Blauhelme beim Rückkehrerappell für Soldaten des letzten Deutschen Einsatzkontingents MINUSMA im Dezember 2023
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Blauhelme beim Rückkehrerappell für Soldaten des letzten Deutschen Einsatzkontingents MINUSMA im Dezember 2023

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"Am Ende unerwünscht": Abschlussappell für Mali-Einsatz

Wenn der Einsatz der Bundeswehr in Mali nun mit dem Appell im Verteidigungsministerium formal abgeschlossen wird, könnte damit auch die Zeit großer Auslandsmissionen enden. Künftig stehen andere Aufgaben für die deutschen Streitkräfte im Vordergrund.

Rund 300 Bundeswehrangehörige werden zum Schlussappell antreten. Der Kanzler wird ihr Engagement würdigen und den Soldatinnen und Soldaten des letzten Mali-Kontingents danken. Sie stehen stellvertretend für mehr als 20.000 Männer und Frauen, die in den vergangenen mehr als zehn Jahren im deutschen Auftrag in Westafrika dienten.

Der Auftrag: Mali stabilisieren

Als Tuareg-Rebellen und islamistische Dschihadisten die Kontrolle über weite Teile Malis übernommen hatten und die malische Zentralregierung in großer Bedrängnis war, beteiligte sich Deutschland 2013 mit Bundeswehr-Kräften an einer Ausbildungsmission der EU für malische Soldaten. Später folgte dann der Bundestagsbeschluss zur Entsendung eines deutschen Kontingents in die UN-Friedensmission Minusma. Ihr Ziel: Die Sicherheitslage in Mali stabilisieren.

In der Stadt Gao wurde ein Bundeswehr-Feldlager errichtet – das "Camp Castor" - und immer weiter ausgebaut. Zeitweise waren rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten in Mali stationiert. Sie unternahmen Patrouillen in der Umgebung, um Erkenntnisse zur Lageeinschätzung zu gewinnen, betrieben Aufklärungsdrohnen und unterstützten die Blauhelm-Mission unter anderem mit Kampf- und Transporthubschraubern.

Riskante Mission

Der Minusma-Einsatz erwies sich schnell als gefährlich. Schon rund ein halbes Jahr nach Beginn der Stationierung in Gao wurde dort, im Sommer 2016, eine Bundeswehrpatrouille beschossen. Bei diesem Vorfall wurde niemand verletzt. 2017 starben zwei Piloten bei einem Hubschrauberabsturz aufgrund eines Wartungsfehlers. 2021 wurden zwölf Bundeswehrsoldaten bei der Explosion einer Autobombe verletzt. Zuletzt galt der Mali-Einsatz als gefährlichste Auslandsmission der Bundeswehr.

Nicht mehr willkommen

Das Verhältnis zwischen der UN-Mission und der malischen Zentralregierung bekam ab 2021 tiefe Risse. Die Regierung in Bamako holte russische Söldner ins Land und begann die Arbeit der Blauhelme zu behindern. Vor diesem Hintergrund verlängerte der Bundestag das Mali-Mandat der Bundeswehr im Mai vergangenen Jahres nicht mehr. Kurz danach wurde das Ende der gesamten UN-Mission beschlossen.

Im Dezember kamen die letzten Bundeswehr-Soldaten aus Mali zurück. Monate vorher bereits bilanzierte der Kommandeur des deutschen Kontingents, Oberst Heiko Bohnsack, im ARD-Interview, das übergeordnete Ziel des Einsatzes, eine Stabilisierung zwischen der malischen Regierung und den Gruppen im Norden zu erreichen, habe nicht erfüllt werden können. Man habe nicht den gewünschten Erfolg gehabt, sagte Bundesverteidigungsminister Pistorius, als er die rückkehrenden Mali-Blauhelme im vergangenen Dezember begrüßte.

Ende der Einsatzarmee

Die Mission in Mali war, nach Afghanistan, der zweitgrößte Auslandseinsatz in der Geschichte der Bundeswehr. Rund 20.000 Soldatinnen und Soldaten waren, verteilt über die mehr als zehn Jahre Einsatzdauer, in Westafrika. Der logistische Aufwand war enorm. Die Gesamtkosten des Einsatzes wurden kurz vor seinem Ende auf rund 4,3 Milliarden Euro geschätzt. Afghanistan und Mali können stellvertretend für den Abschnitt der Bundeswehr-Geschichte stehen, in dem sie, nach dem Ende des Kalten Krieges, eine Armee für Auslandseinsätze war.

Andere Aufgaben nun wichtiger

Nun stehen Landes- und Bündnisverteidigung wieder im Mittelpunkt. Damit verbunden, ist auch die dauerhafte Stationierung einer Kampfbrigade im Nato-Partnerland Litauen.

Kann die Bundeswehr, eine Armee im Umbruch, mit dünner Material- und Personaldecke, darüber hinaus umfangreiche und langwierige Auslandseinsätze wie den in Mali künftig überhaupt noch leisten? Dazu müssen wir weiter in der Lage sein, unterstrich in dieser Woche Generalinspekteur Carsten Breuer. Die deutschen Streitkräfte müssten weiter auch internationales Krisenmanagement können, betonte Breuer. S

So sieht das auch Boris Pistorius – in der Theorie. Als die letzten Einheiten aus Mali zurückkehrten, sagte der Bundesverteidigungsminister am Rande der Begrüßungszeremonie, mit einem vergleichbar umfangreichen UN-Einsatz wie in Mali sei gegenwärtig nicht zu rechnen.

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