Ein Flugzeug am Flughafen Catania, das mit Vulkanasche beschmutzt ist (Quelle: INSTAGRAM @VICTORIENJOY)
Bildrechte: INSTAGRAM @VICTORIENJOY

Ein Flugzeug am Flughafen Catania, das mit Vulkanasche beschmutzt ist (Quelle: INSTAGRAM @VICTORIENJOY)

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Ausbruch des Ätna: Was Sizilien-Reisende wissen sollten

Der Vulkan Ätna auf Sizilien macht Reisenden Sorgen: Der Flugbetrieb am Flughafen Catania war zwischenzeitlich eingestellt worden, weil die Start- und Landebahn von Ascheregen verschmutzt war. Womit müssen Reisende aktuell rechnen?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Ätna auf Sizilien hat am Sonntag Asche ausgestoßen und damit dafür gesorgt, dass der Flughafen der Stadt Catania für einen Tag geschlossen werden musste. Ascheregen war auf Catania und Adrano, eine weitere Stadt am Rande des Ätnas, niedergegangen. Inzwischen ist der Flughafen wieder geöffnet, es kann aber weiterhin zu Verzögerungen kommen. Anfang 2022 war der Ätna zuletzt ausgebrochen. Auch im Jahr 2021 war er mehrere Wochen lang aktiv.

Wie aktiv ist der Ätna derzeit?

Wie Italiens nationales Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) erklärte, wurde am frühen Sonntagmorgen eine erhöhte Aktivität gemessen. Die Sicht auf den Ausbruch des aktivsten Vulkans Europas sei sehr eingeschränkt - wegen Wolken, die über dem Gipfel hängen. Der Zivilschutz rief die Alarmstufe orange aus.

Das INGV überwacht den Ätna mit Messinstrumenten genau. Es teilte mit, dass der Vulkan schon in den vergangenen Tagen zunehmend rumort habe. Die italienische Zivilschutzbehörde hatte schon am Donnerstag vor einem plötzlichen Ausbruch des Ätna gewarnt. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete, dass Bewohner der Ortschaften Adrano und Biancavilla am Sonntag laute Explosionsgeräusche gehört hätten.

Wie ist die aktuelle Lage?

"Dies war ein richtiger Ausbruch", stellt Ulrich Küppers vom Department für Geo- und Umweltwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) klar. "Die meisten explosiven Ausbrüche dauern nur wenige Stunden." Der Ausbruch sei nicht ungewöhnlich gewesen, allerdings habe man wegen des schlechten Wetters wenige bis keine direkten Beobachtungen, fügte Küppers auf Anfrage von BR24 hinzu. Der Ätna zähle zu den daueraktiven Vulkanen, auch wenn nicht immer Lava zu sehen sei. Über Tage und Wochen könne man Aktivitätsschwankungen feststellen. "Auf die Minute können Ausbrüche oder ihre Stärke nicht vorhergesagt werden", erläuterte Küppers.

Flugbetrieb: Droht Aschewolke wie bei Eyjafjallajökull?

Am Airport von Catania war am Sonntag der Flugbetrieb vorübergehend eingestellt worden, wegen Asche auf der Lande- und Startbahn. Nach eintägiger Schließung sei der Flugbetrieb am Montagvormittag wieder aufgenommen worden, teilte der Flughafenbetreiber mit. Es könne aber weiterhin zu Verzögerungen kommen.

Das Wort "Asche" erinnert an den Ausbruch des Eyjafjallajökull auf Island im Jahr 2010, der Flugreisen in weiten Teilen Europas zeitweise unmöglich machte. Ein Szenario wie damals sei am Ätna sehr unwahrscheinlich, erläutert LMU-Professorin Anja Schmidt. Sie leitet die Abteilung Erdsystemmodellierung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. Es gebe zwei ganz entscheidende Unterschiede zwischen dem Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 und dem des Ätna am Sonntag, erklärt Schmidt auf Anfrage von BR24: "Die Eyjafjallajökull-Eruption hielt, mit kurzen Unterbrechungen, mehrere Wochen an. Die Aschewolken des Eyjafjallajökull breiteten sich vor allem im nordatlantischen Luftraum aus und das oftmals genau auf Reiseflughöhe." Der nordatlantische Luftraum sei enorm stark frequentiert und damit seien über mehrere Wochen eine Vielzahl von Flugverbindungen betroffen gewesen.

