Carsten Linnemann (l.) und Friedrich Merz
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CDU tauscht Generalsekretär aus: Doppeln statt ergänzen

Die CDU kann kaum von der Ampelkrise profitieren. Das soll mit dem neuen Generalsekretär anders werden. Linnemann will die Parteiinhalte enger mit der Tagespolitik verzahnen. Parteichef Merz wird am Erfolg des Wechsels gemessen werden. Eine Analyse.

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Der Parteichef, der alte und der neue Generalsekretär – alle drei traten zusammen im Konrad-Adenauer-Haus vor die Presse und vermittelten das Bild einer harmonischen Personalrochade. Friedrich Merz dankte dem "lieben Mario" für 18 Monate gemeinsame Arbeit an der Parteispitze und für einen "erfolgreichen Neustart" nach der Niederlage bei der Bundestagswahl.

Der scheidende Generalsekretär, Mario Czaja, zog eine positive Bilanz der eigenen Arbeit und wünschte seinem Nachfolger, dem "lieben Carsten" Linnemann alles Gute für "die anspruchsvolle Aufgabe". Details darüber, warum er die Zusammenarbeit mit Czaja als Generalsekretär beendet, nannte Merz nicht.

Inhaltlicher Kurswechsel?

Der alte und der neue Generalsekretär stehen für unterschiedliche Flügel der Partei. Der Sozialpolitiker Czaja wird dem Arbeitnehmerlager zugeordnet. Linnemann gehört zum Wirtschaftsflügel, war jahrelang Vorsitzender der Mittelstandsunion.

Den Eindruck, dass der Austausch des Generalsekretärs auch für eine inhaltliche Neuausrichtung steht, wollen Merz und seine Vertrauten in der Parteiführung unbedingt vermeiden. Gute Sozialpolitik könne es nur mit einer starken Wirtschaft geben, betonten Präsidiumsmitglied Jens Spahn und Schatzmeisterin Julia Klöckner nun fast wortgleich und Merz selbst betonte, es handele sich um einen Personal- und nicht um einen Richtungswechsel.

Parteispitze nun weniger Ostdeutsch

Dass mit Czaja einer der sehr wenigen Ostdeutschen aus dem engsten Führungszirkel der CDU ausscheidet, nimmt Merz in Kauf, obwohl im nächsten Jahr in Brandenburg, Sachsen und Thüringen neue Landtage gewählt werden. Ob das Präsidium der Partei mehr Ostdeutsche brauche, wurde Merz nun gefragt. Er legte sich nicht fest und betonte, für ihn sei die Qualifikation wichtig, nicht die Herkunft.

Merz und Czaja kamen aus unterschiedlichen politischen Feldern, aus Ost- und Westdeutschland. Sie sollten sich ergänzen. Das neue Tandem aus dem Wirtschaftspolitiker Merz aus NRW und dem Wirtschaftspolitiker Linnemann aus NRW steht eher für Dopplung, denn für Ergänzung.

Linnemann soll CDU mehr Wahrnehmung verschaffen

Czaja war in seiner Zeit als Generalsekretär ein Vertreter der eher leisen, überlegten Töne und er schaltete sich nicht automatisch in jede Debatte ein. Zur Abteilung Attacke gehörte Czaja nicht. Vielen in der Partei war er wohl zu leise und nicht aggressiv genug im Umgang mit den politischen Gegnern.

Die Union ist zwar im aktuellen ARD-Deutschlandtrend stärkste Kraft, kann aber nicht in dem Ausmaß von der Krise der Ampelkoalition profitieren, das viele erwarten. Dieser Unmut ist dem Parteivorsitzenden bewusst und hier soll Linnemann nun ansetzen. Das wurde bei seiner Präsentation als Generalsekretär deutlich. Die CDU und ihre Inhalte sollen besser wahrgenommen werden.

Verzahnung mit Tagespolitik als Ziel

Es brauche die engere Verzahnung mit der Tagespolitik, sagte Linnemann und ergänzte, er wolle seinen Beitrag dafür leisten, dass die Menschen wieder wissen, wofür die CDU steht und wofür nicht. Czaja konnte das, so kann man seine Ablösung als Generalsekretär verstehen, wohl aus Sicht von Merz nicht ausreichend vermitteln. Wenn auch mit dem neuen Generalsekretär Linnemann die Werte der CDU nicht besser werden, könnte das auch als Misserfolg des Parteivorsitzenden gewertet werden.

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