gefunden.

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"Schwere Kriegswaffen" bei Ex-RAF-Terroristin Klette gefunden

Nach der Festnahme der früheren RAF-Terroristin Daniela Klette wurde ihre Wohnung in Berlin durchsucht. Dabei fand die Polizei "schwere Kriegswaffen" und Sprengmittel. Indessen geht die Suche nach ihren Ex-Komplizen weiter - ebenfalls in Berlin.

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Erst am Montag sorgte diese Mitteilung für Schlagzeilen: Nach mehr als 30 Jahren im Untergrund konnte die gesuchte Terroristin und ehemaliges Mitglied der Roten Armee Fraktion (RAF), Daniela Klette, in Berlin festgenommen werden. Am Donnerstag dann die nächste Überraschung: Bei der Durchsuchung der Wohnung fanden Ermittler laut Staatsanwaltschaft auch "schwere Kriegswaffen". Das Gebäude musste daraufhin aus Sicherheitsgründen vorübergehend geräumt werden.

Maschinenpistole und Panzerfaust beschlagnahmt

Wie das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen und die Staatsanwaltschaft Verden mitteilten, wurden bei der Aktion Sprengmittel, mehrere Waffen und eine Panzerfaustgranate gefunden. Unter den Waffen seien eine Kalaschnikow, eine Maschinenpistole und eine Kurzwaffe samt Munition. Experten transportierten die Granate und Sprengmittel mithilfe einer speziellen Technik ab, hieß es weiter. Die gefährlichen Funde seien an einem gesicherten Ort unschädlich gemacht worden.

Am Mittwochabend hatte die Polizei das gesamte Mietshaus in der Sebastianstraße geräumt. Auch die Bewohner eines gegenüberliegenden Gebäudes mussten ihre Wohnungen verlassen. Die Straße im Bezirk Kreuzberg war komplett gesperrt worden. Erst am frühen Donnerstagmorgen wurde die Sperrung aufgehoben und die Anwohner konnten zurück in ihre Wohnungen kehren.

Komplizen Staub und Garweg sollen sich ebenfalls in Berlin befinden

Ob die sichergestellten Waffen auch bei einer früheren Tat der RAF zum Einsatz kamen, ist momentan noch unklar. "Das ist jetzt aktuell Gegenstand von Ermittlungen", sagte ein LKA-Sprecher. Die Ermittler gaben zunächst nur wenige Informationen heraus, auch weil nach Klettes RAF-Komplizen Ernst-Volker Staub oder Burkhard Garweg weiter mit Hochdruck gefahndet wird. Die Behörden gehen aktuell davon aus, dass sich Staub und Garweg ebenfalls in der Hauptstadt aufhalten.

Das Landeskriminalamt Niedersachsen intensiviert nach eigenen Angaben die Fahndungsmaßnahmen in und um Berlin. Man gehe aufgrund der Waffen- und Sprengmittelfunde von einem Gefährdungspotenzial für die Bevölkerung aus, so die Ermittler. Die Adressen der Gesuchten kennen die Ermittler allerdings nicht. Die Behörden baten deshalb die Bürgerinnen und Bürger, die Polizei bei der Fahndung zu unterstützen.

Mutmaßliche RAF-Terroristin wegen bewaffneter Überfälle in U-Haft

Klette war am Montagabend durch Zielfahnder des niedersächsischen Landeskriminalamtes geschnappt worden. Gegen die heute 65-Jährige liegen laut Bundesanwaltschaft noch immer mehrere Haftbefehle vor. Ermittelt werde gegen sie wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion und versuchten Mordes bei Taten Anfang der 90er-Jahre.

In Untersuchungshaft sitzt die Klette derzeit aber wegen sechs bewaffneter Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zwischen 1999 und 2016. Konkret sollen Klette, Staub und Garweg laut Staatsanwaltschaft Verden für Taten in Stuhr, Wolfsburg, Hildesheim, Cremlingen, Bochum und Duisburg verantwortlich sein. Dem Trio wird dabei unter anderem versuchter Mord vorgeworfen, weil auch Schüsse bei Überfällen gefallen sein sollen.

Bislang hat sie sich aber zu keinem der Vorwürfe geäußert. "Nein, wir haben keine Sacheinlassung", hieß es lediglich von Seiten der Staatsanwaltschaft Verden und des LKA Niedersachsens.

Klette, Garweg und Staub als Teil der "dritten RAF-Generation"

Klette, Garweg und Staub gehörten zur sogenannten dritten Generation der RAF. In ihrer aktiven Zeit wurden der damalige Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991) ermordet sowie Herrhausens Fahrer schwer verletzt. Die linksextremistische Vereinigung Rote Armee Fraktion war über Jahrzehnte der Inbegriff von Terror und Mord im Westen des noch geteilten Deutschlands. Angehörige der Opfer kritisierten nach der Festnahme Klettes die Behörden dafür, dass eine RAF-Terroristin 20 Jahre vom Verfassungsschutz unentdeckt leben konnte.

Bund Deutscher Kriminalbeamter: Klette erhielt Unterstützung

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) geht nach der Festnahme Klettes von Unterstützung für die 65-Jährige durch Linksextreme aus. Er halte es für "sehr wahrscheinlich", dass Klette während ihrer mehr als 30 Jahre währenden Flucht "Unterstützung aus dem linksextremistischen Spektrum bekommen" habe, sagte der BDK-Vorsitzende Dirk Peglow dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (externer Link)

Ohne Unterstützung wäre Klette "vermutlich eher festgenommen worden". Dies gelte auch für Garweg und Staub. Aus Sicht des BDK-Chefs ist eine logistische Unterstützung der drei ehemaligen RAF-Mitglieder wahrscheinlich. Diese könne in Form von Fahrzeugen, Waffen, Wohnungen und auch Geld geleistet worden sein, erklärte Peglow. "Das gilt es zu klären." Dass die Strafverfolgungsbehörden "nicht locker" gelassen hätten, wertete der BDK-Chef als "Erfolg" und "gutes Zeichen".

Mit Informationen von dpa

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