01.07.2021, Berlin: Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin Bündnis90/Die Grünen, kommt zu "Brigitte Live".
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Baerbock über Unions-Wahlprogramm: "Finanzieller Voodoo"

Baerbock über Unions-Wahlprogramm: "Finanzieller Voodoo"

Früher lud die Frauenzeitschrift "Brigitte" Merkel vor Bundestagswahlen zum Talk ein. Dieses Mal ihre potenziellen Nachfolger. Den Anfang machte am Abend Grünen-Spitzenkandidatin Baerbock. Zentrale Themen: Wahlkampf, Fehlerkultur und Klimakrise.

Von
Birgit Schmeitzner

Die Gesprächsrunde will anders sein als die üblichen Politik-Talks. Und so erfährt der Zuschauer des Live-Streams in der guten Stunde mit Annalena Baerbock einiges über das Privatleben der Grünen-Spitzenkandidatin. Dass sie bei kalter Schokolade aus dem Kühlschrank schlecht nein sagen kann, dass sie als junge Turnerin kränklich zum Training ging und sich prompt verletzt hat, und dass die Familienregel "kein Handy am Abendbrot-Tisch" für sie schwerer einzuhalten ist, als für ihre beiden Töchter. Die Brigitte-Journalistinnen "grillen" ihren Gast nicht, sie wollen "die Frau hinter dem Wahlprogramm" zeigen. Sie sparen die kritischen Themen aber auch nicht aus.

  • Zum Artikel: Was ist dran an den Plagiatsvorwürfen gegen Baerbock?

Baerbocks Buch und die Abschreib-Vorwürfe

Es ist Baerbocks erster öffentlicher Auftritt nach den Vorwürfen eines österreichischen Medienwissenschaftlers, sie habe in ihrem Buch Quellen nicht gekennzeichnet. Beim Begriffspaar "Fehler machen oder Fehler vermeiden?" soll sich Baerbock für einen Begriff entscheiden, sie nimmt das Fehlermachen und wird gefragt, ob sie beim Schreiben "zu lässig" vorgegangen sei? Die Grünen-Kandidatin betont, sie habe kein Sachbuch verfasst, sondern die Welt anhand von Fakten beschrieben und skizziert, was sie mit dem Land vorhabe. In das Buch seien "viele Ideen von anderen mit eingeflossen". Eine Urheberrechtsverletzung liege nicht vor - schon eher eine Kampagne, die nichts mehr mit einer politischen Auseinandersetzung zu tun habe. Baerbock spricht von "klarer Kante" und verbindet das mit dem Appell: "Lasst uns streiten, aber mit Anstand und Respekt voreinander."

Bei der Steuerpolitik näher an der SPD als an der Union

Die Bundestagswahl sieht Baerbock als Richtungsentscheidung an, sie spricht von einer "Klimawahl" und sagt, sie würde als Kanzlerin als Erstes ein "Klimaschutz-Sofortprogramm" auflegen. Die Klimakrise sei inzwischen "live und in Farbe" zu spüren, jetzt habe Deutschland noch die Chance, als Industrieland gerecht für Wohlstand zu sorgen. Inhaltlich verortet sich Baerbock dabei näher an der SPD als an CDU und CSU. Sie wirft der Union vor, gerade in der Frage "soziale Gerechtigkeit" in die Zeit vor Merkel zurück zu wollen. Die Union wisse nicht, was Miete für Menschen mit wenig Einkommen bedeute. Das Wahlprogramm zur Steuerpolitik bezeichnet Baerbock als "ziemlich finanziellen Voodoo". Sie frage sich, wie die Wirtschaft anspringen soll, "wenn man nicht in die Wirtschaft und die Zukunft investiert".

Gleiches Recht für alle

Das Gespräch mit der Grünen-Politikerin war der Auftakt der Reihe "Brigitte Talk". Am Mittwoch in der kommenden Woche wird sich der Spitzenkandidat der Union, Armin Laschet, den Fragen der Journalistinnen stellen. Olaf Scholz, der den Wahlkampf der SPD anführt, folgt am 28. Juli.

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