Unterschiede zwischen Ätna und Eyjafjallajökull

Wie Schmidt erläutert, kam es daher 2010 zu globalen Auswirkungen: Weil der Luftraum über dem Nordatlantik gesperrt war, strandeten Flugzeuge weltweit. Hingegen habe der Ausbruch des Ätna am Sonntag viel geringere und nur lokale Auswirkungen gehabt und lediglich den Flughafen in Catania betroffen. "Und das hauptsächlich durch die Ablagerung von Asche auf den Rollfeldern."

Vulkan-Experte Küppers erläutert auf Anfrage von BR24 weitere Unterschiede zwischen der Situation am Ätna und der damaligen Situation am Eyjafjallajökull: "Die Großwetterlage ist anders. Es regnet auch in Sizilien zur Zeit häufiger und die Atmosphäre wird gereinigt." Zudem habe der Ausbruch des Ätna im Gegensatz zum Eyjafjallajökull nicht Monate gedauert, sondern nur wenige Stunden. "Zudem war die Menge an ausgestoßener Asche viel geringer." Hinzu komme, so Küppers, dass man seit 2010 viel gelernt habe über die Gefahren von Vulkanasche und ihrer Menge für den Flugverkehr.

Was kann man vorhersagen, was nicht?

Vorhersagen seien in der Regel schwierig, erklärt Julia Gestrich, Vulkan-Forscherin an der LMU. "Observatorien, wie das INGV haben Sensoren um den Vulkan verteilt und beobachten die Signale des Vulkans während Unruhe, sowie auch in Ruhezeiten." Wenn Signale, wie etwa die Häufigkeit und Stärke von Erdbeben zunehme, oder der Vulkan sich in irgendeiner Weise verändere, würden Wissenschaftler des örtlichen Vulkanobservatoriums aufmerksam und verhängten im Zweifelsfall eine Alarmstufe. "Solche Entscheidungen sind durch jahrelange Erfahrung von diesen Wissenschaftlern und immer neue Erkenntnisse in der Forschung beeinflusst und dienen dazu, frühzeitig Warnungen auszugeben", erklärt Gestrich gegenüber BR24. Oft sei es so, dass man vor Ausbrüchen eine Veränderung von solchen Signalen feststelle. So sei es auch in diesem Fall des Ausbruchs des Ätna gewesen. "Trotzdem ist es schwierig einen genauen Zeitpunkt und die Größe des Ausbruchs vorherzusagen, da jeder Vulkan sich etwas anders verhält und sich auch der gleiche Vulkan von Eruption zu Eruption verändern kann", so Gestrich.

Tipp für Reisende, die sich wegen möglicher Auswirkungen auf den Flugverkehr sorgen

"Gelassen bleiben und sich klarmachen, dass es sich um ein Naturkatastrophe handelt", rät Schmidt. "Kommt es zu einem Ausbruch, haben wir weltweit etablierte Routinen und Methoden, um die Ausbreitung der Aschewolken in der Atmosphäre zu überwachen und gegebenenfalls Maßnahmen, wie die Sperrung des Luftraumes oder eines Flughafens, zu ergreifen." Diese Maßnahmen dienten dazu, die Fluggäste zu schützen, so Schmidt. In den allermeisten Fällen funktioniere das zuverlässig, sodass die Anzahl der Flüge, auf denen eine Aschewolke angetroffen werde, im Vergleich zur Anzahl der jährlichen Vulkanausbrüche sehr gering sei.

Weiterhin Überschwemmungen in Italien

Neben der Aktivität des Ätnas sind für Reisende Richtung Sizilien auch die aktuellen Überschwemmungen relevant. Das Auswärtige Amt weist darauf hin, dass aufgrund der anhaltenden, zum Teil starken Regenfälle und heftiger Gewitter in ganz Italien mit Einschränkungen zu rechnen sei. Besondere Vorsicht gelte momentan in den Regionen Emilia-Romagna sowie in Sizilien. Dort herrsche jeweils die höchste Alarmstufe.

Im Landesinnern besteht laut Auswärtigem Amt weiterhin die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen. An der gesamten Küste auch Mittel- und Süditaliens können Sturmfluten einsetzen. Viele Straßen seien unpassierbar und es komme zu Einschränkungen im regionalen Bahnverkehr.

Mit Informationen von dpa, AP und AFP.

Nach den Unwettern im Norden Italiens haben die Aufräumarbeiten begonnen. In einigen Gebieten der Region Emilia-Romagna herrscht nach wie vor höchste Alarmstufe, denn es wird mit neuem Regen gerechnet.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

In einigen Gebieten Italiens herrscht nach wie vor die höchste Alarmstufe, denn es wird mit neuem Regen gerechnet.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!